Julia Bestseller Band 146
Heuballen.
Erst jetzt sah Cristina die Reisetasche, die er neben sich auf den Boden hatte fallen lassen. „Luis …“
„Anton“, verbesserte er brüsk und betrachtete seine Umgebung. „Im Moment fühle ich mich überhaupt nicht wie Luis.“
„Ich werde dich nicht heiraten.“
„Auch gut.“ Er zuckte gleichgültig die Schultern. „Dann führe mich herum. Ich möchte die Investition kennenlernen, in die ich mich eingekauft habe.“
„Wirst du mir endlich zuhören?“
Er drehte sich abrupt zu ihr um, seine Züge waren maskenhaft starr. „Nur, wenn du etwas zu sagen hast, das ich hören will.“
„Ich brauche dein Geld nicht mehr! Hat deine Mutter dir das nicht gesagt?“
„Das mit der Hinterlassenschaft meines Vaters?“
„Vater …?“
Anton bedachte sie mit einem Blick, der ihr deutlich machte, dass er sich auf keine Spiele mehr einlassen würde. „Du weißt, dass Enrique Ramirez mein leiblicher Vater ist, weil meine Mutter es dir gesagt hat. Da dieser Anreiz zu weiteren Täuschungsmanövern nun auch aus der Welt geschafft ist, könntest du mich jetzt herumführen … bitte.“
Bitte. Cristina betrachtete diesen großen, selbstsicheren, arroganten Mann mit den guten Manieren und den hart blickenden Augen, die sie warnten.
Dennoch hielt sie trotzig ihre Stellung. „Ich kann meine Schulden abzahlen.“
„Du kannst es ja versuchen.“ Er lächelte dünn. „Allerdings … sobald du den ersten Schritt machst, werde ich sämtliche meiner Anteile an das Alagoas-Konsortium verkaufen, und die sind wesentlich schwieriger zufriedenzustellen als ich.“
Cristina wusste, dass er es ernst meinte. „Du bist auch nicht leicht zufriedenzustellen.“ Mit einem Seufzer zog sie die Arbeitshandschuhe von den Händen und warf sie auf den Heuballen.
Ohne Anton anzusehen, ging sie zu der altmodischen Pumpe und wusch sich die Hände unter dem kühlen Wasserstrahl, dann tränkte sie ihr Kopftuch und wischte sich damit über das erhitzte Gesicht und den Nacken.
Wenn Luis glaubt, einen schlechten Tag hinter sich zu haben, dann kennt er meinen nicht, dachte sie müde. Drei Farmhelfer waren gegangen, kaum dass sie nach Rio aufgebrochen war, und hatten Pablo allein mit der Arbeit für vier zurückgelassen – fünf, wenn sie sich selbst mitzählte. Sie waren seit Monaten nicht mehr bezahlt worden, Cristina konnte es ihnen nicht übel nehmen. Und als sie zurückgekommen war, fand sie Orraca, die Haushälterin, auf Händen und Knien vor, wie sie Wasser vom Küchenboden aufwischte, weil ein Rohr geplatzt war. Orraca war viel zu alt, um auf allen vieren über den Boden zu kriechen, also hatte Cristina das Trockenwischen übernommen, während Pablo die Leitung reparierte. Dann waren Pablo und sie hier herausgekommen, um die Arbeit zu erledigen, die seit Tagen liegen geblieben war.
Jetzt war es zwei Uhr nachmittags, die Stunde, zu der die Sonne am höchsten stand, und alles, wonach Cristina sich sehnte, war jene Dusche, die Luis erwähnt hatte. Danach wollte sie nur noch ins Bett und schlafen.
Plötzlich war da eine Hand, die Cristina das Tuch abnahm. Es war albern, dass ihre Lippen zu zittern anfingen, aber sie taten es. Luis hielt das Tuch erneut unter das kalte Wasser, wrang es aus und legte es Cristina behutsam an den Nacken.
Ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle. „Du brauchst nicht nett zu mir zu sein“, protestierte sie und blinzelte die Tränen zurück.
„Würdest du lieber meine Hand dort spüren anstelle des Tuchs? Oder wünschst du dir, ich würde mich auf dem Absatz umdrehen und wieder gehen?“
Cristina öffnete den Mund, um etwas zu sagen, brachte jedoch keinen Ton heraus. Jetzt legte Luis seine Hände auf ihre Schultern, und es war einfach nicht fair, dass er sie an sich heranzog. Ehe sie wusste, was sie tat, spielte sie gedankenverloren mit der baumelnden Fliege an seiner muskulösen Brust.
„Ich stecke dir im Blut“, sagte er rau. „So wie du mir im Blut steckst. Warum ständig dagegen angehen?“
Weil ich muss, antwortete sie in Gedanken. Sie hob das Kinn und wich einen Schritt zurück. „Möchtest du eine Erfrischung?“, fragte sie.
„Oder vielleicht etwas anderes?“, erwiderte er vieldeutig.
„Möchtest du oder nicht?“, wiederholte sie gereizt.
Er stieß einen Seufzer aus und sah auf die Uhr. „Wenn du mich herumführen willst, dann bleibt im Moment keine Zeit für Essen und Trinken. Der Wetterbericht hat ein Gewitter angesagt“, führte er aus. „Ich würde mir Santa
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