Julia Collection Band 09
eingerichtet haben, sehe ich nach, ob Frank herausgefunden hat, was mit Ihrem Auto nicht stimmt. Dann kann ich auch Ihre Sachen heraufholen.“
Seine Hand auf ihrem Arm fühlte sich angenehm warm und stark an, und Samantha erschauerte unwillkürlich. Hastig wich sie einen Schritt zurück.
„Ich brauche nicht alles aus dem Auto“, sagte sie und wartete darauf, dass er die Tür öffnete. „Timmy und ich werden nicht länger als ein, zwei Tage bleiben.“
Morgan hielt die Tür für sie auf und lächelte. „Wir werden sehen.“
Sie musste ihm klarmachen, dass sie seine Großzügigkeit nicht ausnutzen wollte. Bevor sie etwas erwidern konnte, betraten sie jedoch das Ranchhaus, und sie vergaß alles, was sie hatte sagen wollen. Das Innere des Hauses war genauso beeindruckend wie die Außenansicht.
Als Morgan sie in den großen Raum führte, stockte ihr der Atem. „Das ist absolut umwerfend.“
Ein riesiger Steinkamin mit einem in der Mitte geteilten Baumstamm, der als Kaminsims diente, befand sich an der Längswand des Raumes, und die runden blauen, grauen und lohfarbenen Steine gaben den vollkommenen Kontrast zum warmen Goldton der gefirnissten Holzwände ab. Das Haus war warm und einladend, aber es war vor allem seine überwältigende Weite, in die Samantha sich sofort verliebte – eine Weite, die es vor allem der offenen Decke verdankte.
„Machen Sie es sich gemütlich“, sagte Morgan und stellte den Babysitz mit dem schlafenden Timmy auf den ungewöhnlichsten Couchtisch, den Samantha je gesehen hatte.
Eine dicke blaugraue Schieferplatte stand auf einer Basis, die aus einem Baumstamm gefertigt war, dessen Rinde man nicht entfernt hatte. Der Tisch passte wundervoll zu der warmen Patina des polierten Hartholzbodens und den ockerfarbenen Ledermöbeln.
„War Ihnen vor allem an Dauerhaftigkeit gelegen, oder kommt es mir nur so vor?“, fragte sie trocken.
Morgan lachte. „Burt und ich haben den Wohnzimmertisch so oft mit unseren Spielautos zerkratzt, dass meine Eltern auf die Idee mit der Schieferplatte kamen. Das war noch vor Curtis’ Geburt. Und als meine Mutter starb und mein Vater voll damit beschäftigt war, uns drei Jungs großzuziehen, blieb ihm nichts anderes übrig, als es so zu lassen.“
„Sie wurden von Ihrem Vater aufgezogen?“
Samantha bemerkte den leichten Schatten, der sein Gesicht überzog, bevor er nickte. „Meine Mutter starb bei der Geburt meines jüngsten Bruders.“
Samantha hielt betroffen den Atem an. „Das tut mir leid, Morgan. Ich weiß, wie es ist, seine Mutter zu verlieren“, sagte sie leise. „Ich war knapp siebzehn, als meine starb.“
Sie sahen sich stumm an, und plötzlich stieß das Baby einen herzhaften Schrei aus und unterbrach die düstere Stimmung.
„Es ist Zeit für seine nächste Mahlzeit.“ Samantha hob Timmy aus seiner Trage. „Wo könnte ich …“
„Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer.“ Morgan wies auf die Treppe hinter ihnen. Die Stufen, das Geländer und der Dachbodenbereich darüber bestanden alle aus dem gleichen goldfarbenen Holz wie die Wände, und verliehen dem Haus eine einmalige rustikale Atmosphäre.
Samantha drückte das Baby an sich und konzentrierte sich darauf, ruhig und gleichmäßig zu atmen, während sie neben Morgan die Stufen hinaufging. Er hatte einen Arm um ihre Taille gelegt, um sie zu stützen, und seine Berührung ging ihr durch und durch. Ihre Haut kribbelte überall, und ein wundervolles, ungewohntes Gefühl der Geborgenheit erfüllte sie.
Um etwas Abstand zwischen sich und Morgan zu bringen, wartete sie, dass er ihr auf dem Flur voranging, von dem mehrere Schlafzimmer abgingen. Ihre unerklärlich heftige Reaktion auf seine Nähe musste an einer vorübergehenden Hormonstörung liegen, die von der Geburt verursacht worden war. Mehr ist es sicher nicht, beschwichtigte sie sich. Immerhin hatte sie erst vor zwei Tagen ein Kind zur Welt gebracht. Da konnte sie doch unmöglich schon Verlangen nach einem Mann empfinden. Oder?
Als er das Zimmer am Ende des Flurs öffnete, füllten sich Samanthas Augen vor Rührung mit Tränen. Eine Wiege mit zartblauer Bettwäsche stand neben einem wunderschönen Himmelbett. Sie erinnerte sich nicht, wann jemand außer ihrer Mutter ihr so viel Aufmerksamkeit entgegengebracht hatte wie Morgan. Er hatte dafür gesorgt, dass sie und das Baby nach Hause gebracht wurden, hatte ihnen einen Platz zum Übernachten angeboten und war sogar so weit gegangen, für Timmy eine Wiege zu besorgen.
Sie legte ihren
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