Julia Collection Band 09
sofort zurück. Ich hole nur die Töpfe mit dem Regenwasser herein, um sie aufs Feuer zu stellen.“
„Morgan?“
Sein Name von ihren Lippen … Morgan erschauerte unwillkürlich, schluckte mühsam und drehte sich zu ihr um. „Ja, Samantha?“
„Ich danke Ihnen, dass Sie so ruhig bleiben. Es hilft mir wirklich sehr.“ Der Blick, den sie ihm zuwarf, sagte ihm deutlich, dass sie auf ihn zählte, ihr durch diese schwere Prüfung zu helfen.
Da ihm nichts einfiel, das er sagen könnte, nickte er nur und trat auf die Veranda hinaus. Samantha konnte nicht wissen, dass sich ihm der Magen umdrehte bei dem Gedanken an all die Dinge, die schiefgehen könnten – so wie es bei seiner Mutter passiert war.
Morgan atmete tief durch und stieß langsam die Luft wieder aus. Und wenn es das Letzte war, was er tat, er hatte nicht die Absicht, Samantha merken zu lassen, wie sehr er sich fürchtete.
2. KAPITEL
Vier Stunden später saß Morgan auf der Kaminsohle vor Samantha, die am Rand des Sofas hockte. In der letzten Stunde hatte sie sich abwechselnd vorgebeugt und in die Kissen zurückgelehnt, im Versuch, es sich bequemer zu machen. Sie packte Morgans Hand mit der Kraft eines Schraubstocks, wenn eine neue Schmerzwelle sie überrollte, und es überraschte ihn, wie kräftig sie war. Es fühlte sich eher an, als hätte ein Holzfäller seine Hand ergriffen, als eine zierliche Frau, und ihre Nägel gruben sich schmerzhaft in seine Handfläche. Aber es half ihr, das Ganze durchzustehen, also würde er ihr gern erlauben, ihm die Haut zu zerkratzen.
Während er ihr dabei zusah, wie sie keuchend die nächste Wehe durchstand, wuchs seine Bewunderung für sie. Sie hatte große Schmerzen, aber ihre Entschlossenheit, sich nicht unterkriegen zu lassen, war erstaunlich.
Nach den Abständen zwischen den Wehen zu schließen, lagen wahrscheinlich noch ein, zwei Stunden vor ihnen, bevor das Baby kam. Er hoffte nur, dass er so lange durchhalten würde. Nach jeder Wehe fühlte er sich hilfloser.
„Kann ich nicht etwas mehr tun? Das Buch sagt, dass Sie Rückenschmerzen haben könnten. Soll ich Ihnen den Rücken massieren?“
„Hätten Sie nichts dagegen?“, sagte sie und gab seine Hand frei. „Mein Rücken bringt mich um.“
Morgan nahm seinen Cowboyhut ab und ließ ihn wie eine Frisbeescheibe durch die Luft fliegen, sodass er auf dem Stuhl landete, auf dem sein Mantel lag. Dann setzte Morgan sich neben Samantha auf das hässliche grüne Sofa. Er glitt mit der Hand unter ihr rosafarbenes T-Shirt und massierte sanft ihre verspannten Muskeln, während er versuchte, nicht darauf zu achten, dass ihre Haut sich wie Satin unter seiner schwieligen Hand anfühlte. Jetzt war nicht die richtige Zeit, daran zu denken, wie sehr ihm die Nähe einer Frau fehlte.
„Hilft das?“, fragte er.
„Ein bisschen.“ Sie schnappte plötzlich nach Luft und kämpfte gegen eine neue Schmerzwelle an.
Morgan machte mit seiner Massage weiter und sah gleichzeitig auf die Uhr. Diese Wehe war viel schneller gekommen als die vorige, und als die Sekunden vorübertickten, bevor Samantha sich entspannte, musste er feststellen, dass sie außerdem auch viel länger gedauert hatte als alle anderen.
„Lassen Sie mich los“, sagte sie scharf. „Sie machen nur alles schlimmer.“
„Okay“, sagte er und holte seine Hand unter ihrem T-Shirt hervor. Er war sicher, dass er sie nicht zu stark massiert hatte. Er setzte sich wieder neben den Kamin und nahm das Buch in die Hand. Wenn er sich nicht sehr irrte, dann waren sie gerade zum nächsten Stadium übergegangen.
Samantha hatte alle Anzeichen einer Frau im Übergangsstadium zur letzten Stufe vor der Geburt. Sie war plötzlich gereizt wie ein Bär mit verletzter Pfote und wollte nicht angefasst werden, aber besonders aufschlussreich war, dass die letzte Wehe so lange angehalten hatte.
Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Schon war die nächste Wehe da. Samanthas Gesicht war gerötet, ihr hellbraunes Haar hing in feuchten Strähnen herunter, und die Linien um ihren Mund vertieften sich vor Anstrengung.
Morgan kam sich nutzloser denn je vor.
Als Samantha erleichtert aufseufzte, legte er das Buch beiseite und wischte ihr das Gesicht mit einem kühlen, feuchten Waschlappen ab. Sie sah ihn an, und es war fast zu viel für ihn, als ihre hübschen bernsteinfarbenen Augen sich mit Tränen füllten.
„Ich glaube nicht … ich kann nicht, Morgan.“
Er nahm ihre Hände in seine. „Sie machen alles prima, Samantha.“
Weitere Kostenlose Bücher