Julia Collection Band 09
abhalten, ihn jemals um finanzielle Hilfe zu bitten.“
Morgan schnaubte abfällig. „Ich denke, ein Mann, der sich so mies vor seiner Verantwortung drückt und sein Kind verleugnet, sollte erschossen werden.“
Samantha schluckte mühsam. „Ich glaube, Timmy und ich sind besser dran ohne ihn.“
„Warum sagen Sie das?“
„Chad hat sich als sehr egoistisch erwiesen“, antwortete sie und strich ihrem Sohn sanft über die weiche Wange. Sie holte tief Luft, um die Traurigkeit zu unterdrücken, die sie immer zu überwältigen drohte, wenn sie daran dachte, was Timmy alles fehlen würde ohne einen Vater. „Warum sollte ich mit so einem Mann mein Kind großziehen wollen? Chad würde ihm nicht das Vorbild sein, das ich mir für ihn wünsche. Außerdem verdient Timmy einen Vater, der ihn bedingungslos liebt, und keinen, der in ihm nur den Empfänger eines monatlichen Schecks sieht.“
Morgan war einige Momente still, dann nickte er. „Ich bin ganz Ihrer Meinung. Aber wenn ein Mann eine Frau schwängert, hat er die Pflicht, ihr zu helfen.“
Sie erreichten den Stadtrand von Laramie. Morgan verringerte das Tempo und entspannte sich etwas und legte den Arm über die Rückenlehne von Samanthas Sitz. Seine Finger berührten kurz ihr Haar, und Samantha spürte, wie ihr am ganzen Körper heiß wurde.
Sie war so sehr von ihrer Reaktion erschrocken, dass sie ein Stück abrückte und sich an die Tür lehnte. „Ich habe eine Frage“, sagte sie, entschlossen, ihr inneres Gleichgewicht wiederzuerlangen.
„Ja?“ Er sah sie lächelnd an.
Sein Lächeln ließ ihr Herz einen Schlag lang aussetzen, und sie klang ein wenig atemlos, als sie fortfuhr: „Als Sie ins Krankenhaus kamen, sagten Sie, dass Sie sich um alles gekümmert hätten. Was haben Sie damit gemeint?“
„Genau das“, meinte er gelassen, sah jetzt aber wieder auf die Straße. „Die Rechnung ist bezahlt.“
„Wollen Sie mir bitte sagen, wer sie bezahlt hat?“
„Ich.“
„Und warum?“
„Nehmen Sie es als ein Geschenk fürs Baby“, sagte er mit einem charmanten Lächeln, das ihr Herz erwärmte.
Aber sie weigerte sich, sich von seinem Charme ablenken zu lassen. „Ein Geschenk fürs Baby wäre ein Kinderstuhl, eine Decke, ein Lätzchen. Aber auf keinen Fall die Übernahme der Krankenhausrechnung.“
Sein Lächeln verschwand. „Hören Sie, Samantha, ich hatte das Geld, und es hat mir nichts ausgemacht, Ihnen zu helfen.“
„Ich brauche Ihre Hilfe nicht“, sagte sie eigensinnig. „Ich will keine Almosen von Ihnen.“
Er schüttelte den Kopf. „Das habe ich auch nicht vor.“
„Wie hoch war die Rechnung?“ Sie holte einen Block und einen Kugelschreiber aus ihrer Tasche. „Ich werde Ihnen das Geld zurückzahlen, sobald ich einen Job finde.“
„Nein.“
„Doch.“
„Verdammt noch mal, Samantha.“ Er sah aufgebracht aus. „Ich habe Nein gesagt.“
„Sie sind es gewöhnt, dass alle tun, was Sie ihnen sagen, was?“, fragte sie, aber sie kannte die Antwort schon.
Er zuckte nur stumm mit den Schultern.
„Dann lassen Sie sich von mir auf den Boden der Tatsachen zurückbringen, Cowboy.“ Sie stopfte Block und Kugelschreiber wieder in die Tasche. „Ich bin auf mich allein gestellt, seit ich achtzehn bin. Ich entscheide, was ich tun will, und ich zahle meine Rechnungen selbst.“
Plötzlich öffnete das Baby die Augen, bewegte protestierend seine kleinen Fäuste und begann laut zu schreien. Die wütenden Stimmen hatten es erschreckt.
„Warum verschieben wir dieses Gespräch nicht auf später, wenn wir zu Hause sind?“, sagte Morgan und fuhr von der Straße ab.
Samantha beruhigte das Baby, sah sich dann um und runzelte die Stirn. Nichts kam ihr vertraut vor, und sie wusste ganz sicher, dass sie hier nicht vorbeigekommen waren, als Morgan sie und Timmy tags zuvor ins Krankenhaus gebracht hatte.
„Wohin fahren wir?“, fragte sie und betrachtete verwirrt die ordentlich eingezäunten Weiden auf beiden Seiten der Straße.
„Ich bringe Sie zur Lonetree Ranch“, sagte er, als würde das alles erklären.
„Müssen Sie dort etwas abholen, bevor Sie mich nach Hause fahren?“, fragte sie misstrauisch.
„Nein.“
„Warum fahren wir dann …“
„Ich dachte, Sie und das Baby sollten erst mal ein paar Tage auf meiner Ranch bleiben“, entgegnete er ruhig und bog in eine andere Straße ab.
Samantha schüttelte heftig den Kopf. „Ich werde auf keinen Fall auf Ihrer Ranch bleiben.“
„Seien Sie nicht so dickköpfig, Samantha.
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