Julia Bestseller Band 146
Und in einer Höhe, dass ihr schwindelte. Damit würde sie alle Schulden von Santa Rosa tilgen können. Sie würde Santa Rosa retten können.
Sollte sie es überhaupt wagen, das zu glauben? Der Brief war auf sehr unkonventionelle Weise abgeliefert worden. Vielleicht erlaubte sich ja jemand einen geschmacklosen Scherz. Vielleicht sollte sie besser erst überprüfen, ob alles seine Richtigkeit hatte, bevor sie …
Die Tür ging auf, Cristina blickte auf und sah Luis’ Mutter entgegen.
„Geht es Ihnen besser?“, fragte Mrs Scott-Lee.
„Nein.“ Warum sollte sie der anderen etwas vormachen?
„Ihnen ist übel? Der Brief hat Sie aufgeregt?“
Der Brief ließ einen Traum wahr werden. Doch ein anderer Traum würde sich nie erfüllen. „Ich möchte auf mein Zimmer“, wisperte sie.
„Natürlich.“ Luis’ Mutter ging auf sie zu. „Ich bringe Sie hin …“ Plötzlich verharrte sie. „Sie wissen von Vaasco und mir, nicht wahr?“
Cristina nickte. „Sie waren mit ihm verlobt, aber Sie hatten eine Affäre mit einem anderen Mann. Mit diesem Mann.“ Sie hielt Maria den Brief hin, und bleich wie sie selbst, mit ebenfalls zitternden Fingern wie ihre, nahm Maria ihr den Brief aus der Hand und begann zu lesen.
„Schon wieder Ramirez“, seufzte sie schließlich schwer und ließ sich auf den Schemel neben Cristina sinken.
Cristina wusste nicht, was sie sagen sollte. Wenn man wusste, dass eine Frau wie Luis’ Mutter eine heißblütige Affäre mit einem anderen Mann unter dem Dach ihres Verlobten anfing, fehlten einem die Worte.
„Kannten Sie Enrique so gut, dass er Ihnen so viel Geld hinterlassen hat?“
Das Geld. Cristina atmete tief durch, als ihr Magen wieder zu revoltieren begann. Und sie wusste auch genau, warum ihr so elend war, obwohl sie doch im Grunde vor Freude jubeln sollte. „Ich habe ihn nur ein einziges Mal getroffen“, erwiderte sie gequält. „Er … er hat mir das Leben gerettet, als ich noch sehr klein war. Warum … warum hat Luis mir gegenüber diesen Namen erwähnt?“
„Anton“, verbesserte Maria automatisch.
Aus irgendeinem unerfindlichen Grund fing Cristina an zu lachen. „Ich weiß, wie er heißt, senhora . Ich kenne seinen Namen schon lange, um genau zu sein, sechs Jahre. Seit dem Tag, als wir uns kennenlernten, uns auf Anhieb verliebten und dann …“ Und dann haben wir uns verloren, fügte sie in Gedanken an.
„ Sie sind das?“ Maria Ferreira Scott-Lee sah Cristina plötzlich mit ganz anderen Augen.
„Was meinen Sie?“ Cristina runzelte die Stirn.
„Nichts.“ Maria wandte den Blick ab. „Vergessen Sie, was ich gesagt habe.“
Schweigen breitete sich aus. Und so, wie alles an diesem Abend bizarr und außergewöhnlich verlief, war auch dieses Schweigen seltsamerweise weder feindselig noch verlegen, es war einfach nur ein Schweigen.
„Lieben Sie meinen Sohn denn?“, hob Mrs Scott-Lee plötzlich an.
Darauf werde ich nicht antworten, dachte Cristina. „Ich werde ihn nicht heiraten, wenn es das ist, worauf Sie hinauswollen.“
„Aber warum nicht? Was stimmt mit Anton nicht, dass Sie ihn schon zum zweiten Mal versetzen?“
„Wer behauptet, es wäre das zweite Mal?“
„Niemand hat das behauptet, entschuldigen Sie, mein Irrtum.“ Eine tiefe Falte lag jetzt auf Marias Stirn. „Warum wollen Sie ihn nicht heiraten?“
Es gab mindestens tausend Gründe, aber sie nannte nur einen. „Er ist ein Schürzenjäger, wenn Sie es unbedingt wissen wollen.“
„Natürlich ist er gern in Gesellschaft von Frauen“, verteidigte ihn seine Mutter. „Er ist jung, sieht gut aus und ist ein viriler Mann. Aber wenn Anton heiratet, wird er genügend Manieren und Anstand haben, seiner Ehefrau treu zu bleiben.“
Manieren? Cristina lachte trocken auf. Manieren würden wohl kaum ausreichen, damit der Kater das Mausen ließ! „Er hat die vorletzte Nacht noch in den Armen einer anderen Frau verbracht.“
„Das glaube ich nicht.“
„Seine Sekretärin klärte mich auf, dass sie und Luis seit Monaten ein Paar sind.“
„Miss Lane?“ Maria klang erschüttert. „Ich kann nur hoffen, dass Sie sich da irren.“
„Das bezweifle ich.“
Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, schossen ihr Tränen in die Augen. Cristina stand auf. „Geben Sie das bitte Luis zurück.“ Sie zog den Ring vom Finger und ließ ihn Luis’ Mutter in den Schoß fallen. „Und zeigen Sie ihm den Brief. Dann wird er verstehen.“
„Er wird Sie nicht gehen lassen“, rief Maria hinter ihr
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