Julia Collection Band 09
schob die Schwester sie auf dem Rollstuhl aus dem Gebäude. Morgan lehnte am Kühler seines glänzenden silbergrauen Pick-ups, die Arme vor der Brust verschränkt, die Füße an den Knöcheln gekreuzt. Seine Jeansjacke betonte die breiten Schultern, und seine Jeans schmiegte sich wie eine zweite Haut um seine muskulösen Schenkel. Samantha musste schlucken. Er sah aus wie der wahr gewordene Traum aller Frauen – auf raue Art attraktiv und aufregend männlich.
Als er sie sah, lächelte er und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Er öffnete die Beifahrertür und streifte mit der Hand ihre Brust, als er ihr Timmy abnahm. Samantha überlief ein süßer Schauer.
„Sie drei geben ein hübsches Bild ab. Die vollkommene Familie“, bemerkte die Schwester, als sie Morgan sah, der das Baby auf einem Arm hielt, während er Samantha mit der anderen Hand auf den Sitz half. „Kommen Sie gut nach Hause.“
„Danke. Werden wir“, erwiderte er und reichte Samantha das Baby. Er schloss die Tür, bevor Samantha die Schwester verbessern konnte.
„Warum haben Sie ihr nicht gesagt, dass wir keine Familie sind?“, wollte sie wissen, als er sich hinter das Steuer setzte und den Motor anließ.
„Es war einfacher, als ihr die ganze komplizierte Situation zu erklären“, antwortete er mit einem Achselzucken.
Sie schnallte sich an und schwieg einen Moment. Aber dann gab sie sich einen Ruck. „Sie missbilligen es, dass ich ein Kind bekommen habe, obwohl ich nicht verheiratet bin, stimmt’s?“
„Ich kann nicht sagen, ob ich es missbillige.“ Er legte den ersten Gang ein und fuhr auf die Straße. Dann erst warf er Samantha einen Blick zu und fügte hinzu: „Samantha, ich kenne die Umstände nicht.“ Er runzelte die Stirn. „Ich denke nur, der Vater des Babys sollte jetzt bei Ihnen sein, um Ihnen zu helfen.“
Sie beobachtete die mühelose Art, mit der Morgan den großen Pick-up durch den Verkehr lenkte. Er war ein ruhiger, fähiger Mann, auf den man in jeder Situation zählen konnte. Im Gegensatz zu Timmys Vater.
Es schnürte ihr die Kehle zu, wenn sie an den Mann dachte, der ein Kind gezeugt hatte und sich überhaupt nicht für das Baby interessierte. Wie hatte sie sich nur so in Chad täuschen können?
In der ersten Zeit ihres Zusammenlebens hatten sie sich darum bemüht, in ihrer Beziehung ein Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen zu erreichen. Aber sechs Monate später erkannte Samantha plötzlich, dass sich die Dinge zwischen ihnen verändert hatten. Sie war diejenige gewesen, die immer gegeben hatte, und Chad hatte nur genommen. Eines Tages war sie dann von der Arbeit nach Hause gekommen und hatte feststellen müssen, dass er nach Los Angeles gezogen war, um sich seinen Traum zu erfüllen und Musiker zu werden. Da erst war ihr klar geworden, wie oberflächlich und egoistisch Chad wirklich war. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, ihr persönlich mitzuteilen, dass es aus war. Stattdessen hatte er einfach einen Zettel an den Kühlschrank geklebt, auf dem es hieß, es sei schön mit ihr gewesen, aber für ihn wäre es jetzt an der Zeit, an seine Zukunft zu denken.
„Es gibt nicht viel über ihn zu sagen“, flüsterte sie. Warum ihr Morgans Meinung wichtig war, wusste sie nicht. Aber aus irgendeinem Grund wollte sie ihn wissen lassen, dass es nicht ihre Entscheidung gewesen war, alles allein durchzustehen. „Wir waren nicht verheiratet, und ich erfuhr erst, dass ich schwanger war, nachdem wir uns getrennt hatten.“
Sie sah, wie Morgan das Steuer fester packte, und wusste, was er dachte, noch bevor er fragte: „Er weiß nichts von dem Baby?“
„Oh, ich habe es ihm gesagt.“ Sie wollte lieber nicht daran denken, wie sehr Chads Entscheidung sie verletzt hatte.
„Ich habe ihn nicht um Hilfe gebeten. Ich dachte nur, er sollte es wissen, dass er Vater werden würde. Vielleicht wollte er ja eine Rolle in Timmys Leben spielen. Aber er war nicht daran interessiert, sein Kind jetzt oder irgendwann später kennenzulernen. Er bot mir nur an, auf all seine Rechte als Vater zu verzichten, und ich akzeptierte es. Ende der Geschichte.“
„Warum kann man nur etwas so Blödes tun?“, fragte Morgan. Er warf ihr einen finsteren Blick zu, der deutlich zeigte, was er von Chad hielt, und Samantha wusste instinktiv, dass Morgan an seiner Stelle nie so gehandelt hätte.
Sie sah ihren schlafenden Sohn an und kämpfte tapfer gegen die aufsteigenden Tränen an. „Ich nehme an, er dachte, das würde mich davon
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