Julia Bestseller Band 146
antwortete nicht, konnte nicht antworten. Kinsella sandte ihr ein vielsagendes, bösartiges Lächeln, das Cristina das Blut in den Adern gefrieren ließ.
„Gibt es einen bestimmten Grund für deine Fragen, Mutter?“, mischte Anton sich endlich ein.
Maria sah zu ihm hin. „Mir gegenüber wurde angedeutet, dass deine Verlobte schon einmal verheiratet gewesen sei.“
„Interessant. Und wer hat dir das zugetragen?“
Maria zuckte mit keiner Wimper. „Miss Lane und ich unterhielten uns darüber, dass du einen Gast bei dir hast, vorhin, bevor du heruntergekommen bist.“
„Miss Lane“, Anton sah nicht einmal in Kinsellas Richtung, „sollte es besser wissen, als meine persönlichen Angelegenheiten nach außen zu tragen.“
„Ich muss mich entschuldigen, Anton, wenn ich meine professionellen Kompetenzen hier überschritten haben sollte“, ließ Kinsella sich reuig vernehmen. „Ich nahm an, Ihre Mutter wüsste bereits …“
„Und warum veranlassen dich Informationen“, er überging Kinsella völlig, „die du von meiner Sekretärin erhältst, dazu, die nächste Maschine von London nach Rio zu nehmen?“
Seine Mutter versteifte sich abrupt, als es ihr klar wurde. „Max!“
Anton nickte grimmig. „Ich würde außerdem gerne erfahren, warum Cristinas erste Ehe irgendjemanden außer Cristina und mich interessieren sollte und warum du es für nötig hältst, sie zu verhören.“
Maria wurde rot. „Ich wollte doch lediglich …“
„Du wolltest herausfinden, was ich vorhabe?“
„Du kennst diese Frau doch kaum, querido !“, brauste Maria plötzlich auf. „Du hast sie gerade erst kennengelernt! Sie ist nicht, was sie vorgibt zu sein, sie ist …“
„Die Witwe von Vaasco Ordoniz“, fiel Cristina klar und deutlich ein.
„Cristina …“
Sie ignorierte den warnenden Ton in Luis’ Stimme. „Da Sie sagten, dass Sie meinen Vater kennen, gehe ich davon aus, dass Sie auch meinen Ehemann kannten.“
„Er war …“
„Ich weiß, was er war, Senhora Scott-Lee. Ich habe ihn schließlich geheiratet. Sie nicht.“ Cristina wusste, dass der Sinn der Worte verstanden worden war, als sie beobachten konnte, wie die Ältere blass wurde. „Deshalb verstehe ich sehr gut – auch wenn Luis das vielleicht nicht nachvollziehen kann –, warum Sie wissen wollen, wie ich einen Mann heiraten konnte, der doppelt so alt war wie ich.“
„Sie missverstehen mich …“
„Oh nein, keineswegs. Ich verstehe Sie vollkommen.“
Maria schickte Cristina einen flehenden Blick. Sie fürchtete sich vor dem, was Cristina als Nächstes sagen würde. Kinsella verfolgte die Szene fasziniert, und Luis blieb so ruhig, dass niemand davon ausgehen konnte, er wisse, was kurz vor der Enthüllung stand.
Doch Cristina würde nicht diejenige sein, die ihn aufklärte. Sollte seine mamma ihm ihre Sünden selbst beichten. Sie erhob sich. „Ich denke, ich sollte besser …“
Luis hielt ihre Hand in seiner geschlossenen Faust. „Setz dich“, ordnete er an.
„Anton …“, warnte seine mamma leise. Sie zogen bereits die Aufmerksamkeit mehrerer Gäste auf sich.
Ein junger, makellos gekleideter Mann erschien plötzlich an Cristinas Seite. „Verzeihen Sie bitte die Störung, senhora “, sagte er höflich. „Aber ich wurde beauftragt, Ihnen das hier zu geben.“
Er reichte Cristina einen weißen Umschlag, verbeugte sich tief und war genauso schnell wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war. Das Ganze hatte etwas Unwirkliches an sich.
„Was soll das nun wieder bedeuten?“, verlangte Anton zu wissen.
Er war nicht der Einzige, der nicht die geringste Ahnung hatte – außer Cristina. Sie warf einen flüchtigen Blick auf den Umschlag, wurde weiß wie die Wand, drehte sich mit einem gemurmelten: „Entschuldigen Sie mich“, um und ergriff die Flucht.
Anton wollte ihr folgen, doch seine Mutter war ebenfalls aufgesprungen. „Nein, Anton. Ich glaube, Miss Marques sollte diesen Brief allein lesen.“
Nicht, solange ich hier bin, dachte Anton grimmig und lief hinter Cristina her.
„Du kannst doch nicht in den Waschraum für Damen, Darling!“, rief Maria ihm nach.
„Ich gehe, wenn Sie möchten.“
Anton blickte um. „Sie, Miss Lane, bleiben, wo Sie sind, damit ich Sie sehen kann“, herrschte er seine so genannte private Sekretärin an.
Bei seinem Ton wurde Kinsella blass. Seine Mutter schnappte entsetzt nach Luft. Die Leute starrten jetzt offen zu ihnen herüber.
Alles war komplett schief gelaufen. Wie hatte er das
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