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Julia Bestseller Band 145

Julia Bestseller Band 145

Titel: Julia Bestseller Band 145 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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Sie sah es an seinen Augen.
    Wut verdrängte die Furcht. Glaubte er tatsächlich, dass sie die ganze Geschichte erfunden hatte? Sie hasste seinen kalten Blick, die Art und Weise, wie er groß und einschüchternd vor ihr stand – so selbstsicher, dass sie am liebsten laut geschrien hätte. Wer würde schon einen Gedächtnisverlust erfinden?
    Mühsam versuchte sie, aufzustehen. Der Mann warf ihr einen warnenden Blick zu und bedeutete ihr, sitzen zu bleiben.
    „Bleib, wo du bist!“
    „Bleib, wo du …?“ Grace richtete sich auf. „Hör mal gut zu, Mister, wer auch immer du bist, ich nehme keine Befehle von dir entgegen …“
    Die Welt um sie herum begann sich zu drehen. Der Fremde fluchte, packte sie an den Schultern und gab ihr Halt.
    „Willst du es unbedingt darauf anlegen, in Ohnmacht zu fallen, habiba ? Das wäre keine gute Idee. Ich muss noch einige Dinge erledigen, ehe die Sonne untergeht – mich um eine Drama-Königin zu kümmern gehört nicht dazu.“
    „Ich brauche niemanden, der sich um mich kümmert, ich brauche Antworten!“
    „Worauf zum Beispiel?“
    „Zum Beispiel auf die Frage, warum wir in diesem Flugzeug waren? Wieso sind wir abgestürzt? Wohin wollten wir fliegen?“ Ihre Stimme begann zu zittern. „Und … und sind wir die einzigen … Überlebenden?“
    War das alles echt? Salim vermochte es nicht zu sagen. Diese plötzliche Amnesie war zu einfach … andererseits konnte er die Panik in ihrem Blick lesen, und sie hatte einen Schlag auf den Kopf erhalten. Zwei Schläge, um genau zu sein. Bestimmt hatte sie eine Gehirnerschütterung.
    Sie zitterte. Ihr Gesicht war leichenblass.
    Also gut, er würde sie so behandeln, als hätte sie tatsächlich das Gedächtnis verloren. Fürs Erste.
    „Wir können später darüber reden“, erklärte er brüsk. „Jetzt ist es wichtiger, Wasser zu finden. Es wird bald dunkel werden, und ich möchte nicht, dass die Dinge noch schlimmer werden, als sie ohnehin schon sind.“
    „Wie könnten die Dinge noch schlimmer werden?“ Tränen schimmerten in ihren Augen. „Verstehst du denn nicht? Ich weiß nicht, wer ich bin!“
    Salim schaute sie an und erkannte die Wahrheit. Das hier war keine Schauspielerei. Grace war vollkommen verängstigt und verletzlich. Im Moment war sie eine völlig andere Frau als noch vor dem Flugzeugabsturz.
    Leise fluchte er und legte vorsichtig die Arme um sie.
    „Grace“, murmelte er, „ habiba . Hab keine Angst.“
    „Nicht“, wisperte sie, doch ihre Worte wurden von seiner nackten Brust erstickt, denn er hatte sie bereits an sich gezogen. Sie fühlte seine Stärke, die Hitze seines Körpers, atmete seinen Duft ein und ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie weinte sich Furcht und Verwirrung aus der Seele, während er sie sanft wiegte, ihr Haar und ihren Rücken streichelte, bis sie schließlich keine Tränen mehr hatte.
    Er wartete, bis sie ganz ruhig war. Dann packte er ihre Schultern und schob sie ein Stückchen von sich fort. Ihre Nase war rot, die Augen geschwollen. Er hasste sich dafür, so harsch reagiert zu haben, wo sie doch stattdessen seinen Trost gebraucht hätte.
    „Es tut mir leid“, entschuldigte er sich. „Ich hätte nicht an dir zweifeln sollen.“
    „Ich … ich verstehe es einfach nicht. Wie konnte ich all diese Dinge vergessen? Wer ich bin. Was mit uns passiert ist. Wer du bist, denn du bist nicht der Pilot, oder? Ich meine, der Pilot eines großen Flugzeugs würde nicht die Namen aller Passagiere kennen.“
    „Es war ein Privatjet, habiba , und er gehörte mir. Du und ich waren die einzigen Passagiere.“ Seine Augen verdunkelten sich, und um seine Mundwinkel zuckte es. „Es gab noch andere Menschen. Meine Crew.“
    „Sind sie … sind sie …“
    Salim umfasste ihr Gesicht. „Das Einzige, was jetzt eine Rolle spielt, ist die Tatsache, dass wir überlebt haben.“
    „Aber warum kann ich mich nicht …“ Sie schluckte. „Bin ich … bin ich …?“ Sie zögerte, weil sie Angst hatte, es laut auszusprechen. „Bin ich … du weißt schon, bin ich krank? Habe ich irgendeine … Geisteskrankheit?“
    „Nein, nein“, beruhigte er sie rasch. „Nichts dergleichen.“
    „Du meinst, ich leide an Amnesie?“ Am liebsten hätte sie gelacht. Es war ein derart albernes Klischee.
    Er nickte. „Es scheint so.“
    Seine Bestätigung machte es plötzlich real. Ihre Knie begannen zu zittern.
    „Oh Gott“, flüsterte sie, „Gott, was soll ich nur tun?“
    „Du wirst dich entspannen. Bleib ganz ruhig. Ich

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