Julia Bestseller Band 146
neugierigen Kollegen wollten unbedingt wissen, was Mr Ranieri zu ihr gesagt hatte. Sollte die Kinderkrippe etwa geschlossen werden? Freya stellte sich dumm und behauptete, Enrico habe sie lediglich gefragt, ob sie mit der Krippe zufrieden sei.
Darüber, was sich wirklich abgespielt hatte und was es für sie und Nicky bedeutete, wollte sie lieber nicht nachdenken. Sie nahm den Hörer ab und stellte sich darauf ein, die nächste Kollegin zu beruhigen.
„Ein Mr Scarsozi hat sich in der Krippe eingenistet“, sagte eine ihr vertraute Stimme. Die Anruferin war Cindy, die Leiterin der firmeneigenen Kinderkrippe. „Er behauptet, unser neuer Boss habe ihn angewiesen, Nicky im Auge zu behalten. Kannst du mir bitte mal erklären, was, um alles in der Welt, das soll?“
Freya schloss entsetzt die Augen und hielt den Hörer fest umklammert. Sie hatte furchtbare Angst um ihren Sohn. „Hat …, hat er Nicky was getan?“, fragte sie mit bebender Stimme.
„Natürlich nicht. Das soll er mal versuchen, dann bekommt er es aber mit mir zu tun.“
Die zarte Cindy würde den starken Fredo sicher nicht aufhalten können. Freya erinnerte sich mit Entsetzen daran, dass Fredo ihren Sohn bereits auf dem Arm gehabt hatte.
„Er steht in einer Ecke des Spielzimmers, beobachtet Nicky und jagt uns allen Angst ein. Hast du ihn gesehen, Freya? Er sieht aus wie ein Gorilla. Ich will ihn nicht in meiner Krippe haben.“
„Okay“, sagte Freya verstört. „Fürchtet Nicky sich auch vor ihm?“
„Machst du Witze? Dein Sohn hat sich mutig vor ihm aufgebaut und gefragt: ‚Na, Affe, willst du mit uns spielen?‘ Kennt Nicky ihn?“
Wie sollte sie die Frage nur beantworten? Sagte sie Nein, würde das Panik in der Krippe verbreiten. Sagte sie Ja, würden ihr unweigerlich weitere Fragen gestellt werden, die sie nicht beantworten konnte und wollte.
„Ich kümmere mich darum“, versprach sie, ohne auf Cindys Frage einzugehen.
Was fällt Enrico eigentlich ein? dachte sie hilflos, als sie den Hörer auflegte. Wollte er sie einschüchtern, bevor er überhaupt wusste …
„Du hast jetzt Kaffeepause, Freya“, sagte in diesem Augenblick jemand mit frostiger Stimme hinter ihr. „Verdient hast du sie allerdings nicht. Du hast ja die ganze Zeit nur am Telefon gehangen.“
Freya wandte sich um und blickte die Abteilungsleiterin verständnislos an. Die Frau hatte blond gefärbtes Haar und einen verkniffenen Mund und ihre Untergebenen fest in der Hand.
„Sei so gut, und führe deine Privatgespräche in Zukunft woanders.“ Die Frau war verärgert, weil auch sie gefragt hatte, was Mr Ranieri von ihr hatte wissen wollen, und die gleiche nichtssagende Antwort erhalten hatte wie alle anderen.
„Ja. Entschuldigung. Natürlich.“ Freya griff nach ihrer Handtasche und stürzte aus dem Büro.
Ich muss sofort mit Enrico sprechen, dachte sie. Kaum war sie draußen auf dem Flur, zog sie das Handy aus der Tasche und wählte die Nummer von Hannards Zentrale. Noch immer bebte Freya am ganzen Körper. Sie fürchtete sich vor dem Gespräch, doch sie hatte keine Wahl, sie musste mit Enrico reden, und zwar per Telefon, das war besser, als ihm gegenüberzustehen.
Es gelang ihr, bis zu seinem Sekretär durchgestellt zu werden, der ihr kühl mitteilte, Mr Ranieri befände sich in einer Besprechung. Da Freya selbst als Enricos Sekretärin gearbeitet hatte, wusste sie genau, dass der Sekretär log. Wahrscheinlich saß Enrico am Schreibtisch und überlegte, wie er sie am besten umgehend auf die Straße setzen konnte.
„Ich muss ihn aber dringend sprechen“, sagte sie ungeduldig. „Richten Sie ihm also bitte aus, dass ich mich in fünf Minuten nochmals melden werde. Sollte er dann noch immer in einer Besprechung sein, komme ich rauf.“
Sie beendete das Gespräch, ohne auf die Reaktion des Sekretärs zu warten. Dann eilte sie zum Waschraum, um sich frisch zu machen.
Enrico triumphierte, als er die Nachricht erhielt. Freya war also schon in Panik geraten. Sehr gut, sie sollte bis ans Ende ihrer Tage Angst vor ihm haben!
Die fünf Minuten waren fast um, als endlich eine Toilette frei wurde. Freya schloss sich ein, zog den Slip hinunter, setzte sich und drückte die Wiederholtaste ihres Handys. Es dauerte zwei Minuten, bis sie den Sekretär am Apparat hatte. Die Schlange vor der Toilette wurde immer länger, und Freya fühlte sich alles andere als wohl.
„Ich stelle durch, Miss Jenson“, teilte ihr der Mann kühl mit.
„Ich will, dass du mich in Ruhe
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