Julia Collection Band 09
in Ordnung bringen musste. Er schüttelte den Kopf. Er war nahe davor gewesen, dem Sanitäter an die Gurgel zu gehen, weil er respektlos über Kaylee gesprochen hatte, aber zu seiner Schande musste er zugeben, dass er selbst sich nicht viel besser verhalten hatte. Er hatte Kaylee angefahren, einfach nur weil sie Zeuge seines demütigenden Zustands gewesen war.
Aber sobald er wieder auf den Beinen war, war er zur Lazy-S-Ranch gefahren. Dort hatte er erfahren, dass Kaylee nur kurze Zeit nach Mitchs Tod die Ranch verkauft und nach Oklahoma City gezogen war. Curtis hatte das Telefonbuch zu Hilfe nehmen müssen, um sie zu finden. Aber glücklicherweise gab es nur eine einzige Kaylee Simpson in der Gegend.
Die Tür wurde plötzlich geöffnet, so weit es die Sicherheitskette zuließ. „Es ist mir egal, was Sie verkaufen wollen. Ich möchte kein …“ Kaylee brach abrupt ab. „Curtis?“
Er schob seinen Cowboyhut mit dem Daumen aus der Stirn, schluckte nervös und lachte über die Aufnahme mit dem knurrenden Hund. „Schafft die Kassette mit Cujo es wirklich, die Vertreter zu verjagen?“
Sie sah ihn immer noch fassungslos an, als könnte sie ihren Augen nicht trauen. „Was tust du denn hier?“
Ihr barscher Ton ließ ihn zusammenzucken. Sie machte wirklich nicht den Eindruck, als freue sie sich, ihn wiederzusehen. Und wenn man es recht bedachte, konnte er es ihr wohl nicht übel nehmen.
Er hoffte, sie mit freundlichem Necken in bessere Stimmung zu bringen. „Dir auch einen guten Tag, du wilde Range. Möchtest du Cujo nicht abschalten, jetzt wo du weißt, dass ich es bin und kein Vertreter, der dir einen Staubsauger andrehen will?“
Sie wandte sich ab, und der knurrende Hund verstummte. „Entschuldige. Hallo, Curtis.“
„Will sehen“, sagte eine kleine Stimme, und dann erschienen winzige Finger am Rand der Tür, als wollten sie sie weiter aufmachen.
Curtis runzelte die Stirn. „Hast du Besuch?“
„Nein, aber jetzt ist wirklich keine gute Zeit“, sagte Kaylee und löste die Finger des Kindes von der Tür.
Die panische Angst, die er plötzlich in ihren veilchenblauen Augen sah, beunruhigte ihn sehr. „Ist alles in Ordnung, Kaylee?“
Sie nickte. „Ja, warum nicht?“
„Will sehen, Mommy“, drängte das kleine Stimmchen wieder. „Will sehen.“
„Nicht jetzt, Süße“, erwiderte Kaylee sanft.
Curtis hatte das Gefühl, man hätte ihn in den Magen geboxt. Kaylee hatte ein Kind? War sie verheiratet?
„Wir müssen uns unterhalten“, sagte er ernst.
Er stellte sich vor, dass Mitch von ihm verlangt hätte, nach seiner kleinen Schwester zu sehen. Aber wenn er ehrlich war, wollte er selbst wissen, was hier vor sich ging.
„Ich kann mir nicht denken, worüber.“ Sie zuckte die Achseln, aber er hörte ihrer Stimme an, dass sie aus irgendeinem Grund verteufelt nervös war.“
„Komm schon, Kaylee“, sagte er und betrachtete sie aufmerksam. „Ich bin den ganzen Weg von der Lonetree Ranch hergefahren, um mit dir zu reden. Das Mindeste, was du mir zugestehen kannst, sind fünf Minuten deiner Zeit.“
Die Resignation in ihrem Ausdruck machte ihn noch unruhiger. Es war nur allzu deutlich, dass hier etwas vorging, und Curtis war entschlossen herauszufinden, was es war.
„Kaylee?“
Sie schloss die Tür, löste die Kette und öffnete sie dann weit, damit Curtis in die kleine Wohnung kommen konnte. „Entschuldige die Unordnung“, sagte sie und wies auf das vor dem Sofa verstreute Spielzeug. „Ich war nicht auf Besuch vorbereitet.“
Curtis wollte ihr sagen, dass er daran gewöhnt war, in den Häusern seiner Brüder über herumliegendes Spielzeug zu stolpern, aber die Worte blieben ihm in der Kehle stecken. Das Kind auf Kaylees Hüfte war ein kleines Mädchen mit rabenschwarzen Locken. Sie hatte das Gesicht schüchtern an Kaylees Hals versteckt, aber etwas an dem Kind ließ ihn erschauern und brachte seinen Puls zum Rasen.
„Ist das deine Tochter?“, fragte er atemlos.
Kaylee sah ihn lange stumm an, wie ihm schien, bevor sie schließlich nickte. „Ja. Das ist meine Tochter Amber.“
Das Mädchen sah auf, als sie seinen Namen hörte, aber als sie Curtis’ Blick auf sich gerichtet sah, steckte sie den Daumen in den Mund und barg wieder das Gesicht an Kaylees Schulter.
Es war nur ein kurzer Blick gewesen, aber er hatte gereicht, damit Curtis sehen konnte, dass die Augen des kleinen Mädchens von einem intensiven Blau waren. Seine Schwägerinnen Annie und Samantha nannten es scherzhaft das
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