Julia Bestseller Band 146
Diese Liebeserklärung behalte ich lieber für mich, dachte er.
Freya legte sich auf die Seite und war den Tränen nahe. In ihrem ganzen Leben hatte sie sich noch nie so einsam gefühlt. Enrico hatte es gut. Er hatte eine große Familie in Italien, die stets ein offenes Ohr für ihn hatte. Sie aber konnte sich niemandem anvertrauen. Selbst Cindy war eher eine Bekannte als eine gute Freundin. Außerdem stand sie auf Enricos Gehaltsliste und würde im Notfall wohl eher ihren Boss unterstützen als Freya.
Enrico vor dem Traualtar stehen zu lassen, kam für sie nicht infrage. Das würde Luca nicht zum Schweigen bringen, ebenso wenig wie Enricos Versuch, ihm Schweigegeld zu zahlen.
Wie gern hätte sie sich jemandem anvertraut, auch um sich selbst über ihre Gefühle klar zu werden. Doch sie hatte niemanden! Also musste sie allein zu einer Lösung kommen.
Du wirst also einen Mann heiraten, der denkt, dass auch andere Männer leichtes Spiel bei dir haben. Der Mann heiratet dich nur, weil er so seinem Sohn nahe sein kann.
Okay, er begehrt dich, kann gar nicht genug von dir bekommen, aber was passiert, wenn die Anziehungskraft nachlässt? Sucht er sich dann eine Geliebte? Würdest du das tolerieren – um Nickys willen?
Wenn du viele Verwandte und Freunde hättest, würdest du ihnen das alles anvertrauen? Natürlich nicht. Das ließe dein Stolz nicht zu. Dein Stolz und die Fürsorge für Nicky.
Ich liebe Enrico, dachte sie verzweifelt. Ich könnte ihn gar nicht hassen. Es fiel ihr nur schwer, sich das einzugestehen. Es fehlte ihr auch nicht die Familie, sondern Enrico. Ohne ihn war sie einsam und traurig.
Als auf Enricos Handy keine neue Nachricht mehr erschien, stand er auf, durchquerte das Zimmer und schlug den Schnellhefter mit den Informationen über Luca auf. Inzwischen waren einige enthüllende Fotos dazugekommen.
Das ist mein Schutz, dachte Enrico, meine Geheimwaffe gegen Luca. Wenn er weiß, was ich habe, wird er den Mund halten.
Er spielte mit dem Gedanken, zu Freya zu gehen und ihr die Fotos zu zeigen. Das würde die Situation klären. Dann würde er ihr gut zureden, ihn zu heiraten, und sie würden sich leidenschaftlich lieben.
Doch auf diese Weise würde er nie erfahren, ob sie ihm genug vertraute, ihn zu heiraten, auch ohne zu wissen, dass Luca seine Drohung gar nicht wahr machen konnte.
Außerdem wollte er sie mit den Neuigkeiten überraschen, als Gegenleistung für das Hochzeitsgeschenk, das sie ihm schon gegeben hatte.
Enrico schlug den Hefter wieder zu und schenkte sich einen hochprozentigen Drink ein. Das wird eine lange Nacht, dachte er und setzte sich in einen Sessel, statt ins Bett zu gehen.
10. KAPITEL
Es waren die längsten zwei Nächte, die sie je erlebt hatte.
An ihrem Hochzeitstag versuchte Freya, sich von der Begeisterung ihrer Mitmenschen anstecken zu lassen. Nicky war schrecklich aufgeregt, Lissa strahlte, denn sie hatte schon einen Blick auf das Brautkleid erhaschen können, das am Morgen geliefert worden war. Sonny gab sich betont gelassen, doch selbst Freya, die an diesem Tag besonders angespannt war, musste vergnügt lächeln, als sie ihn in einem dunklen Anzug mit Weste und eisblauer Seidenkrawatte auftauchen sah. Bisher hatte sie ihn nur in Jeans und T-Shirt zu Gesicht bekommen.
Fredo hatte sich noch nicht blicken lassen. Er musste sich in Enricos Nähe aufhalten, wo auch immer das gerade war.
Cindy war eingetroffen, als Freya gerade ein entspannendes Bad nahm, um sich von einer weiteren schlaflosen Nacht zu erholen. Und plötzlich war der Morgen vorbei. In einer halben Stunde wurden sie in der Kirche erwartet.
Cindy trat einen Schritt zurück und betrachtete Freyas Spiegelbild. „Du siehst fantastisch aus“, sagte sie bewundernd und verträumt zugleich. Sie war unheilbar romantisch.
Vielleicht sollte ich ihr nacheifern, dachte Freya. Immerhin blickte ihr eine Braut aus dem Spiegel entgegen, die alles getan hatte, um eine romantische Hochzeit zu erleben.
Enrico hatte sich eine traditionelle Hochzeit gewünscht und am Morgen noch einen Beitrag dazu geleistet. Freya hatte ein kleines Päckchen erhalten. Als sie es behutsam auspackte, fand sie eine zarte Goldkette mit einem Anhänger aus zwei ineinander verschlungenen Herzen, die mit Brillanten besetzt waren. Auf der beiliegenden Karte standen nur zwei Worte: „Sei da.“ War das nun ein Befehl oder eine Drohung?
Freya betrachtete den Anhänger und wurde noch aufgeregter.
„Du bist ein richtiger Glückspilz“, sagte
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