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Julia Bestseller Band 145

Julia Bestseller Band 145

Titel: Julia Bestseller Band 145 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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zwar nur durch den Gang voneinander getrennt, doch Grace hüllte sich in Schweigen, und dieses Schweigen drückte ganz deutlich aus, wie sehr sie ihn verachtete.
    Ihm sollte es recht sein. Sollte sie ihn doch hassen, so viel sie wollte. Es spielte keine Rolle. Man musste noch Gefühle haben, um sich den Hass einer Frau zu Herzen zu nehmen, doch alles, was er für sie empfand, war ebenfalls Verachtung.
    Und warum sollte sie auch mit ihm reden? Sie hatten sich absolut nichts zu sagen. Für ihn wäre ohnehin nur ihr Schuldeingeständnis von Interesse gewesen, und mittlerweile wusste er, dass er das nicht bekommen würde. Nein, Grace würde weiterhin so tun, als hätte sie keinen blassen Schimmer, weshalb er ihr hinterhergereist war.
    Was für ein Unsinn. Er war doch nicht von gestern! In New York würde sie den Preis für ihre Taten zahlen. Nachdem sie das Flugzeug bestiegen hatten, hatte er nämlich als Erstes seinen Blackberry geöffnet und eine E-Mail an den FBI-Agenten geschickt, der den Fall leitete.
    Grace Hudson befindet sich in meinem Gewahrsam. Ich zähle darauf, dass Sie die erforderlichen Maßnahmen ergreifen.
    Er hatte die voraussichtliche Zeit ihrer Landung angegeben und versichert, dass er den Agenten noch einmal kontaktieren würde, um sie zu bestätigen. Salim wollte nämlich, dass die Polizei bereits mit Haftbefehl und Handschellen am Ende der Gangway wartete, wenn sie wieder amerikanischen Boden betraten. Willkommen zu Hause, habiba , würde er dann sagen und sie mit einem Lächeln an die Behörden übergeben.
    Salim blickte auf die Uhr. Bis dahin würde allerdings noch viel Zeit vergehen.
    Es war Mitternacht. Sie befanden sich irgendwo über dem Pazifik, noch ganz zu Beginn ihres mehr als vierundzwanzigstündigen Flugs. In Tokio würden sie kurz zwischenlanden, um neuen Treibstoff zu tanken.
    Je eher sie New York erreichten und er seine Gefangene loswurde, desto besser. Dann könnte er dieses unangenehme Kapitel seines Lebens endlich abschließen. Die Diebin war gefasst und würde für ihr Verbrechen büßen. Ende der Geschichte. Grace im Gefängnis. Seite an Seite mit Kriminellen. Aber schließlich war sie selbst eine von ihnen. Genau dort gehörte sie hin.
    Ja, in der Tat. Die Türen würden sich hinter ihr schließen, und er würde vergessen, dass sie jemals existiert hatte.
    Salim schaute zu ihr herüber. Sie hatte sich immer noch nicht bewegt. Keinen Zentimeter. Ob sie an dasselbe dachte? Die endlosen Jahre, die vor ihr lagen? Die hohen, unüberwindlichen Mauern, die fortan ihre Welt sein würden?
    Es war nicht gerade einfach, sie sich in einer solchen Umgebung vorzustellen …
    Verdammt noch mal, na und? Was als Nächstes mit ihr geschah, hatte nichts mit ihm zu tun. Das hatte sie sich ganz allein zuzuschreiben.
    Mit Gewalt zwang er sich dazu, sich wieder seinem Blackberry zu widmen. Er ging seine Mitteilungen durch, antwortete auf ein paar und machte sich zu anderen Notizen. Er kontrollierte die letzten Börsenkurse in Tokio, London und New York und las die aktuelle Ausgabe der New York Times im Internet, obwohl er all das schon vor einer Weile getan hatte. Immerhin schlug er so wenigstens die Zeit tot.
    Eine weitere Stunde verging. Der Steward erschien und rollte einen Wagen mit Kaffee, Wasser, Obst, Käse und Crackern herein.
    „Soll ich Ihnen etwas servieren, oder soll ich den Wagen hier stehen lassen, Sir?“
    „Lassen Sie ihn hier“, erwiderte Salim knapp. Die Ereignisse des Abends hatten ihm die Laune verdorben, und Graces beharrliches Schweigen tat ein Übriges, auch wenn er sich einredete, dass es ihm nichts ausmachte.
    Er wartete, bis der Steward wieder verschwunden war.
    „Möchtest du einen Kaffee?“
    Keine Antwort. Nicht mal ein Anzeichen, dass sie seine Frage registriert hatte.
    „Ich sagte …“
    „Ich habe dich gehört. Nein.“
    Wow, er hatte fünf Wörter aus ihr herausgeholt! Vermutlich blieb das für den Rest des Flugs ein einsamer Rekord. Sie starrte immer noch aus dem Fenster.
    Salim biss die Zähne zusammen. Zur Hölle mit ihr. Wenn sie diesen Flug hungrig, durstig und übermüdet hinter sich bringen wollte, dann war das ihre Sache.
    Er trank etwas Kaffee. Zwang sich dazu, etwas zu essen, auch wenn er den Käse kaum hinunterbekam. Danach richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Blackberry.
    Dennoch wuchs sein Zorn.
    Verhielt sie sich absichtlich so? Wollte sie auf diese Weise sein Mitleid erregen? Oder war das selbst auferlegte Schweigen ein Zeichen ihrer

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