JULIA COLLECTION Band 10
guter Film.“
„Was ich Sie fragen wollte …“ Charmaine räusperte sich. „Schlafen Alis andere weiblichen Gäste auch hier?“
Cleo lächelte. „Sie brauchen nicht eifersüchtig zu sein. Ali hat seit einer Ewigkeit keine Frau mehr mit nach Hause gebracht, und keine hat jemals in diesem Zimmer übernachtet.“
„Ich bin nicht eifersüchtig“, widersprach Charmaine, ohne überzeugend zu wirken, „nur neugierig.“
„Sie brauchen sich auch nicht zu schämen, weil Sie etwas für ihn empfinden. Er ist es wert.“
Charmaine behielt für sich, dass sie nichts für Ali fühlte, zumindest nicht so, wie die Haushälterin es meinte. „So, ist er das“, sagte sie nur ausweichend und biss in ein Croissant.
„Ja, das ist er. Die Leute beurteilen ihn oft falsch, weil er manchmal ein bisschen förmlich sein kann“, erklärte Cleo, während sie Charmaines Kaffeetasse vollschenkte. „Aber ich kenne ihn ja nun schon ein bisschen länger und kann mit Fug und Recht behaupten, dass er der netteste Mann ist, den ich je getroffen habe. Er ist aufrichtig, freundlich und mitfühlend. Milch und Zucker?“
Charmaine nickte. „Zwei Stück, bitte.“ Sie hatte vergangene Nacht genug Kalorien verbrannt und am Ende kaum etwas von dem Dinner angerührt, um es sich heute mal so richtig gut gehen zu lassen. Ali hatte das meiste gegessen, einiges von Stellen auf ihrem Körper, die sie im Nachhinein hätten schockieren sollen. Aber das war nicht der Fall. Es erinnerte sie nur an die Kategorie Mann, mit der sie es hier zu tun hatte: Er war ein Schurke und Frauenverführer.
„Und wie äußern sich seine Freundlichkeit und sein Mitgefühl?“, fragte sie deshalb skeptisch.
„Oh, auf vielfältige Weise. Nehmen Sie zum Beispiel Jack.“
„Jack?“
„Ja, der junge Mann, der Ihr Gepäck getragen hat. Er ist ein Cousin von mir und ein bisschen einfältig. Keiner wollte ihm einen Job geben, aber Ali hat es sofort getan, als ich ihn darum bat. Ali hat schon oft Leuten mit einem Job aus der Patsche geholfen, besonders verheirateten Männern mit Kindern. Und frei wohnen können sie bei uns auch. Es gibt hier ziemlich viele alte Cottages. Ali ist sehr gut zu seinen Mitarbeitern, vorausgesetzt, sie arbeiten hart. Aber er erwartet nichts, das er nicht selbst tun würde. Er mistet Ställe aus, bleibt die ganze Nacht bei einer Stute, wenn sie fohlt, pflügt und streicht Zäune. Die Männer wissen das zu schätzen, und Jack sagt immer, Ali habe Ameisen im Hintern. Der Meinung sind die anderen auch. Sie brauchen sie nur zu fragen.“ Cleo lachte. „Obwohl das vielleicht keine so gute Idee ist. Ali wird leicht eifersüchtig. Wenn er Ihnen nachher alles zeigt, nicken Sie den Leuten am besten nur zu.“
„Meinen Sie denn, er wird mich schon heute herumführen?“
„Oh ja, er ist furchtbar stolz auf das Gestüt. Seitdem er hier ist, hat er auch wahre Wunder bewirkt.“
„Geht das Haus auch auf sein Konto?“
„Du meine Güte, nein, das war sein Vorgänger. Es gibt allein zwölf Schlafzimmer, müssen Sie wissen. Meistens sind die Möbel abgedeckt und die Türen verschlossen. Nur zu Weihnachten stellt Ali die Räume seinen Angestellten zur Verfügung. Wir feiern dann alle gemeinsam.“
Erstaunt sah Charmaine sie an. „Aber ich dachte, Ali sei Moslem.“
„Das ist er auch. Deshalb kann er doch seinen Mitarbeitern eine Freude machen, indem er sie über die Feiertage hier wohnen lässt. Und von seiner Familie kommt ja keiner, ich meine, auch das Jahr über nicht. Ein merkwürdiger Verein. Aber ich sollte nicht darüber sprechen. Das würde Ali nicht mögen. Dafür mag er Sie, und zwar sehr. Kennen Sie ihn schon lang?“
Charmaine wusste nicht recht, was sie darauf antworten sollte. Bestimmt hatte Cleo keine Ahnung von der Auktion und dem Deal zwischen ihr, Charmaine, und Ali. „Wir haben uns vor einem Jahr beim ‚Melbourne Cup‘ kennengelernt.“
„Was, so lange ist das schon her! Und da bringt er Sie erst jetzt mit? Sie haben sich wohl geziert, um ihn noch mehr zu reizen, hm?“ Cleo lachte verschwörerisch. „Na, wie auch immer, es hat funktioniert. Ich habe ihn noch nie so aufgedreht gesehen wie letzte Woche. Und als er dann am Sonntag anrief, um mir zu sagen, dass er eine ganz liebe Freundin mitbringt und ich das Zimmer fertig machen soll, das vom Architekten für die Dame des Hauses vorgesehen war, habe ich mir schon gedacht, dass Sie etwas ganz Besonderes sein müssen. Und ich hatte recht.“
„So etwas Besonderes bin
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