Julia Bestseller Band 145
es besonders wehtut.“
Salim grinste. Er konnte es sich nicht verkneifen. Das war typisch Grace. Lady und Straßenkämpferin in einem. Wenn man noch „schlau“ und „mutig“ und „ehrlich“ hinzufügte …
Nur dass „ehrlich“ kein Wort war, das man im Zusammenhang mit ihr benutzen konnte.
Sein Lächeln verblasste. Er ging an ihr vorbei, nahm einen dicken Frotteebademantel vom Türhaken und warf ihn ihr zu.
„Was ist das?“
„Wonach sieht es denn aus?“, knurrte er. „Nimm ein heißes Bad. Wasch die Erinnerung an Liptons Hände ab. Dann wickle dich in den Bademantel und bestell einen Tee. Oder besser noch eine Flasche Brandy. Spätestens wenn du dir das erste Glas einschenkst, bin ich zurück.“
„Aber – wohin gehst du?“ Grace legte eine Hand auf seinen Arm. Ihre Berührung brannte wie Feuer. Wie konnte das sein – schließlich waren ihre Finger eiskalt?
„Ich bin nur kurz weg.“
„Salim, begib dich nicht in seine Nähe. Er ist ein gefährlicher Mann. Keiner kann sagen, was er dir antun würde.“
„Nanu, habiba , ich bin wirklich gerührt. Du machst dir Sorgen um mich?“
Grace riss die Hand fort. „Ganz bestimmt nicht“, versetzte sie kalt. „Ich möchte nur nicht, dass du zu Schaden kommst und mich nicht nach Kalifornien zurückbringen kannst.“
„Nach New York“, korrigierte er und unterdrückte das plötzliche Hochgefühl, das ihn durchströmte.
„Kalifornien“, beharrte sie. Ihr Gesichtsausdruck war so voller Trotz, dass er sie am liebsten geschüttelt hätte. Oder geküsst. Oder …
Salim drehte sich auf dem Absatz um und ging in die Nacht hinaus.
Sie würde nichts von dem tun, was er ihr vorgeschlagen hatte.
Vorgeschlagen? Grace lachte. Salim hatte nichts vorgeschlagen, er hatte befohlen. Nun, sie nahm aber keine Befehle von ihm entgegen. Nie mehr. Sie würde einfach im Wohnzimmer auf seine Rückkehr warten.
Es war schon schlimm genug, dass sie bei ihm Zuflucht gesucht hatte, doch wenn er deshalb meinte, dass er sie wie früher herumkommandieren konnte …
Oh, zur Hölle!
Ihr tat alles weh. Ihr Arm, das Handgelenk, der Kopf. Außerdem fühlte sie sich besudelt. Wenn sie die Augen schloss, glaubte sie immer noch, Liptons Hände auf sich zu spüren.
Grace stand auf, ging zurück ins Bad, verschloss die Tür, drehte den Hahn der Badewanne auf, ging den Korb mit Badezusätzen durch, schnupperte an etwas, das sich Rosen und Mondlicht nannte, und kippte es dann in das fließende Wasser. Danach streifte sie ihre Kleider ab, warf sie komplett in den Müll und stieg in die Wanne. Wenn nötig, würde sie den Bademantel im Flugzeug tragen. Oder etwas von Salim. Das hatte sie schon einmal getan. Damals waren sie in einen heftigen Regenguss geraten, und als sie sein Apartment erreichten, hatten sie die nassen Sachen ausgezogen und zusammen geduscht. Er trocknete sie ab, und dort, wo er ihre Haut mit dem Handtuch berührt hatte, küsste und streichelte er sie …
Grace stieg so schnell aus der Wanne, dass das Wasser über den Rand schwappte. Rasch trat sie in die danebenliegende Dusche, wusch ihr Haar und ließ das Wasser über ihren Körper strömen, bis ihre Haut pink war. Erst dann drehte sie den Hahn zu und hüllte sich in den Bademantel, der ihr bis zu den Zehen reichte.
„Auf in den Kampf“, sprach sie aufmunternd zu sich selbst und öffnete die Tür.
Salim stand im Schlafzimmer. Sein Haar war total zerrauft, die Krawatte verschwunden. Auf seinem Hemd zeichneten sich Blutflecken ab, und auf seiner Wange entdeckte sie einen kleinen Schnitt. Ihr Herz raste, bis sie endlich erkannte, dass er lächelte. Das und ihr gesunder Menschenverstand hielten sie davon ab, sich ihm in die Arme zu werfen.
„Du siehst aus“, bemerkte sie überraschend ruhig, „als hättest du zehn Runden mit einem Gorilla hinter dir.“
Er grinste, zuckte allerdings zusammen, als er den Schnitt auf seiner Wange mit dem Finger berührte. „Es war nur eine Runde, und zwar mit einem Schwein.“
Graces Augen wurden groß. „Was hast du getan, Salim? Ich habe dir doch gesagt, dass …“
„Dein Koffer liegt auf dem Bett.“ Noch ein Grinsen. „Ich habe die Sachen allerdings nur hastig zusammengeworfen. Dein Handy ist auch dabei.“
„Und Lipton?“
„Er lebt, aber seine aristokratische Nase ist nicht mehr ganz so gerade wie zuvor.“ Sein Grinsen verblasste. „Er wird es sich zweimal überlegen, ob er sich noch einmal an einer Frau vergreift.“
Grace wusste ganz genau, dass es
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