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JULIA COLLECTION Band 10

JULIA COLLECTION Band 10

Titel: JULIA COLLECTION Band 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA LEE
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des Regency stattfinden würde, erzählte sie von einer anderen Auktion, die dort vor zehn Jahren abgehalten worden war. Es hatte ebenfalls ein Bankett gegeben, dem die Versteigerung des berühmten „Heart of Fire“ gefolgt war, einem schwarzen Opal, der sich nun im Museum befand.
    Während des Abends hatte man versucht, so erfuhr die gespannt lauschende Charmaine, das Schmuckstück zu stehlen. Darüber war es zu einer Schießerei gekommen. Die Geschichte allein faszinierte sie, aber als ihr Celeste das Kleid zeigte, das sie an jenem Abend getragen hatte, war Charmaine hin und weg. So etwas Provokantes hatte sie noch nie gesehen.
    Celeste verkündete auch sofort, sie sei zu alt, um es noch einmal anzuziehen, und Charmaine erkannte ihre Chance. Das war genau das Outfit, das irgendeinen reichen Trottel dazu veranlassen würde, ein Vermögen für ein Essen mit ihr auszugeben. Sie bat Celeste, ihr das Kleid für die Wohltätigkeitsauktion zu leihen. Doch Celeste Campbell weigerte sich … und schenkte es ihr stattdessen.
    Jetzt trug Charmaine das Kleid, war aber nicht mehr überzeugt, dass es auch das richtige war. Ihr Magen schlug Kapriolen wie bei ihrer ersten Modenschau, obwohl sie heutzutage normalerweise nicht mehr interessierte, wie viel nackte Haut sie zeigte.
    Nicht dass Celeste Campbells Kleid so offenherzig gewesen wäre. Seine verwegene Wirkung war viel subtiler. An dem bodenlangen, trägerlosen Satinunterkleid war nichts gewagt, außer vielleicht die etwas zu geringe Oberweite für Charmaines Brüste. Selbst dieses Problemchen wurde weitestgehend vom Chiffon des Oberkleides verdeckt, das hochgeschlossen und mit langen Ärmeln zunächst beinah züchtig wirkte.
    Es war vielmehr der Farbton der Stoffe und die Perlenstickerei an ganz bestimmten Stellen, die das Kleid verwegen machten, da sie die Illusion schufen, Charmaine würde anstelle eines Ballkleides ein sehr gewagtes Badekostüm tragen. Selbst aus kurzer Distanz wirkte das hautfarbene Material wie bloße Haut, die lediglich von einigen Goldperlen bedeckt schien.
    Von vorn sah es aus, als bildeten die Perlen einen Bikini. Die Rückansicht war noch provokanter, da der Rücken lediglich von dem beinah unsichtbaren Chiffon bedeckt wurde und die Perlen oberhalb des Pos ein kleines Dreieck bildeten, als würde Charmaine lediglich einen Tanga tragen. Hinzu kam der besonders hohe Schlitz des Kleides.
    Wenigstens konnte sie damit ihre gewohnten, weit ausholenden Schritte machen und war mit den langen Beinen nicht zum Trippeln verurteilt. Denn laufen musste sie heute Abend viel, und zwar auf dem Steg, der für die bereits erfolgte Modenschau aufgebaut worden war. Gut beleuchtet stach er ins Auge und teilte den Raum in zwei Hälften, sodass man von jedem Platz einen hervorragenden Blick hatte.
    Bei den Proben am Vorabend hatte Rico zu Charmaine gesagt, sie solle darauf auf und ab gehen, während er die Angebote für ein Abendessen mit ihr entgegennahm. Der Gedanke war ihr da nicht verwegen vorgekommen – in Jeans. Aber dieses schreiend auffällige Kleid sorgte dafür, dass sich ihr Mut verflüchtigte. Sie musste die ganze Zeit daran denken, dass sie beinah nackt aussah, und hatte dadurch kaum etwas gegessen – was gut war, denn wenn sie saß, war das Kleid noch enger. Doch jetzt stand sie auf der Bühne des Ballsaals, spähte durch einen Spalt im schweren weinroten Vorhang auf die riesige Menschenmenge im Saal und versuchte ihre Befürchtung zu verdrängen, dass sie sich gleich lächerlich machte.
    Was um alles in der Welt war bloß mit ihr los? Normalerweise interessierte es sie nicht, was sie trug – oder besser gesagt, wie wenig – oder ob man sie wie gebannt ansah, vor allem Männer. Ach was, sollten sie doch denken, was sie wollten! Hauptsache, einer von ihnen rückte mit einem dicken Scheck für ihre Stiftung heraus. Bei dem Gedanken fühlte sich Charmaine gleich ein bisschen besser und warf einen Blick auf ihre schmale goldene Armbanduhr. Höchste Zeit, dass Rico auftauchte, um die Auktion zu beginnen. In diesem Augenblick hörte sie hinter sich einen anerkennenden Pfiff und wirbelte herum. Da stand Rico und lächelte sie an.
    „Na, das ist vielleicht ein Kleid! Bist du sicher, dass sie dich deswegen nicht einbuchten?“
    „Ich habe schon weniger angehabt.“
    „Ja, aber in diesem Fall wäre mehr eher schlecht.“
    „Starr mich nicht so an, Rico!“
    „Das tue ich nicht.“
    „Nein, das stimmt“, sagte sie und seufzte. „Tut mir leid. Ehrlich

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