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Julia Bestseller Band 146

Julia Bestseller Band 146

Titel: Julia Bestseller Band 146 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Reid
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zulassen können?
    Dieses Dinner hatte eine Demonstration sein sollen, dazu gedacht, seiner Mutter und Kinsella Lane deutlich zu zeigen, dass, ganz gleich, wie sehr sie das Gegenteil erreichen wollten, was sie sich wünschten oder erhofften, er und Cristina ein unzertrennliches Paar waren. Was immer sonst noch gesagt werden musste, hätte hinter geschlossenen Türen stattfinden sollen, nicht aber im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Er wollte Cristina nicht in Verlegenheit bringen, sie war die Frau, die er heiraten würde. Sie war die Frau, die er …
    In diesem Augenblick traf es ihn, das eine Eingeständnis, das er jetzt schon unendlich lange vermied. Dabei hatte er dieses Wissen, seit er sie bei jener Gala in dem überfüllten Foyer hatte stehen sehen. Eigentlich seit er ihren Namen in fett gedruckten Lettern auf dem Briefbogen eines Anwalts gesehen hatte. Noch als er sie in dem roten Kleid vor dem Spiegel posieren sah, hatte er sich eingeredet, lediglich in eine Erinnerung verliebt zu sein. Doch es war nicht die Erinnerung.
    Er musste einen verwirrten Eindruck machen, denn seine Mutter legte ihm sanft eine Hand auf den Arm. Und als er sich ihr zuwandte, erkannte er die Sorge in den dunklen Augen, das intuitive Verstehen einer Mutter, gemischt mit Reue.
    „Ich sehe nach, ob mit Cristina alles in Ordnung ist“, sagte sie leise.
    Der Brief. In Antons Kopf wirbelten die Gedanken. Wieso hatte ein einziger Blick auf den Umschlag sie in die Flucht getrieben? Panik erfasste ihn … Doch da gab es noch andere Dinge, die erledigt werden mussten, allem voran Kinsella Lane.
    Er hielt seine Mutter kurz zurück, als sie in Richtung der Waschräume gehen wollte. „Sie ist das Wichtigste auf der Welt für mich. Also behandle sie respektvoll.“
    Mit zusammengepressten Lippen nickte Maria, während die eigenen Worte wie ein Stakkato in seinem Kopf dröhnten.
    Anton atmete tief durch und ließ langsam die Luft aus den Lungen entweichen. Als er sich zu Kinsella umdrehte, hatte er sich wieder völlig in der Gewalt.
    „Lassen Sie uns das Ganze nun offiziell angehen, Miss Lane“, sagte er in strengem Ton. „Begeben wir uns also in den Konferenzsaal.“
    Damit ging er mit ausholenden Schritten durch das Restaurant und ignorierte die neugierigen Blicke, die ihm folgten. Er zeichnete noch die Rechnung für das ruinierte Dinner ab, die der Maître d’Hotel eiligst zusammengestellt hatte. Auf dem Weg zu den Lifts beorderte er per Handy seine beiden Manager in den Saal. Er wollte Zeugen haben für das, was kommen würde.
    „Anton, bitte, hören Sie mir zu.“ Kinsellas Hand lag plötzlich auf seinem Arm. Das und der flehende Ton in ihrer Stimme jagten ihm eine Gänsehaut über den Rücken. „Sie verstehen nicht. Ihre Mutter hat es mir praktisch unmöglich gemacht …“
    „Sie sollten so viel Vernunft besitzen und warten, bis wir privat reden können“, schnitt er ihr barsch das Wort ab. Cristina hatte recht, Kinsella flatterte wirklich um ihn herum – wie eine aufgescheuchte Motte.
    Angewidert streifte er ihre Hand ab und betrat den Aufzug.
    Cristina saß auf einem Schemel und blickte starr auf den weißen Umschlag, den sie verkrampft in den Fingern hielt. Adressiert an Cristina Ordoniz, das allein reichte schon, um Übelkeit in ihr hervorzurufen. Doch es war das Emblem des Absenders, das sie der Fähigkeit beraubte, den Umschlag zu öffnen.
    Estes & Kompagnons, Rechtsanwälte.
    Vaascos Anwalt. Wie viele dieser weißen Umschläge hatte sie nicht in den Monaten nach seinem Tod erhalten, und jeder einzelne hatte nur schlechte Nachrichten enthalten. Jeder einzelne hatte dazu beigetragen, sie in dieses zitternde, elende Wesen zu verwandeln, das sie jetzt war.
    Doch die Briefe waren schon lange nicht mehr gekommen, noch bevor ihr Vater gestorben war. Warum jetzt wieder? Und warum wurde dieser Brief persönlich überreicht, mitten in einem geschäftigen Restaurant während eines Dinners?
    Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden – den Umschlag zu öffnen.
    Mit fahrigen Fingern brach Cristina das Siegel und zog ein einzelnes Blatt heraus.
    Der Schock traf sie mit Wucht, ließ jeden klaren Gedanken schwinden.
    Der Brief hatte absolut nichts mit ihrem verstorbenen Ehemann oder dem Anwesen zu tun.
    Senhor Estes vertrat noch einen anderen Klienten … Natürlich hat er andere Klienten, dachte Cristina gereizt, aber … Enrique Ramirez?
    Mit wachsendem Erstaunen las sie den Brief.
    Eine Hinterlassenschaft. Von Enrique Ramirez.

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