JULIA COLLECTION Band 10
setzen. Den ersten Drink schüttete er in einem Schluck hinunter, genau wie den zweiten, während er wie gebannt auf die Flaschen hinter der Theke starrte. Aber schon bald tat der Brandy seine Wirkung, und das Blut kehrte in seine Wangen zurück, während seine Verzweiflung für den Moment von einer zwanghaften Neugier überlagert wurde.
„Wann hast du das alles herausgefunden?“, fragte er, nachdem er sich Rico zugewandt hatte. „Doch wohl nicht schon vor der Hochzeit?“
„Nein, ich habe den Privatdetektiv angeheuert, während du in den Flitterwochen warst. Der Abschlussbericht ist erst gestern gekommen.“
„Aber wieso hast du überhaupt einen Detektiv auf Dominique angesetzt?“
„Eine ihrer ehemaligen Mitbewohnerinnen ist eine Cousine von mir und vor einigen Jahren nach Melbourne gezogen, nachdem ihre Ehe in die Brüche gegangen war. Erst vor Kurzem ist sie nach Sydney zurückgekehrt. Ich habe sie anlässlich einer Familienfeier getroffen und einige Fotos von eurer Hochzeit gezeigt. Claudia hat deine Frau wieder erkannt und erzählt, sie sei besessen davon gewesen, irgendwann einmal reich zu sein. Anscheinend hat Dominique ihr auch anvertraut, dass sie wohl selbst nie genug Geld verdienen könne und ihr deshalb nur die Möglichkeit bleibe, reich zu heiraten. Darauf habe Dominique ihr ganzes Tun ausgerichtet, sagt meine Cousine.“
Charles gab seiner Verzweiflung mit einem deftigen Schimpfwort Ausdruck.
„Da bin ich ganz deiner Meinung“, meinte Rico. „Aber jetzt weißt du wenigstens, warum ich es als meine Pflicht erachtet habe, alles über Dominique herauszufinden.“
„Wobei du offensichtlich kaum erwarten konntest, es mir zu erzählen“, sagte Charles verbittert. „Ich frage mich nur, zu welchem Zweck? Indem du mich mit einem Schlag von meiner ‚Wolke sieben‘ herunterholst, tust du mir keinen Gefallen! Du hättest mich ruhig unwissend lassen können. Das wäre netter gewesen.“
„Glaub mir, das wollte ich ja, zumindest eine Zeit lang. Aber nicht mehr, nachdem du heute Abend erzählt hast, du wollest eine Familie gründen. Da konnte ich einfach nicht länger schweigen, Charles.“
„Und warum nicht?“
„Damit du nicht ins offene Messer läufst.“
Charles seufzte. „Ich weiß nicht, ob mir das nicht lieber gewesen wäre.“
„Sieh mal, mein Junge, es gibt zwei Kategorien von Frauen, die es auf dein Geld abgesehen haben“, erklärte Rico. „Zunächst sind da die Jasmines dieser Welt, die dich heiraten, weil sie sich an deiner Seite ein Leben im Luxus erhoffen, das sie von einer High-Society-Party zur nächsten bringt. Nicht einmal im Traum würde diese Kategorie Frau daran denken, sich die Figur für ein Baby zu ruinieren. Ihre Absicht ist es, es sich eine Weile auf deine Kosten gut gehen zu lassen, bis du auf das Thema ‚Kinder‘ zu sprechen kommst, wie ich es dummerweise getan habe. Dann lassen sie sich von dir scheiden und erwarten, dass du ihnen Unterhalt zahlst, damit sie ihren kostspieligen Lebensstil fortführen können. Frauen der zweiten Kategorie – in die fällt offensichtlich deine Dominique – bekommen so früh wie möglich ein Kind, um ihre Stellung zu festigen, die ihnen dann eine noch höhere Unterhaltszahlung beschert, wenn sie sich schließlich doch von dir scheiden lassen. Dabei ist das Kind nur Mittel zum Zweck und nicht das kostbare Geschenk, für das du es hältst.“
Charles konnte kaum glauben, wie mühelos es Rico gelang, seine Vorfreude, mit Dominique ein Kind zu haben, zu zerstören.
„Deshalb musste ich auch etwas sagen, Charles“, fuhr Rico nun fort und legte ihm mitfühlend eine Hand auf die Schulter. „Nicht nur deinetwegen, sondern auch um des Babys willen. Kein Kind verdient es, nur in die Welt gesetzt zu werden, um den Preis hochzutreiben.“
Charles nickte, obwohl er irgendwie immer noch wünschte, Rico hätte geschwiegen. Jetzt würde er wahrscheinlich nie einen Sohn oder eine Tochter haben.
„Trenn dich von ihr, Charles, lass sie fallen und dich scheiden. Nachdem der Richter die Unterlagen eingesehen hat, die ich gesammelt habe, kann Dominique von Glück reden, wenn sie überhaupt etwas bekommt.“
Ricos Rat war nicht von der Hand zu weisen. Aber er würde ihn nicht befolgen, zumindest nicht sofort. Etwa, weil er es nicht konnte? Er schob die Hand in die Jackentasche und berührte die Schmuckschatulle.
Nein, er würde sich jetzt noch nicht von seiner wunderschönen Frau trennen. Dominique sollte ihm für die Halskette
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