Julia Bestseller Band 146
anderen Männern ausprobieren würde – schon gar nicht bei seinem Cousin.
Mein ehemaliger Cousin. Enrico korrigierte sich mürrisch. Als er Freya hinausgeworfen hatte, hatte er gleichzeitig den Kontakt zu Luca abgebrochen.
Luca, der ebenfalls das gute Aussehen der Ranieris geerbt hatte, hätte jede andere Frau haben können. Warum musste es ausgerechnet Freya sein? Oder hatte Freya sich an ihn herangemacht?
Enrico wusste es nicht, denn er hatte sich geweigert, mit einem der beiden je ein weiteres Wort zu wechseln. Er erinnerte sich nur noch daran, dass er damals auf Geschäftsreise gegangen war und vor der Abreise nur am Rande wahrgenommen hatte, dass Freya etwas bedrückte. Er hatte sich vorgenommen, bei seiner Rückkehr mit ihr zu reden, doch dazu war es dann nicht mehr gekommen, denn er hatte sie mit dem halb nackten Luca auf seinem Bett erwischt.
In diesem Moment klopfte es. Das muss Freya sein, dachte er unwirsch, setzte sich wieder an den Schreibtisch und rief kühl: „Herein.“
Freya atmete tief durch, bevor sie nach der Türklinke griff und den Blick des Sekretärs im Rücken spürte. Offensichtlich fragte der junge Mann sich ebenfalls, was zwischen ihr und seinem Boss vorging.
Ihr Gesicht war gerötet, weil sie hier im Eiltempo erschienen war. Nervös strich sie sich übers Haar und betrat das Büro.
Das gleißende Tageslicht im Raum blendete sie zunächst. Dann aber entdeckte sie Enrico, der am Schreibtisch saß und noch genauso aussah wie vier Jahre zuvor, als sie ihn in der Firma kennengelernt hatte, bei der sie damals beschäftigt gewesen war.
Schlank, elegant, gut aussehend und mit überwältigendem Sex-Appeal. Sie erinnerte sich, wie schüchtern sie in Gegenwart seiner imposanten Erscheinung gewesen war. Des Mannes, der sie aus dem Dornröschenschlaf erweckt und in die vielfältige Kunst der körperlichen Liebe eingeweiht hatte.
Er musste nur in ihrer Nähe sein, schon wurde ihr heiß vor Verlangen. Daran hatte sich nichts geändert. Seine erotische Anziehungskraft war noch immer überwältigend. Er war ein fantastischer Liebhaber, aber sonst hatte er ihr nichts zu bieten, wie sich herausgestellt hatte.
Als sie jetzt herausfordernd den Kopf hob, wurde Enrico erneut von Erregung überwältigt. Er sah Freya an, dass sie sich fürchtete, sich zugleich aber auch nichts gefallen lassen würde. Sie stand vor ihm wie eine Angestellte, der man mangelnden Arbeitseifer vorwarf.
Das ist der reinste Hohn, dachte Enrico, als er den Blick über ihre rosigen Wangen und die kühl blickenden meergrünen Augen gleiten ließ. Laut Personalakte war Freya Jenson ausgesprochen tüchtig, stets pünktlich, nie krank und sehr zuverlässig. Sie beschwerte sich nie über ihre schlechten Arbeitsbedingungen oder den stupiden Job, den sie ausübte. Um eine Gehaltserhöhung hatte sie auch nie gebeten, obwohl sie bereits seit zwei Jahren für dasselbe Gehalt bei Hannard arbeitete.
Warum nicht? überlegte Enrico. Ihre abgetragene Kleidung verriet, dass Freya am Existenzminimum leben musste. Sonst wäre sie auch schon längst beim Friseur gewesen, dachte er, als sein Blick auf den unvorteilhaften Knoten fiel, zu dem sie ihr lockiges taillenlanges Haar zusammengefasst hatte.
Der Junge dagegen war gut gekleidet. Ein moderner Haarschnitt hatte die schwarzen Locken gebändigt, und die Schuhe wirkten auch nicht gerade, als kämen sie aus einem Secondhandshop.
Die intelligente Freya arbeitete im Untergeschoss in der Ablage, während ihr Sohn es sich im zweiten Stock in der mit allem Luxus ausgestatteten Kinderkrippe gut gehen ließ.
Das Kind war kaum zu bändigen, liebte seine Mutter über alles und ließ sich nur von ihr etwas sagen. Manchmal trieb er die Kindergärtnerinnen an den Rand der Verzweiflung, trotzdem konnten sie ihm nicht böse sein, denn er brachte sie immer wieder zum Lachen.
Der Kleine hatte also Humor. Fredo hatte behauptet, dass er, Enrico, früher genauso gewesen sei.
Freya liebte ihr Kind – ihren gemeinsamen Sohn. Das war nur zu offensichtlich. Sie wurde allgemein für die beste Mutter der Welt gehalten.
Trotzdem hatte sie ihrem Sohn den Vater vorenthalten. Sprach das für eine liebende Mutter?
„Setz dich, Freya.“
„Ich stehe lieber.“
„Du sollst dich setzen.“
Mit gesenktem Blick kam sie näher. Gertenschlanke hundertsiebzig Zentimeter mit verborgenen Schätzen unter dem schlecht sitzenden Kostüm. Enrico musterte sie mit kühlem Blick, der im Gegensatz zu seinem heißen Verlangen
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