Julia Collection Band 09
Curtis sanft.
Er nahm seinen Cowboyhut und setzte ihn sich auf, dann sah er zu Amber hinüber, die sich leise mit ihren Spielsachen beschäftigt hatte. Jetzt war sie gerade dabei, Curtis neugierig zu betrachten. Aber als sie merkte, dass er ihren Blick erwiderte, lächelte sie schüchtern und verbarg das Gesicht hinter dem Teddy in ihren kleinen Händen.
Das war der Moment, in dem Curtis sich in seine Tochter verliebte.
„Ich sehe dich morgen.“ Er wandte sich zur Tür um, beugte sich aber noch kurz zu Kaylee herab und gab ihr einen Kuss auf die tränenfeuchten Wangen. „Wir werden eine Lösung finden, Kleines. Das verspreche ich dir.“
Am nächsten Tag saß Kaylee nervös am Küchentisch und wartete auf Curtis’ Rückkehr. Sie hatte Angst vor der bevorstehenden Konfrontation mit ihm, aber gleichzeitig sehnte sich ein Teil von ihr danach, ihn wiederzusehen. Und das war ein sehr großes Problem.
Sie hatte sich fast vom ersten Augenblick an in Curtis Wakefield verliebt, als sie ihn kennengelernt hatte. Ihre Mutter hatte es einen Schulmädchenschwarm genannt und ihr gesagt, dass das mit der Zeit vergehen würde. Aber Kaylee hatte immer gewusst, wie es wirklich um sie stand. Im Lauf der Jahre waren ihre Gefühle für Curtis nicht schwächer, sondern noch viel stärker geworden.
Aber nach dem schicksalhaften Tag, als sie aufwachte und feststellen musste, dass er fortgegangen war, hatte sie sich gezwungen, ihn zu vergessen und ein neues Leben anzufangen.
Das musste sie einfach, sonst hätte sie die letzten Jahre nicht überlebt.
Leider hatte sie gestern Nachmittag festgestellt, dass Curtis immer noch eine viel zu starke Wirkung auf sie hatte. Als er sie berührt hatte, hatte ihr Herz wieder auf die ihr nur allzu vertraute Art geklopft, als wollte es zerspringen. Und sie hatte wieder diese herrliche Aufregung gespürt, nur weil er in ihrer Nähe war. Aber die beunruhigendste Entdeckung war gewesen, dass es immer noch in seiner Macht stand, ihr wehzutun.
„Mommy, guck!“
Kaylee sah auf. Amber lachte und wies mit ihrem kleinen Händchen auf den Fernseher, wo gerade singendes Gemüse über den Bildschirm hüpfte. Kaylee lächelte und ging zu ihrer Tochter ins Wohnzimmer. „Das gefällt dir, nicht wahr, meine Süße?“
„Nein“, sagte Amber und ihre weichen schulterlangen Locken hüpften, als sie lebhaft mit ihrem kleinen Köpfchen nickte.
Kaylee grinste amüsiert. Irgendwann würde Amber es schon schaffen, ihre Worte und die Körpersprache in Einklang zu bringen. Sie betrachtete Amber liebevoll und war wieder einmal verblüfft, wie sehr sie Curtis ähnelte. Die Ähnlichkeit war erstaunlich, und Kaylee hatte es natürlich nicht überrascht, dass er sofort wusste, dass sie seine Tochter war, als er Amber zu Gesicht bekam. Sie hatte das gleiche schwarze Haar und die leuchtend blauen Augen, die sozusagen das Markenzeichen der Wakefields waren.
In Gedanken versunken, zuckte sie zusammen, als es an der Tür klingelte. Amber kam sofort auf sie zugetapst und schlang die Ärmchen um ihre Beine. Sie war nicht an Fremde gewöhnt und daher sehr schüchtern. Kaylee nahm ihre Tochter auf den Arm und machte sich diesmal nicht die Mühe, die Kassette mit dem knurrenden Hund einzuschalten. Es war nicht nötig. Sie wusste, wer auf der anderen Seite der Tür wartete.
„Hi“, sagte Curtis, als sie ihm öffnete. Er hob eine Einkaufstüte hoch, die er neben seinem rechten Stiefel abgestellt hatte. „Tut mir leid, dass ich ein bisschen zu spät komme, aber ich habe bei einem Spielgeschäft Halt gemacht, um etwas für Amber zu besorgen.“
Amber hatte ihr Gesicht schon an Kaylees Hals gepresst, und als Curtis mit seiner tiefen Stimme ihren Namen aussprach, wurde der Druck ihrer kleinen Arme um Kaylees Hals nur noch stärker.
Kaylee wich zurück, damit er eintreten konnte, und klopfte Amber beruhigend auf den Rücken. „Wie ich sehe, willst du nicht auf mich hören. Ich habe dich gestern gebeten, uns in Frieden zu lassen.“
Er lächelte. „Hast du das wirklich von mir erwartet?“
„Nein.“ Sie seufzte tief auf. Warum musste er nur so verflixt attraktiv aussehen?
„Amber, ich habe dir etwas mitgebracht“, sagte er leise.
„Sie ist nicht an Fremde gewöhnt“, erklärte Kaylee, als Amber nicht reagierte, sondern sich weiterhin an sie klammerte. „Und besonders nicht an Männer.“
Curtis sah sie nachdenklich an, und sie konnte sich vorstellen, dass er sich Gedanken machte, wie ihr Privatleben aussehen mochte
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