Julia Collection Band 09
Rindermarkt.
„Sind Sie sicher, dass es so ernst ist?“, fragte Samantha bedrückt. „Als ich aus Sacramento abfuhr, war alles in Ordnung.“ Sie runzelte die Stirn. „Bis auf ein seltsames Klappern, wenn der Motor lief.“
Morgan schluckte den Bissen, den er gerade von seinem Sandwich genommen hatte, und nickte. „Es ist nicht so sehr die Frage, ob der Motor zusammenbricht, als vielmehr wann er es tun wird. Er könnte noch ein paar hundert Meilen schaffen, oder er gibt den Geist auf, bevor Sie ihn aus dem Schuppen bekommen.“
„Ich kann mir das aber im Moment nicht leisten.“ Sie legte ihr Sandwich auf den Teller zurück, ohne es probiert zu haben. Noch vor wenigen Momenten war ihr das Brot mit Roastbeef und Cheddarkäse wie die köstlichste Mahlzeit seit Langem vorgekommen. Aber nach dieser Neuigkeit war ihr der Appetit vergangen.
„Machen Sie sich keine Sorgen.“ Er nahm einen Schluck von seinem Eistee. „Ich werde …“
„Wagen Sie es ja nicht“, warnte sie ihn.
„Was?“
„Sie wissen schon, was. Das ist mein Problem, Morgan, und ich werde es allein lösen. Sie haben meine Krankenhausrechnung übernommen, bevor ich Sie daran hindern konnte. Aber Sie werden auf keinen Fall die Reparatur für mein Auto bezahlen.“
Er warf ihr einen ungeduldigen Blick zu. „Ich habe Frank schon gesagt, dass er sich nach Ersatzteilen umsehen soll.“
„Dann machen Sie das rückgängig. Ich werde eben das Risiko eingehen müssen und hoffen, dass der Motor durchhält, bis ich mir eine Reparatur leisten kann.“
„Seien Sie nicht albern, Samantha. Was ist, wenn Sie mitten auf dem Highway liegen bleiben? Sie können nicht mit einem Baby im Arm meilenlang durch die Gegend gehen, und Sie können auch nicht darauf warten, dass jemand kommt und Sie mitnimmt. Hier gibt es nicht sehr viele Einwohner, und es können manchmal Stunden vergehen, bevor man jemandem begegnet.“
Ihr Mut sank. Morgan hatte recht. Sie konnte nicht riskieren, mit Timmy in einem unzuverlässigen Wagen unterwegs zu sein. Obwohl es ihr sehr schwerfiel, sah sie ein, dass sie ihre Niederlage eingestehen musste. „In Ordnung. Lassen Sie den Wagen reparieren. Aber unter einer Bedingung.“ Als er fragend die Augenbrauen hob, fügte sie hinzu: „Sie müssen mir sagen, was Sie ausgeben, damit ich es Ihnen zurückzahlen kann.“
„Ich mache mir keine Sorgen, dass Sie …“
„Ich aber“, unterbrach Samantha ihn. Sie musste versuchen, es ihm zu erklären. „Nachdem mein Vater uns verlassen hatte, musste meine Mutter sich dafür abschuften, dass wir ein Dach über dem Kopf und immer etwas zu essen hatten. Es war nicht leicht für sie, aber sie hat es geschafft, ohne sich an einen Mann um Hilfe wenden zu müssen. Ich bin entschlossen, das Gleiche zu tun.“ Sie stand auf und legte ihr Sandwich in den Kühlschrank. „Ich habe nicht vor, mich auf jemanden zu verlassen. Ich werde alles, was ich brauche, mit meiner Hände Arbeit verdienen oder eben ohne zurechtkommen.“
Morgan sah aus, als wollte er ihr widersprechen, aber sie hob die Hand und kam ihm zuvor. „Ich weiß, dass Sie es gut meinen, aber das ist mir sehr wichtig. Ich kann nicht leugnen, dass ich einen absoluten Tiefpunkt in meinem Leben erreicht habe. Doch das ist nur vorübergehend. Sobald der Arzt mir erlaubt, wieder zu arbeiten, suche ich mir einen Job und zahle Ihnen alles zurück.“ Sie wollte die Küche verlassen, aber ein Gedanke ließ sie innehalten. „Haben Sie eigentlich eine Haushälterin oder Köchin?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein. Ich esse normalerweise unten in der Schlafbaracke, zusammen mit den Männern. Und wenn etwas im Haus gemacht werden muss, kümmert meine Schwägerin Annie sich darum, oder Bettylou verdient sich so etwas hinzu. Warum?“
Samantha nickte zufrieden. „Bis mein Wagen repariert ist und ich einen Job finde, werden Sie ihre Hilfe nicht brauchen. Ich werde für Sie kochen und das Haus sauber halten.“
Morgan betrachtete sie nachdenklich, während sie sich umdrehte und langsam aus der Küche ging, die Schultern gestrafft, den Kopf hoch erhoben. Morgan hatte immer Menschen bewundert, die den Mut besaßen, ihren eigenen Weg zu gehen, aber Samantha schoss mit ihrem Wunsch nach Unabhängigkeit eindeutig übers Ziel hinaus. Er konnte an der Art, wie sie sich bewegte, erkennen, dass sie immer noch Schmerzen hatte von der Geburt, und doch sagte sie ihm, dass sie kochen und sauber machen wollte für ihn.
„Nur über meine Leiche“, murmelte
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