Julia Bestseller Band 146
Entschuldigung zu haben, mich an die Luft zu setzen“, fuhr sie wütend fort.
„Du hättest ihn abweisen können.“
Er stritt es nicht einmal ab! „Sollte ich einem Ranieri den Spaß verderben? Wenigstens war Luca ehrlich genug zuzugeben, dass es ihm nur um Sex ging.“
Enrico war blass geworden, doch nicht so kreidebleich wie Freya, die ihn über den Schreibtisch hinweg anfunkelte, während die Atmosphäre zwischen ihnen geladen zu sein schien.
„Ich hoffe, dass ich niemals so tief sinken werde, einer Frau so etwas an den Kopf zu werfen“, stieß er aufgebracht hervor.
Das tat weh! Freya richtete sich wieder auf. Sie bebte am ganzen Körper. „Meiner Meinung nach könntest du gar nicht tiefer sinken, Enrico.“ Sie wandte sich um und lehnte sich Halt suchend an die Tischkante. Statt kühl und sachlich mit ihm zu diskutieren, hatte sie sich auf eine hitzige Auseinandersetzung eingelassen.
Bis zum Äußersten angespannt und den Tränen nahe, wartete sie darauf, was nun kommen würde. Immerhin hatte sie diesen Mann einmal über alles geliebt und geglaubt, nichts könnte diese Liebe zerstören.
Ganz zerstört war sie auch nicht. Doch es war eine unglückliche Liebe, die ihr den Atem nahm.
Traurig betrachtete sie ihre Schuhe, die schon bessere Tage gesehen hatten. Ihr Rock war auch verknittert. Geistesabwesend versuchte sie, die Falten zu glätten, unterließ es dann aber, weil ihre Hand zu sehr zitterte. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Enrico in seinem makellosen Anzug und in den auf Hochglanz polierten Schuhen auf sie zukam.
„Kann ich dir etwas anbieten?“, fragte er.
Sie hörte ein Glas klirren und schüttelte den Kopf. „Nein, danke. Ich muss zurück zu meiner Arbeit.“
„Es muss ja faszinierend sein, am Scanner zu stehen.“
Freya sah auf. „Ich werde dafür bezahlt, Enrico.“
„Du bekommst einen Hungerlohn“, erwiderte er höhnisch. „Als du für mich tätig warst, hast du das Zehnfache verdient. Josh Hannard hat offensichtlich nicht gewusst, was für ein Schatz sich in seinem Untergeschoss verborgen hält. Du hättest dieses Unternehmen wesentlich besser führen können als er, und zwar mit verbundenen Augen.“
„Du hast mich entlassen.“
„Weil du hinter meinem Rücken gemeinsame Sache mit Luca gemacht hast. Er hat schon einiges angestellt, dieses Mal ist er aber eindeutig zu weit gegangen und von der Familie verstoßen worden. Du hast wenigstens nur deinen Job verloren.“
Und dich, dachte Freya traurig. „Ohne eine gute Beurteilung von dir war ich praktisch nicht vermittelbar.“
Ungerührt, abweisend, mitleidlos und arrogant trank er einen Schluck.
„Ich habe nichts hinter deinem Rücken getan. Luca wollte mir etwas anhängen. Ich habe ihn dabei erwischt, wie er deinen Safe ausräumen wollte, und gedroht, zur Polizei zu gehen.“
„Du hast nur damit gedroht?“, fragte er höhnisch.
Genau das war ihr Fehler gewesen. Luca hatte zur Familie gehört, und ein Familienmitglied zeigt man doch nicht an. So viel hatte sie während ihres Zusammenlebens mit Enrico gelernt. Wie hatte sie ahnen können, dass dies nicht für Luca galt? „Ich wollte dir die Entscheidung überlassen. Deshalb bin ich nach Hause gegangen und habe auf dich gewartet. Stattdessen tauchte Luca auf – sturzbetrunken. Ich hatte gerade ein Bad genommen. Er hatte einen Schlüssel zum Haus, den du ihm angeblich gegeben hattest. Jedenfalls stand er splitterfasernackt im Schlafzimmer und behauptete lachend, du hättest mich an ihn abgetreten, weil …“
„Du weißt genau, dass ich davon nichts hören will. Warum erzählst du mir das also?“, unterbrach Enrico sie kühl.
„Aus einem ganz einfachen Grund: Ich habe auch ein Recht darauf, mich gegen den Schmutz zu verteidigen, mit dem ihr Ranieris mich überschüttet habt.“
„Ich habe dir damals nicht zugehört, warum sollte ich das also jetzt tun?“
„Weil du etwas von mir willst, was du nicht bekommen wirst, solange du mich nicht anhörst und mich für das entschädigst, was dein widerlicher Cousin mir angetan hat.“
„Sprichst du von meinem Sohn?“
„Er ist nicht dein Sohn.“
Die Atmosphäre war erneut aufgeheizt. „Er ist mein Sohn“, sagte Enrico stur.
„Das musst du mir schon beweisen.“
„Wie bitte?“ Er sah sie verblüfft an. „Eigentlich wäre das mein Text, oder?“
Freya verschränkte die Arme. Sie wollte sich nicht provozieren lassen. „Ich muss gar nichts beweisen. Da ich dich nicht als Nickys Vater will, werde
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