JULIA COLLECTION Band 10
anfasste. Von ihr zu verlangen, sie solle nackt sein, sobald er nach Hause kam, konnte er dann wohl auch vergessen. Am Ende würde er nur ständig Lust verspüren und müsste ihren gespielten Seufzern lauschen, während er rein körperlich trotzdem auf sie reagierte.
Ganz allgemein sollte er seinen Rachefeldzug eine Weile aussetzen, um wieder zu Kräften zu kommen. Am besten, sie verließen für einige Stunden das Penthaus. In der Öffentlichkeit wäre Dominique ordentlich bekleidet, und es würde sich viel seltener die Gelegenheit zum Sex ergeben. Sosehr er auch davon geträumt haben mochte, draußen im Pool unter den Blicken zahlreicher Büroangestellter mit ihr zu schlafen, wusste er jetzt, dass er so etwas nie tun würde. Auch dabei wäre die Demütigung für ihn am Ende größer als für sie.
Schließlich war Dominique immer noch seine Ehefrau, und solange sich das nicht änderte, würde er sie zumindest in der Öffentlichkeit mit Respekt behandeln, sonst verlor er noch die Selbstachtung.
„Was hat er getan?“
Im ersten Moment wusste Charles überhaupt nicht, wovon sie sprach. Dann fiel es ihm wieder ein. Er sah ihr in die scheinbar unschuldig blickenden Augen und versuchte sich vorzustellen, wie sie reagieren würde, wenn er ihr am Ende erzählte, dass der Detektiv ihretwegen eingeschaltet worden war. Würde sie dann alles abstreiten und versuchen, ihn ihrer Liebe zu versichern, indem sie ihren Körper einsetzte?
Bestimmt, und er musste zugeben, dass er sich schon darauf freute. Er wollte seine geheimsten Sexfantasien für den Augenblick aufheben, wenn Dominique ganz verzweifelt war. Und dann würde er zum letzten Gefecht blasen. „Nichts richtig Illegales“, antwortete er nun. „Aber wenn man feststellt, dass ein Mitarbeiter, den man in eine Vertrauensposition gehoben hat, einen regelmäßig belügt, fragt man sich schon, warum.“
„Weswegen hat er dich belogen?“
„Ich glaube nicht, dass ich jetzt darüber sprechen sollte. Womöglich geht die Sache vor Gericht.“ Und das war nicht nur eine Ausflucht: Dominique würde ihn bei einer Scheidung bestimmt auf Unterhalt verklagen.
„Aber hast du nicht gerade gesagt, er habe nichts Illegales getan?“ Sie ließ nicht locker. „Außerdem bin ich deine Frau. Mir kannst du es doch erzählen.“
„Das werde ich auch“, antwortete er ausweichend, „wenn ich den Bericht gelesen habe. Im Augenblick kenne ich die Details noch nicht. Auf jeden Fall ist da wohl eine ziemliche Schweinerei gelaufen. Aber jetzt muss ich unbedingt duschen und mich anziehen. Du dich übrigens auch, Darling. Wenn Rico wieder weg ist, gehen wir irgendwo zum Brunch, und danach sehen wir uns einige Häuser an.“
Bei dieser Neuigkeit hellte sich ihr Gesichtsausdruck verständlicherweise auf. Wahrscheinlich zählte es auch zu ihren Zielen, Herrin eines großen Hauses am Meer zu werden, in dem sie extravagante Partys gab und ihre Designerklamotten vorführte. Es hatte schließlich keinen Sinn, des Geldes wegen zu heiraten, wenn man die Früchte seiner Arbeit nicht zeigen konnte.
Und sie hatte wahrlich hart gearbeitet, um sich ihn zu angeln, und noch härter, um ihn danach bei Laune zu halten. Bestimmt war es nicht leicht, vierundzwanzig Stunden lang so zu tun, als würde man jemanden lieben, um ihn dann auch noch, obwohl einem die Brustknospen schmerzten, anzulächeln. Charles warf die Decke zurück und eilte ins Bad.
Während Dominique ihm nachblickte, seufzte sie. Enrico Mandretti! Charles’ Tempo nach zu urteilen, musste er jeden Augenblick hier sein. Dabei hätte sie gut auf den Kerl verzichten können. Sie ertrug es einfach nicht, wie er sie musterte, wenn er sich unbeobachtet glaubte – als wäre sie unter irgendeinem Stein hervorgekrochen. Aber sie musste sich beeilen. Bestimmt würde sie ihm nicht im Morgenmantel gegenübertreten. Den Blick, den er ihr dann zuwarf, konnte sie sich jetzt schon vorstellen.
Dominique eilte zum begehbaren Kleiderschrank und wählte nach kurzem Überlegen einen hellbraunen Hosenanzug aus, dessen langes Jackett ihre Kurven eher überspielte, als sie zu betonen. Normalerweise bevorzugte sie figurbetonte Kleidung – und Charles mochte sie auch. Aber was in seiner Gegenwart eine gute Wahl war, musste es noch lange nicht für seinen Trauzeugen mit den verächtlichen Blicken sein.
Fünf Minuten später saß Dominique wieder vor ihrer Frisierkommode, nahm das Haar zu einem lockeren Knoten zurück und legte nur ein ganz leichtes, natürlich
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