JULIA COLLECTION Band 10
Zwecke auszugeben. Dabei hatte Charmaine zwar zugegeben, dass sie mit ihm dinieren, sich aber auch geschworen habe, dass niemals etwas zwischen ihnen sein würde.
Charmaine seufzte. Ihre Mutter wäre nicht glücklich, wenn sie herausfand, dass ihre geliebte Tochter sie belogen hatte und beabsichtigte, die Beziehung zu einem solchen Mann aufrechtzuerhalten. Nein, das Risiko, diese Affäre fortzusetzen, war einfach zu groß. Sie hatte ihren Eltern in der Vergangenheit genug Angst und Sorge bereitet. Am Freitag würde sie Ali den Laufpass geben. Aber bis dahin beabsichtigte sie, in vollen Zügen zu genießen, was er ihr zu bieten hatte.
Das Klingeln des Telefons auf dem Nachttisch beendete Charmaines Grübelei. Sie drehte sich zur Seite und betrachtete einen Augenblick stirnrunzelnd den rosafarbenen Apparat. Da niemand wusste, dass sie hier war, konnte dies nur ein hausinterner Anruf sein. Zu Hause auf dem Anrufbeantworter hatte sie hinterlassen, sie sei die ganze Woche nicht erreichbar, und außerdem das Handy danebengelegt. Instinktiv hatte sie gewusst, dass es, was auch immer diese Woche geschehen würde, klug wäre, nicht erreichbar zu sein.
Es klingelte immer noch. Ob das Ali war?
Sie würde sich ihm gegenüber nicht wie ein verliebter Teenager benehmen und vor Begeisterung den Hörer von der Gabel reißen. Ali war immer noch der Mann, der fünf Millionen Dollar bezahlt hatte, um sie zu einem Dinner mit ihm zu zwingen, und fünfhundert Millionen, damit sie mit ihm schlief. Nur weil sie es genossen hatte, brauchte sie jetzt nicht sentimental zu werden.
Es klingelte weiter, und Charmaine atmete tief durch, bevor sie den rosafarbenen Hörer abnahm. „Ja“, sagte sie dann ziemlich gereizt.
„Hier ist Cleo. Ich hoffe, ich habe Sie nicht geweckt.“
„Nein, nein, ganz und gar nicht.“ Charmaine war irgendwie erleichtert und auch wieder enttäuscht. „Ich wollte gerade aufstehen. Bestimmt ist es schon schrecklich spät.“ Ihre Uhr war noch im Badezimmer, und auf dem Nachttisch stand kein Wecker. Aber durch die Flügeltüren sah sie die Sonne hoch am Himmel stehen. „Wie viel Uhr ist es denn?“
„Kurz vor elf.“
„Wie bitte, so spät?“ Das letzte Mal als Charmaine auf die Uhr gesehen hatte – auf Alis goldene –, war es gerade vier Uhr morgens gewesen. Kurz darauf war sie eingenickt. Das hieß, sie hatte mehr als sechs Stunden geschlafen, ein Rekord für ihre Verhältnisse. Normalerweise fiel es ihr schon schwer, nur vier Stunden im Bett zu bleiben.
„Ali sagte, ich solle Sie nicht stören“, erklärte jetzt Cleo am anderen Ende der Leitung. „Er ist auch erst seit ein, zwei Stunden auf den Beinen, hat schnell gefrühstückt und sich dann auf seinen täglichen Rundgang durch die Ställe gemacht. Ich dachte, Sie möchten sich ihm nach der Mittagspause vielleicht anschließen. Dann bereite ich Ihnen beiden etwas ganz Besonderes zum Lunch am Pool vor. Heute ist ein herrlicher Tag.“
„Das klingt wunderbar, Cleo. Ich stehe auch sofort auf.“
„Wie wär’s, wenn ich Ihnen schon einmal Kaffee und Croissants aufs Zimmer bringe. Dann halten Sie bis zum Lunch besser durch. Oder sind Ihnen das zu viele Kalorien?“
„Nein, Kaffee und Croissants sind wunderbar.“
„Meine Güte, Sie sind wirklich einfach zufriedenzustellen! Über die Jahre hat Ali das eine oder andere Model mit hierher gebracht, aber die waren meist hochmütig und sehr wählerisch, besonders, was das Essen betraf.“
„Da werden Sie bei mir keine Probleme haben“, erwiderte Charmaine, während sie sich Gedanken darüber machte, dass Ali offensichtlich einen Hang zu Models hatte. Die Vorstellung, nur eine von vielen zu sein, machte ihr zu schaffen und bestätigte sie in dem Entschluss, Ali nach Freitag nicht wiederzusehen.
„Bis gleich dann“, sagte Cleo noch und legte auf.
In weniger als zehn Minuten stand sie vor der Tür. Bis dahin hatte es Charmaine gerade geschafft, sich die Zähne zu putzen und den rosafarbenen Bademantel anzuziehen, der an der Badezimmertür gehangen hatte. Ihre eigene Nachtwäsche – das rote Ensemble und eine ähnliche Kombination in Schwarz – war wohl nicht ganz das Richtige, um darin der Haushälterin entgegenzutreten.
„Sie sind aber schnell!“, sagte Charmaine, als sie Cleo hereinließ und versuchte, über deren farbenfrohen Aufzug hinwegzusehen. „Hat Ihnen der Film gestern Abend gefallen?“
„Wie bitte?“ Cleo, die Charmaine gerade Kaffee einschenkte, sah auf. „Oh ja, ja, ein
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