Julia Bestseller Band 146
das Zimmer.
Fassungslos sah Freya ihm nach.
Innerhalb einer Stunde war das Haus von Sicherheitskräften umstellt, doch dadurch fühlte Freya sich keinen Deut sicherer – im Gegenteil. Was hatte Luca Enricos Ansicht nach vor, dass er es für nötig befand, spezielle Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen? Oder hatte er das Wachpersonal zusammengezogen, damit sie nicht entkommen konnte?
Als Nächstes wurde ihr ein neues Handy überreicht. Es war der letzte Schrei in einem kühlen Grünton und sexy Design. Alle Telefonnummern, die in ihrem alten Gerät gespeichert waren, befanden sich auf dem Handy. Und Cindys neue Nummer war auch schon gespeichert. Und wo befand sich ihr altes Handy? Hatte Enrico es behalten?
Zum ersten Mal seit zweieinhalb Wochen lag Freya an diesem Abend allein im Bett. An Schlaf war nicht zu denken. Unruhig warf sie sich in dem großen Bett hin und her. Sie sehnte sich nach Enrico und verachtete sich gleichzeitig für ihre Gefühle.
Zweimal hatte sie schon nach dem Handy gegriffen, um Enrico anzurufen, und hatte es sich jedes Mal in letzter Sekunde anders überlegt und das Telefon aufs Bett geworfen.
Wo mochte er stecken? Was tat er? Hatte er schon die Konfrontation mit seinem Cousin gesucht? Hatten das Geldbündel und der Schnellhefter mit einer Auflistung von Lucas Schulden dafür gesorgt, dass Luca seinen Mund hielt? Wie viel Honorar zahlten die Gazetten eigentlich für Enthüllungsgeschichten?
Wahrscheinlich spielte das Geld gar keine große Rolle. Freya war sicher, dass es Luca nicht nur darum ging. Wahrscheinlich würde er alles nehmen, was er von Enrico bekommen konnte, und dann trotzdem seine Lügengeschichten verbreiten.
Auch Enrico fand keinen Schlaf. Nervös ging er in der im nächsten Stockwerk gelegenen Wohnung hin und her. Er sehnte sich nach Freya. Er sehnte sich so sehr nach ihr, dass es schmerzte. Sollte er zu ihr gehen?
Er warf sich aufs Bett, schloss die Augen und stellte sich vor, wie sie auf der Seite lag, das wunderschöne Haar hinter ihr ausgebreitet. Ob sie eins dieser winzigen Seidennachthemden trug, die er ihr so gern auszog? Welche Farbe mochte es haben? Freya hatte ein ganzes Sortiment gekauft: in Schwarz, Weiß, Elfenbeinfarben, Rot und in einem Meergrün, das die Farbe ihrer Augen noch intensiver wirken ließ …
Freya stand auf und begann hin und her zu gehen. Sie war unruhig und besorgt. Warum hat er sich nicht gemeldet? überlegte sie. Er hätte ihr schon berichten können, was mit Luca war. Wollte er sie bewusst im Unklaren lassen?
Plötzlich piepte ihr Handy. Freya nahm es sofort in die Hand. Es war eine SMS von Enrico. „Fehle ich dir?“, fragte er.
Freya antwortete umgehend: „Nein“, teilte sie ihm mit, was ihr sofort leidtat, denn es wäre wohl besser gewesen, die SMS einfach nicht zu beachten. Jetzt wusste Enrico, dass er nicht der Einzige im Haus war, der noch wach war.
Nur mit einem Handtuch um die Hüften lag Enrico auf dem Bett und betrachtete lächelnd die Nachricht auf dem Handydisplay. Vielleicht bildete Freya sich ein, ihn zu hassen, aber immerhin war sie wach, was dafür sprach, wie sehr er ihr fehlte.
Seine Anspannung löste sich etwas, als er die zweite Nachricht abschickte: „Schwindlerin. Welche Farbe hat dein Nachthemd?“
Freya ließ den Blick über ihr winziges meergrünes Nachthemd gleiten und sah Enrico vor sich, der sie bewundernd anschaute und sie gar nicht schnell genug verführen konnte.
Ihr Körper reagierte dabei sofort: Ihre Brustspitzen richteten sich verlangend auf, und ihr Atem ging schneller. Ich hasse ihn, dachte Freya. Niemals würde sie ihm verzeihen, was er ihr angetan hatte.
Sie setzte sich im Schneidersitz aufs Bett, schob sich das Haar aus dem Gesicht und tippte die nächste SMS.
„Geht dich nichts mehr an“, las Enrico kurz darauf und verzog das Gesicht. Dann richtete er sich auf, um auch den Rest der Nachricht zu lesen. „Was ist mit Luca?“
Gute Frage! „Versuch, mir zu vertrauen, cara “, antwortete er.
„Vertrauen? Soll ich dich vorm Altar versetzen oder nicht?“
Dieses Biest, dachte Enrico und antwortete: „Das musst du wissen.“
Freya ließ sich in die Kissen sinken. Er forderte sie auf, Vertrauen zu ihm zu haben. Wie, um alles in der Welt, sollte sie ihm aber vertrauen?
„Ich hasse dich. Das weiß ich immerhin“, schrieb sie zurück, schaltete das Handy aus und warf es auf die Bettdecke.
„Und ich liebe dich über alles“, tippte Enrico ein, schickte die SMS jedoch nicht ab.
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