Julia Collection Band 09
Produkt ihrer Einbildung war. Aber das war auch nicht wichtig. In jedem Fall schlug ihr Herz so sehr vor Angst, dass sie sich nur mit Mühe zurückhalten konnte, nicht loszulaufen.
Als sie Patrick nicht mehr sehen konnten, ließ Annie ihre Stiefel fallen, sank auf einen der Plastiksitze und vergrub das Gesicht in den Händen. „Worauf habe ich mich nur eingelassen?“
Burt setzte sich neben sie und zog sich die Schuhe an. „Alles wird gut gehen, Annie. Ich habe Ihnen mein Wort gegeben, dass Elsworth Ihnen nichts tun wird.“ Er berührte ihre Wange zärtlich und fügte hinzu: „Und wenn Sie mich besser kennen würden, Kleines, würden Sie wissen, dass Sie sich auf mein Wort verlassen können.“
Er sah sie sekundenlang ernst an, senkte dann den Blick und stand hastig auf. „Ich hole mir einen Kaffee. Möchten Sie auch welchen?“
Annie schüttelte den Kopf und sah ihm nach, wie er zum Kiosk schlenderte, locker und selbstbewusst, als könnte nichts und niemand ihn aus der Ruhe bringen. Sie war davon überzeugt, dass Burt genau das meinte, was er sagte. Das Problem war nur, dass sie nicht sicher war, ob sie bei ihm nicht genauso in Gefahr war wie bei Patrick.
Sicher würde Burt nie zulassen, dass ihr etwas zustieß. Es waren eher ihre verwirrenden Gefühle, die ihr Sorge bereiteten. Jedes Mal, wenn er sie mit seinen faszinierenden blauen Augen ansah, durchströmte es sie heiß, so wie sie es noch nie erlebt hatte. In ihrem Bauch schienen Schmetterlinge zu tanzen, ihr ganzer Körper erbebte bei der harmlosesten Berührung. Wenn sie sich nicht besser kennen würde, würde sie denken, sie wäre verrückt nach Burt Wakefield.
Aber das war natürlich lächerlich. Anastasia Devereaux gehörte nicht zu den Frauen, die verrückt nach jemandem waren. Sie war nüchtern, verlässlich und geriet nie über irgendetwas in Aufregung.
Aber traf das auch auf Annie Devereaux zu? Sie war immerhin auf dem Sims hoch über den Straßen von Saint Louis balanciert, sie hatte die Nacht mit einem Mann verbracht, den sie nicht kannte, und würde die folgende Woche mit ihm durch die Gegend reisen – der Himmel allein wusste, wohin.
Annie schluckte nervös. Sie fragte sich allmählich, ob sie überhaupt noch wusste, wer sie war. Sie hatte immer geglaubt, dass sie mit ihrem Leben zufrieden war, so wie ihre Großmutter es für sie geregelt hatte. Aber jetzt? In den vergangenen vierundzwanzig Stunden hatte sie mehr erlebt als in den vierundzwanzig Jahren ihres Lebens. Und sie hatte sich noch nie so lebendig gefühlt.
Burt schob mit dem Daumen seine Hutkrempe aus der Stirn und betrachtete die Frau, die ihren Kopf an seine Schulter gelehnt hatte. Es waren kaum zehn Minuten seit dem Start vergangen, und Annie war sofort tief und fest eingeschlafen. Fünf Minuten danach war sie gegen ihn gesunken und hatte den Kopf auf seine Schulter gelegt. Burt sah auf die Uhr. Es dauerte noch eine Dreiviertelstunde, bevor sie in Denver landen würden.
Er holte tief Luft und nahm den Duft ihres Kräutershampoos wahr. Es juckte ihn in den Fingern, ihr hellblondes Haar zu berühren. Als hätte sie gespürt, dass er sie beobachtete, rührte sie sich ein wenig im Schlaf, und ihre weichen, sinnlichen Lippen öffneten sich mit einem leisen Seufzer. Burts Mund war plötzlich ganz trocken. Er schluckte und musste gegen den Drang ankämpfen, den Kopf zu senken und seine Lippen auf ihre zu drücken.
Er setzte sich abrupt auf, als ihm klar wurde, was er da dachte. War er denn verrückt geworden? Hatte er denn nicht gelernt, dass eine Frau wie Annie nicht das Geringste mit ihm gemein hatte?
Er dachte an seine Zeit am College zurück, als er dumm genug gewesen war, zu glauben, dass eine Großstadtpflanze von der Ostküste und ein Unkraut vom Lande aus dem Westen die Unterschiede überbrücken und ewiges Glück finden könnten. Wenn die Lektion, die er damals lernte, nicht so bitter gewesen wäre, hätte er jetzt fast lachen können darüber, was für ein seltsames Paar er und Daphne doch abgegeben hatten.
Sie hatten sich in einem Kunstseminar auf der Universität von Wyoming kennengelernt. Ihm hatte noch ein geisteswissenschaftlicher Kurs gefehlt, damit er den Abschluss machen konnte, und sie hatte den Kurs gewählt, weil sie sich für Kunst interessierte. Er hatte niemals verstanden, warum Daphne Elizabeth Morrison-Smythe eine staatliche Universität im Westen ausgesucht hatte statt an eine Eliteuniversität an der Ostküste zu gehen. Dort wurde schließlich sehr
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