Julia Collection Band 09
„Warum hast du so lange gebraucht? Vor ein paar Jahren hattest du doch nur noch ein Jahr vor dir.“
Sie vermied es, ihm in die Augen zu sehen. „Etwas kam dazwischen, und ich musste die Ausbildung unterbrechen.“ Sie wischte ihm mit einem feuchten Tuch den Schmutz vom Gesicht. „Und was ist mit dir, Curtis? Wie geht es dir?“
Er wollte mit den Schultern zucken, aber der bohrende Schmerz in seiner linken Schulter zuckte bis zu seinem Nacken hoch, und er stöhnte laut auf. Wie demütigend, dass Kaylee ihn in diesem geschwächten Zustand sehen musste! Er biss die Zähne zusammen und sagte das Erste, was ihm in den Sinn kam: „Es ginge mir viel besser, wenn du nicht wie ein Aasgeier über mir stehen würdest.“ Sobald er die Worte ausgesprochen hatte, schimpfte Curtis sich innerlich einen Mistkerl. Er würde lieber seinen rechten Arm verlieren, als Kaylee noch mehr wehzutun, als er es sowieso schon getan haben musste. Er sah ihrem hübschen Gesicht deutlich an, dass sie verletzt war.
Er wollte sich bei ihr entschuldigen, aber Dr. Carson brach die Stille. „Es sieht so aus, als hätten Sie ein gebrochenes Schlüsselbein und eine leichte Gehirnerschütterung, Curtis. Aber um sicherzugehen, schicke ich Sie noch zum Röntgen ins Krankenhaus.“
Curtis starrte ihn fassungslos an, als ihm die Bedeutung der Diagnose allmählich klar wurde. „Wie lange werde ich außer Gefecht sein?“
„Das hängt davon ab, wie schlimm der Bruch ist. Ich würde sagen, Sie müssen mit acht bis zwölf Wochen rechnen, bevor Sie wieder zum Rodeozirkus zurückkommen können.“
Das war das Letzte, was Curtis hören wollte. In diesem Jahr hatte er Platz drei erreicht und war damit dicht genug an die Spitze vorgerückt, um gute Chancen zu haben, Champion zu werden. Wenn er jedoch den letzten Teil der regulären Saison verpasste, konnte er jede Hoffnung auf den Titel vergessen. Das Beste, was er jetzt noch erwarten konnte, war, es vielleicht noch bis ins Finale im November zu schaffen.
„Ich habe den Krankenwagen gerufen, damit du ins Krankenhaus gebracht werden kannst“, hörte er Kaylee vom anderen Ende des Raums zu ihm sagen.
Sie hatte sich vom Untersuchungstisch entfernt, während der Arzt mit ihm sprach. Curtis konnte es ihr nicht übel nehmen. Man sollte ihn auspeitschen, dass er so mit ihr gesprochen hatte, und er musste sich unbedingt bei ihr entschuldigen.
„Kaylee?“
Ein Mann in marineblauem Sanitäteranzug kam näher. Auf der Brusttasche war der Name Forrester eingestickt. „Suchst du das süße kleine Ding mit den tollen …“
„Pass auf, was du sagst, Kumpel“, warnte Curtis ihn wütend. Solange er in der Nähe war, würde er niemandem erlauben, sexistische Sprüche über Kaylee loszulassen. Sie verdiente den größten Respekt, und Curtis würde dafür sorgen, dass man ihr den entgegenbrachte. „Das Mädchen ist zufällig die Schwester meines besten Freundes.“
Der Mann zuckte die Achseln. Curtis’ Zustand flößte ihm nicht gerade Angst ein. „Komisch. Ich finde nicht, dass sie wie ein Mädchen aussieht.“
Curtis knirschte gereizt mit den Zähnen, als er den lüsternen Ausdruck des Mannes sah. „Und wie sieht sie deiner Meinung nach aus, Forrester?“
„Wie eine Frau mit allem Drum und Dran“, antwortete Forrester mit einem anzüglichen Grinsen.
Wenn Curtis nicht flach auf dem Rücken gelegen und noch dazu starke Schmerzen gehabt hätte, hätte er den Kerl windelweich geprügelt. Aber sosehr es ihn auch drängte, ihm Manieren beizubringen, er wusste, dass noch eine ganze Weile vergehen würde, bevor er wieder einem Faustkampf gewachsen war.
„Keine Sorge, Cowboy. Sie war auf dem Weg nach draußen, als ich hereinkam“, sagte Forrester, während er und sein rundlicher Partner Curtis auf die Trage hoben, die sie neben den Untersuchungstisch gerollt hatten. „Sie wird uns wahrscheinlich ins Krankenhaus folgen.“
Curtis sagte nichts auf der Fahrt zum Krankenhaus. Er wusste sehr gut, dass Kaylee nicht da sein würde, wenn er das Krankenhaus erreichte. Nach allem, was vor drei Jahren geschehen war, und seinem unverzeihlichen Benehmen heute konnte er von Glück sagen, wenn sie jemals wieder mit ihm sprach.
Einen Monat nach Curtis’ Unfall beim Wettbewerb der professionellen Bullenreiter ertappte Kaylee sich immer noch dabei, wie sie über die Begegnung mit ihm nachgrübelte. Curtis war der letzte Mensch auf Erden, den sie hatte sehen wollen. Nach seiner Reaktion zu schließen – das war so
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