Julia Bestseller Band 146
Tageslicht bringen wird, wer der leibliche Vater ist. Ich kann es ja nicht sein. Aber ich habe die Genugtuung, dass Enricos Stolz verletzt ist. Verstehen wir uns, Freya?“
Wieder reichte Enrico ihr den Hörer.
„Ja“, wiederholte sie mit bebender Stimme.
„Wirst du mir den Gefallen tun?“
„Ja“, antwortete sie leise, obwohl sie keine Ahnung hatte, was Luca von ihr gefordert hatte.
Enrico nahm ihr das Handy weg und unterbrach dann die Verbindung. Freya blinzelte erschrocken. Dann sahen sie einander schweigend an. Nur das Knirschen des Lasters auf dem Kiesweg war zu hören.
„Was will er?“, fragte sie schließlich.
„Meinen Kopf auf einem Silbertablett“, antwortete Enrico trocken und verzog das Gesicht. „Du hast dich gerade einverstanden erklärt, mich vor dem Traualtar stehen zu lassen.“
„Oh.“ Freya ließ sich ihre Gefühle nicht anmerken.
„Sag mal, wie ist Luca an deine Handynummer gekommen?“
Sein fortgesetztes Misstrauen verletzte sie. Glaubte er etwa, sie selbst hätte Luca die Nummer gegeben? Freya seufzte und erklärte, was passiert war. „Er hat Cindys Handy gestohlen“, sagte sie und griff nach ihrem eigenen Mobiltelefon. „Würdest du gern zuhören, wenn ich Cindy anrufe, damit sie das bestätigt?“
Er nickte nur schweigend.
Pikiert über sein Misstrauen, blätterte Freya im Telefonverzeichnis ihres Handys, um Cindys Festnetznummer zu finden, die sie sofort wählte. Nicky kam näher. Gleich würde er seine Mutter entdecken.
„Man hat mir mein Handy gestohlen, als wir unterwegs waren“, erzählte Cindy aufgebracht, nachdem Freya sich als Anruferin zu erkennen gegeben hatte. „Wahrscheinlich war es diese rothaarige Schlange, die auf der Heimfahrt neben mir im Bus saß.“ Cindy war fuchsteufelswild.
Vermutlich die rothaarige Schlange, die ständig mit mir verwechselt wird, dachte Freya zornig.
„Stell dir vor, sie hat alle meine Einkaufstaschen umgeworfen, als sie sich neben mich gesetzt hat. Und ich habe mich noch bedankt, weil sie mir geholfen hat, die Sachen wieder aufzuheben.“ Cindy schäumte vor Wut.
„Tu mir einen Gefallen, Cindy, erzähl das alles bitte auch Enrico. Ich gebe ihn dir.“ Sie reichte Enrico den Hörer, trat einen Schritt zurück und begrüßte lächelnd ihren Sohn.
Mit wachsender Erleichterung hörte Enrico sich Cindys Geschichte an, und langsam erkannte er, dass er einige unverzeihliche Fehler gemacht hatte. Doch er wäre nicht Enrico Ranieri, wenn er nicht wenigstens versuchen würde, die Fehler wiedergutzumachen. „Du musst deinem Netzbetreiber sofort mitteilen, dass man dir das Handy gestohlen hat“, sagte er zu Cindy. „Freya ist telefonisch belästigt worden. Ich lasse dir innerhalb einer Stunde die neue Nummer mitteilen.“ Damit beendete er das Gespräch, schob Freyas Handy in die Hosentasche und betrat das Haus. Er war entschlossener denn je, Freya zu heiraten. Enrico lächelte verhalten. Sein Sohn und bald seine Frau ! Insgeheim hatte er sich das wohl schon lange gewünscht. Warum war er nur so begriffsstutzig gewesen?
9. KAPITEL
Enrico hörte Nicky in der Küche sprechen und fand seinen Sohn dort mit Sonny vor, dem er half, Teig durch die Nudelmaschine zu drehen. Doch Freya war nirgends zu sehen.
Die beiden Köche blickten ihn lächelnd an. Auch er rang sich ein Lächeln ab, das jedoch sofort verflog, als er die Küche wieder verließ und nach oben ging. Er entdeckte Freya im Schlafzimmer, wo sie inmitten ihrer Einkäufe auf dem Bett saß und den Kopf in den Händen barg.
Bei ihrem Anblick empfand Enrico sofort Mitleid, auch wenn er es nicht wahrhaben wollte. Er schloss die Tür mit einem Knall und ging langsam auf Freya zu.
Erschrocken nahm Freya die Hände vom Gesicht und sprang auf. Statt tiefer Verzweiflung malte sich nun Wut auf ihrem schönen Gesicht. „Ich habe dich doch gebeten …“
Doch bevor sie weiterreden konnte, küsste Enrico sie hart. Schockbehandlung ist jetzt das Einzige, was hilft, dachte Enrico, und umfasste ihre Arme, damit sie ihn nicht wegstoßen konnte. Er spürte, wie sie am ganzen Körper bebte, und doch erwiderte sie seine Küsse, wie sie es bisher immer getan hatte – sehnsüchtig und verlangend, als könnte sie gar nicht anders.
Das war Enricos einzige Waffe, die er Freya gegenüber hatte. Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, Freya aufs Bett zu zwingen und seine Sehnsucht zu stillen und durch ein erregendes Liebesspiel vergessen zu machen, was in der vergangenen Stunde
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