JULIA COLLECTION Band 10
musste aufhören. Es wurde höchste Zeit, diesen Bericht zu lesen und mit Rico zu sprechen, um eine andere Sichtweise zu bekommen und dann hoffentlich in der Lage zu sein, eine harte Entscheidung zu fällen.
Sobald Charles die Badezimmertür hinter sich geschlossen hatte, rollte sich Dominique auf der cremefarbenen Tagesdecke zur Seite und barg das Gesicht in den Händen. Sie war gefährlich kurz davor, zu weinen, und wusste nicht einmal, warum. Es gab keinen richtigen Grund, Angst zu haben, dass ihre Ehe auf eine Katastrophe zusteuerte. Trotzdem machte sie sich Sorgen.
Lag es am Sex, den Charles plötzlich von ihr wollte? Oder rührte ihre Angst immer noch von der Furcht her, jemanden so sehr zu lieben wie ihren Mann? Heute Nachmittag war sie kurz davor gewesen, ihm in diesem Mausoleum von einem Haus zu Willen zu sein. Seine wilde Entschlossenheit hatte sie erregt, da gab es keinen Zweifel. Immerhin waren sie den ganzen Tag noch nicht intim miteinander gewesen, und sie hatte sich nach ihm verzehrt. Offensichtlich war sie inzwischen geradezu süchtig nach seinen Berührungen.
Auch was da gerade im Foyer passiert war, bewies nur, welche Gewalt er über sie hatte und dass sie dafür immer empfänglicher wurde. Deshalb hatte sie heute Nachmittag auch so kategorisch Nein gesagt, aus Angst, dass ihr auch egal gewesen wäre, wenn der Makler sie dabei überrascht hätte.
Eine solche Liebe war gefährlich. Einerseits wollte sie ihr entfliehen, andererseits fühlte sie sich davon unheimlich angezogen. Es gefiel ihr, wie Wachs in Charles’ Händen zu sein, eine von Leidenschaft getriebene Frau, die nichts mit dem kaltblütigen, geldgierigen Roboterweibchen zu tun hatte, zu dem sie in Melbourne geworden war. Sich nur von der Begierde treiben zu lassen und nicht von Geldgier war eine echte Erleichterung.
Geld …
Dominique drehte sich auf den Rücken und sah zur Decke. War sie überhaupt noch scharf darauf? Aber ja, das musste sie doch sein. Nichts würde sie jemals von der Angst befreien, in Armut zu sterben. Und zu glauben, dass sie Charles sogar geheiratet hätte, wäre er arm gewesen, konnte sie getrost vergessen. Charles war Charles, weil er einen regen Verstand besaß, erfolgreich war und Geld hatte. Ein Mann im wahrsten Sinne des Wortes, beeindruckend entscheidungsfreudig, mit einem ausgeprägten Ego, das sie unheimlich sexy fand.
Charles …
Unwillkürlich liefen ihr Tränen über die Wangen. Einerseits verzehrte sie sich nach ihm, andererseits hatte sie Angst, sie könnte zu lüstern wirken. Kein Wunder, dass er über ihre Zurückweisung heute Nachmittag erstaunt gewesen war! Wann hatte sie ihm jemals einen Wunsch abgeschlagen? Aber in letzter Zeit verlangte er immer mehr von ihr. Die vergangene Nacht schien einen anderen Charles entfesselt zu haben – einen Mann, der auch dunkle Seiten besaß. Wie würde sie reagieren, wenn seine Anforderungen noch stiegen?
Wahrscheinlich, indem sie ihm in allen Punkten entgegenkam. Nun ja, damit müsste sie sich dann wohl abfinden. Aber jetzt brauchte sie ihn einfach, wollte von ihm in die Arme genommen und geküsst werden. Erst dann würde sie sich wieder sicher – und zufrieden – fühlen. Sie sprang aus dem Bett und eilte zur Badezimmertür. Als sie feststellte, dass die nicht verschlossen war, schnitt sie ein Gesicht – Beweis für ihre innere Zerrissenheit. Warum hatte Charles nicht abgeschlossen? Warum machte er es ihr so leicht, ihrer wachsenden Schwäche nachzugeben?
Egal, sie ging ins Badezimmer, wobei sie sich bei jedem Schritt in Demut übte und ihr die Tränen nur so über die Wangen liefen.
Charles stand unter der Dusche, hatte die Hände gegen die Fliesen gestützt und den Kopf gebeugt. Er sah nicht, dass sie ihn durch die gläserne Duschkabine beobachtete. Erst als sie die Tür öffnete, wandte er ihr blitzartig den Kopf zu. „Was, zum …?“ Sobald er ihr tränenüberströmtes Gesicht sah, verstummte er. „Was ist denn los?“
Was los war? „Du … du … musst unbedingt mit mir schlafen“, stieß sie hervor und schluchzte. „Jetzt sofort … und richtig. Bitte …“ Als sie sah, wie er darauf reagierte, erschauerte sie. Gleichzeitig entdeckte sie erstaunt, dass er genauso in ihrem Bann stand wie sie in seinem. „Du willst mich also auch“, flüsterte sie ehrfürchtig, als sie sah, wie erregt er war.
„Immer“, sagte er heiser und hielt ihr eine Hand hin, die sie umfasste, bevor sie ihn unter Tränen anlächelte. „Dann liebst du mich
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