Julia Collection Band 09
hatte. Und was kam jetzt? Wo sollten sie und das Baby hingehen? Und wie sollten sie dorthin kommen?
Sie hatte ihr Auto nicht. Und selbst wenn sie es hätte, würde es sowieso nicht funktionieren. Am Morgen nach Timmys Geburt war Morgan zu seiner Ranch geritten und war dann mit seinem großen Pick-up gekommen und hatte sie und das Baby ins Krankenhaus gefahren.
Samantha seufzte, während sie ihren Sohn betrachtete, der friedlich in einem Korbkinderwagen schlief. Sie könnte ein Taxi rufen, aber wo sollte es sie und Timmy hinbringen? Die gut sechzig Meilen lange Fahrt zurück zu ihrer neu geerbten Ranch würde sie sich bestimmt nicht leisten können. Außerdem war das Haus ein wahrer Albtraum mit all seinen Schäden …
„Brauchen Sie Hilfe beim Anziehen?“, fragte die Schwester, die mit einer Tasche voller Babyprodukteproben hereinkam. Sie nahm Timmy aus seinem winzigen Bettchen und wickelte ihn in eine weiche blaue Decke. „Übrigens, ich habe Ihren Mann im Flur getroffen und ihm gesagt, dass Sie beide fertig sind.“
Samantha blinzelte verblüfft. „Mein Mann?“ Die Frau musste sie mit einer anderen Patientin verwechseln. „Ich bin nicht …“
„Ich habe ihm gesagt, er soll seinen Pick-up zum Vordereingang fahren“, fuhr die Schwester fort, als hätte Samantha nicht gesprochen. „Sobald Sie sich angezogen haben, hole ich einen Rollstuhl, und Sie und dieser kleine Engel hier können sich auf den Weg machen.“
„Aber ich muss mich noch um die Rechnung kümmern. Und ich bin nicht …“
„Keine Sorge, Samantha. Ich habe schon alles erledigt“, verkündete Morgan und kam hereingeschlendert, als ob er hier zu Hause wäre. Er reichte ihr eine Einkaufstasche. „Du brauchst nur diese Sachen anzuziehen, und dann können wir losfahren.“
„Ich hole den Rollstuhl“, sagte die Schwester und ging schnell aus dem Zimmer.
Samantha sah den Mann, der während der Geburt ihre einzige Stütze gewesen war, fassungslos an. Er war ohne Zweifel einer der bestaussehenden Männer, die sie kannte. Und offensichtlich auch einer der arrogantesten.
„Was soll das heißen, Sie haben alles erledigt?“, verlangte sie zu wissen. Sie war nicht sicher, was er getan hatte, aber sie hatte das ungute Gefühl, dass es ihr nicht sehr gefallen würde, wenn sie es erfuhr.
„Darüber reden wir auf der Fahrt nach Hause.“
„Ich denke, wir reden am besten hier und jetzt darüber“, entgegnete sie entschieden. Sie würde nirgendwo hinfahren, wenn er ihr nicht sofort erklärte, was hier vor sich ging.
Ohne auf ihren Einwand zu reagieren, nahm er ihr die Einkaufstasche aus den steifen Fingern, öffnete sie und holte ein cremefarbenes T-Shirt und ein Trägerkleid aus Jeansstoff heraus. „Ich war mir nicht sicher wegen der Größe, also habe ich eine Verkäuferin alles aussuchen lassen. Sie meinte, diese Größe hier passt den meisten Frauen – was auch immer das heißen soll.“ Er sah ein wenig unsicher aus, als er die Sachen in Samanthas Hände legte und sich zum Gehen wandte. „Ziehen Sie sich an, damit wir hier weg können. Ich warte im Pick-up auf Sie, bis die Schwester Sie zum Vordereingang bringt.“
„Morgan, ich möchte wissen, was …“
„Ich möchte mich nicht mit Ihnen streiten, Samantha“, unterbrach er sie. „Es tut Ihnen nicht gut, und ich habe wirklich keine Zeit dafür. Ich möchte bis zum Mittag wieder auf der Ranch sein. Also ziehen Sie sich an, und ich treffe Sie dann unten.“
Bevor sie etwas einwenden konnte, schnappte er sich die kleine Reisetasche, die sie mit ins Krankenhaus genommen hatte, drehte sich um und verließ das Zimmer. Sie konnte ihm nur verblüfft nachsehen. Sie musste wieder zur Ranch ihres Großvaters – oder vielmehr ihrer Ranch – zurück, um nach ihrem Wagen zu sehen. Und mit dem bisschen Geld, das ihr noch geblieben war, hatte sie eigentlich keine andere Wahl.
Sie seufzte tief auf, entfernte die Preisschilder vom Trägerkleid und dem T-Shirt und steckte die Pappstücke in ihre Handtasche. Sie wollte keine Almosen annehmen. Sobald sie konnte, würde sie Morgan das Geld für die Sachen zurückgeben.
Schnell schlüpfte sie aus dem Krankenhauskittel und nahm sich vor, als Nächstes herauszufinden, was Morgan gemeint hatte, als er sagte, er habe sich um die Krankenhausrechnung gekümmert. Sie würden eine gut sechzig Meilen lange Fahrt zusammen sein, und wenn er getan hatte, was sie argwöhnte, würden sie ein langes Gespräch miteinander führen.
Fünfzehn Minuten später
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