JULIA COLLECTION Band 10
seine Beziehung zu dieser Renée erzählt.
Es gefiel Dominique absolut nicht, dass die Frau den Beinamen „lustige Witwe“ trug, schließlich ließ der einige Rückschlüsse zu. Keinen festen Partner zu haben bedeutete heutzutage schließlich nicht mehr, sexfrei leben zu müssen. Dominique überlegte sogar, ob Charles nicht hin und wieder mit ihr geschlafen hatte. Schließlich spielten sie seit fünf Jahren jeden Freitagabend in einem Hotel zusammen Karten. Da war es ein Leichtes, sich danach ein Zimmer zu nehmen.
Diese Vorstellung hatte Dominique am meisten zugesetzt, als Charles an diesem Abend zum Pokern gegangen war. Nicht dass sie es ihm gegenüber erwähnt hätte. Die Blöße wollte sie sich nicht geben. Eifersüchtige Ehefrauen liebten zu sehr, und das war gefährlich, manchmal sogar tödlich. Aber sie konnte nun einmal nichts an ihrer Liebe zu Charles ändern.
Wie auch immer, als er einfach nicht ins Bett kommen wollte, umklammerte Dominique den Thriller, bis ihre Knöchel weiß hervortraten. Was hielt ihn denn auf? Er hatte doch bestimmt gesehen, dass bei ihr noch Licht brannte und sie für ihn wach geblieben war.
Als sie hörte, wie irgendwo im Apartment Wasser aufgedreht wurde, begann ihr Herz wie wild zu schlagen. Wusch er sich jetzt den Duft der anderen Frau vom Körper und sorgte dafür, dass auch ja keine Lippenstiftspuren zu sehen waren?
Dann malte sie sich noch Schlimmeres aus. War er überhaupt zum Pokern gegangen? Vielleicht diente das Kartenspiel nur als Vorwand, damit er jeden Freitagabend im Bett der „lustigen Witwe“verbringen konnte. Erotische Spielchen beherrschte eine Frau wie sie bestimmt bis zur Perfektion.
Sein Freund Rico würde ihn mit Sicherheit decken. Aber würde Prinz Ali das auch tun? Wahrscheinlich nicht. Er war kein enger Freund von Charles, mehr ein Bekannter. Trotzdem hatte Dominique nicht vor, einen arabischen Scheichsohn zu fragen, wie er seine Freitagabende verbrachte. Sie war ihm erst ein einziges Mal begegnet – beim Pferderennen, am gleichen Tag wie Renée – und hatte ihn besonders einschüchternd gefunden. Glücklicherweise war er nicht zur Hochzeit gekommen. Es hatte sie schon Nerven genug gekostet, Ricos Missfallen und die Anwesenheit der „lustigen Witwe“ zu ertragen.
Jetzt wurde der Wasserhahn zugedreht, und es vergingen fünf Minuten, aber Charles kam immer noch nicht ins Schlafzimmer. Draußen war es plötzlich ganz still, und Dominique wäre am liebsten aufgestanden, um nachzusehen, was ihr Mann machte. Doch irgendeine unbegründete Furcht hielt sie davon ab, das Bett zu verlassen.
Ich benehme mich lächerlich, dachte sie schließlich, sitze hier und gebe mich meiner Eifersucht hin, obwohl ich mir geschworen habe, es nie so weit kommen zu lassen. Charles liebt mich, das weiß ich doch genau. Wahrscheinlich ist er beim Nachhausekommen direkt ins Wohnzimmer gegangen, ohne nachzusehen, ob unter der Schlafzimmertür noch Licht brennt. Jetzt denkt er, ich sei längst eingeschlafen, und nimmt nur Rücksicht. Deshalb benutzt er auch das Gästebad und nicht das ans Schlafzimmer angrenzende. Er war eben ein sehr umsichtiger Mann.
Sie hatte zwei Möglichkeiten: Entweder sie blieb, wo sie war, bis er endlich ins Bett kam, oder sie stand auf und zeigte ihm, dass sie sich nach ihm verzehrte. Er musste ja nicht unbedingt mit ihr schlafen, dazu war er bestimmt zu müde. Aber seine Gesellschaft wäre schön gewesen, genauso wie sich mit ihm zu unterhalten und von ihm in die Arme genommen zu werden.
Sie warf die Bettdecke zurück und eilte zum begehbaren Kleiderschrank. Obwohl sie auf Charles’ Wunsch hin seit der Hochzeitsnacht immer nackt schlief, besaß sie zwei hübsche Negligé-Kombinationen, die sie sich im Hinblick auf die Flitterwochen gekauft hatte. Das Nachthemd, das sie in ihrer Hochzeitsnacht getragen hatte, war lang und bestand aus schimmerndem cremefarbenen Satin. Das andere war aus schwarzer Spitze gearbeitet und fast durchsichtig. Sie zog es über und schlüpfte dann ins dazu passende Negligé, wobei sie sich einredete, Charles damit nicht verführen zu wollen. Aber als sie sich im Spiegel betrachtete, war ihr klar, dass sie sich nur selbst etwas vormachte. Dieses Nachthemd diente einzig und allein dem Zweck der Verführung. Deshalb hatte sie es schließlich gekauft.
Und jetzt musste sie einfach wissen, dass Charles sie noch immer begehrte und nicht mit dieser Renée zusammen gewesen war. Dabei spielte Zeit eine wichtige Rolle – Charles
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