JULIA COLLECTION Band 10
richtig auf.
Die Bedienung kam wieder an ihren Tisch. „Haben Sie inzwischen gewählt, Ladys?“
„Und ob“, antwortete Charmaine und bestellte einen Burger mit Pommes frites und Salat, Käsekuchen und einen Cappuccino mit Sahne zum Nachtisch.
Als Renée sie wie gebannt ansah, begann Charmaine zu lachen. „Mach dir keine Sorgen, heute Abend esse ich nichts mehr, und morgen werde ich mich im Fitnessstudio richtig schinden.“ Doch das tat sie eigentlich immer, sogar am Wochenende. Ihr ganzes Leben war inzwischen eine einzige Strafe geworden. Sie büßte für ihre Sünden, besonders für die eine, die sie sich niemals verzeihen würde.
„Das musst du auch, wenn du am Samstag in dein Kleid passen willst“, gab Renée zu bedenken. „Schon jetzt sieht es aus, als hätte man es dir auf den Leib geschneidert.“
„Verdammt, du hast recht! Daran habe ich gar nicht mehr gedacht.“ Charmaine seufzte und sah zu der geduldig wartenden Bedienung. „Könnte ich meine Bestellung noch einmal ändern und etwas weniger Fettes bekommen, ein Blatt Salat zum Beispiel?“
Die Frau lächelte. „Was bin ich froh, dass Sie auch auf Ihre Linie achten müssen. Ich dachte schon, Sie sehen so aus und können trotzdem jeden Tag Burger essen.“
„Keine Sorge“, meinte Charmaine, „was das Essen betrifft, leide ich mehr als nur ein bisschen. Okay, also bringen Sie mir den Fisch von der Tageskarte, gegrillt, mit Salatbeilage, kein Dressing, keinen Nachtisch und zum Abschluss einen Espresso.“
Die Frau nickte.
„Wie klingt das?“, fragte Charmaine dann lachend an Renée gewandt.
„Wunderbar“, erklärte diese, „das nehme ich auch.“
2. KAPITEL
Der Ballsaal im Regency Hotel war ein beliebter Veranstaltungsort der Reichen und Schönen Sydneys. Sein spektakuläres, von Versailles inspiriertes Interieur hatte schon so manchem gesellschaftlichen Ereignis den passenden Rahmen gegeben: Preisverleihungen, extravaganten Modenschauen, Produkteinführungen, Firmenweihnachtsfeiern und auch der einen oder anderen Wohltätigkeitsveranstaltung.
An diesem Abend ging es um krebskranke Kinder, ein Thema, das auch den Hartherzigsten rührte. Das hatte Charmaine schon oft festgestellt und sich diesen Umstand bei den Vorbereitungen zu ihrem ersten Wohltätigkeitsbankett mit anschließender Auktion zunutze gemacht. Es war unheimlich viel Arbeit gewesen und hatte ihre gesamte Freizeit in Anspruch genommen. In den vergangenen sechs Monaten hatte darunter nicht nur ihr Privatleben gelitten – oder besser gesagt, was davon noch übrig war –, sondern auch ihre Karriere. Angebote, die sie mehr als einige Tage ins Ausland führten, musste sie ablehnen.
Wenn sie sich aber jetzt ansah, was dabei herausgekommen war, hatte es sich gelohnt. Der Saal mit den hohen Decken und prächtigen Kronleuchtern war bis zum letzten Platz besetzt, und zwar von Menschen, die sich die tausend Dollar Eintritt locker leisten konnten. Dafür bekamen sie ein schlichtes Dreigängemenü, das sie normalerweise wahrscheinlich weniger als fünfzig Dollar gekostet hätte.
Nicht dass Charmaine und ihre Stiftung etwas dafür zahlen mussten. Der neue Eigentümer des Regency Hotels , Max Richmond, hatte die dreihundert Menüs gespendet, genauso wie die Getränke und die Nutzung des Ballsaals. Sein Bruder war als junger Mann an Krebs gestorben, eine schreckliche Tragödie, die Charmaine skrupellos für ihre Zwecke genutzt hatte.
Sie würde vor nichts zurückschrecken, um ihr Ziel des heutigen Abends zu erreichen, zehn Millionen Dollar für leukämische Kinder einzunehmen. Auch wenn das schon im Vorfeld bedeutet hatte, zwei Tage fast ohne Essen auszukommen, damit ihr das Kleid passte, das sie trug. Dafür war es allerdings auch etwas ganz Besonderes und nur schwer zu beschreiben.
„Faszinierend“ traf es noch am ehesten. Allein schon wie es in ihren Besitz gelangt war, konnte man sich faszinierender kaum vorstellen. Charmaine hatte die Besitzerin von „Campbell Jewels“ zu Hause besucht, so wie sie es bei allen Inhabern großer, in Sydney ansässiger Firmen gemacht hatte, um Spenden oder Sachpreise für ihre Auktion zu erbeten. Celeste Campbell war sehr freigebig gewesen und hatte ihr eine hübsche Schmuckauswahl zur Verfügung gestellt. Nebenbei stand sie mit beiden Beinen fest auf der Erde, ein Charakterzug, der Charmaine besonders gefiel, sodass sie rasch einen Draht zueinander gefunden hatten.
Als Celeste erfuhr, dass die Wohltätigkeitsveranstaltung im Ballsaal
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