JULIA COLLECTION Band 10
kochen. Na, vielleicht hätte sie es mit dem Kochen mal bei Jonathon versuchen sollen, denn anscheinend ist er auf ihre vorgetäuschten Orgasmen nicht reingefallen. Am Ende hat er ihr den Laufpass gegeben oder nicht? Und das hat mich wirklich ungemein gefreut!“
Nur eine der Mitbewohnerinnen wirkte ausgeglichener, was ihre Einstellung zu Dominique betraf. Sie zeichnete nicht alles schwarz-weiß, verurteilte Dominique auch nicht in Bausch und Bogen und zeigte sogar so etwas wie Verständnis. Bei ihr handelte es sich um Ricos Cousine Claudia.
„Man muss einfach wissen, dass Dominique schon viel mitgemacht hat“, sagte sie irgendwann. „Sie hat mir eines Abends anvertraut, dass niemand, der nicht so gelebt habe wie sie, verstehen könne, warum ihr Geld so wichtig sei. Dabei ging es gar nicht so sehr darum, dass sie als Kind arm gewesen ist. Es hatte irgendetwas mit dem Tod ihrer Mutter zu tun. Da war etwas, das ihr unheimlich zu schaffen machte, worauf sie aber immer nur angespielt hat, ohne es mir zu erklären. Ich schätze mal, ihre Mutter ist ziemlich lange krank gewesen, und wahrscheinlich ist Dominique über ihren Tod nie hinweggekommen.“
Das bezweifelte Charles nicht. Der Tod seiner Mutter war auch sehr tragisch gewesen und hatte ihn furchtbar mitgenommen. Er konnte sich gut vorstellen, dass ein Mädchen, das über Jahre und unter finanziell sehr begrenzten Umständen seine todkranke Mutter pflegte, einen seelischen Schaden davontrug. Vielleicht glaubte Dominique, mit Geld hätte ihre Mutter gerettet werden können – was nicht ganz von der Hand zu weisen war.
„Im Grunde ihres Herzens ist sie wahrscheinlich ein sehr trauriger Mensch“, fuhr Claudia fort und gab damit nur Charles’ eigene Meinung wieder. „Sie hat mir leidgetan und war kein schlechter Mensch. Ich habe sie sogar ganz gern gemocht, aber die anderen Mitbewohnerinnen konnten sie nicht ausstehen. Natürlich waren Sandie und Tricia einfach nur eifersüchtig. Ich meine … Dominique sieht umwerfend aus! Und die Freunde der anderen Mädchen wollten auch bei ihr landen. Nicht dass Dominique sie irgendwie dazu ermutigt hätte. Sie flirtete nicht wild herum. Aber – hey! – sie brauchte einen Raum nur zu betreten, und alle Männer waren wie hypnotisiert. Das lag an ihrer Figur, nehme ich an. Von ihrem Haar, der Haut, den Augen, Lippen und Beinen gar nicht zu reden. Diese Aufzählung könnte ich endlos fortführen, aber ich glaube, Sie wissen, was ich meine. Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich nicht viel Mitleid mit ihrem Ehemann. Soweit ich weiß, ist er superreich und alt genug, um zu wissen, was er tut. Wahrscheinlich wollte er nur eine Frau zum Vorzeigen und Dominiques Körper. Rico hat mir erzählt, er habe sie in null Komma nichts geheiratet. Warum hat er sich nicht Zeit gelassen und versucht, sie vorher besser kennenzulernen? Wahrscheinlich wollte er das gar nicht, sondern ihr nur an die Wäsche.“
Als Charles das hörte, schnitt er ein Gesicht. Irgendwie hatte Claudia recht. Er hatte Dominique nie nach ihrer Vergangenheit gefragt. Unbewusst zog er es wohl vor, ihre Beziehung in gewisser Weise oberflächlich zu halten. Dabei hatte er sie eigentlich mehr betrogen als sie ihn.
„Dominique hat bekommen, was sie wollte, und er auch“, verkündete Claudia jetzt mit schonungsloser Offenheit. „Hört sich für mich nach einem fairen Deal an. Außerdem ist Liebe bei einer Heirat kein Garant für die Dauer der Ehe. Ich weiß, wovon ich rede. Bei mir ging am Ende alles den Bach runter. Hey, ich hoffe, dass Dominique nichts von dem zu hören bekommt. Rico hat gesagt, Sie würden Stillschweigen wahren. Ich will nicht, dass sie denkt, ich könne sie nicht leiden. Das stimmt nämlich nicht. Ich wäre ihr wirklich gern eine gute Freundin gewesen. Aber sie ließ niemanden an sich heran. Wahrscheinlich hat sie Angst vor echten Gefühlen gehabt. Ja, ich denke, so war es.“
Zu diesem Schluss kam jetzt auch Charles und sprang auf. Das erklärte alles. Dominique hatte Angst, sich in ihn zu verlieben.
Dabei liebte sie ihn längst. Warum hätte sie sonst weinen sollen, als sie vorhin zu ihm ins Badezimmer gekommen war? Warum sollte sie sich sonst Sorgen darüber machen, dass es sie zu sehr nach ihm verlangte?
Ob es ihm wohl gelungen war, ihre Ängste zu lindern, indem er sich wieder zärtlicher verhalten hatte, erst unter der Dusche und dann im Bett? Zumindest sah es so aus. Danach hatte sie sich strahlend an ihn gekuschelt, geflüstert: „Sag
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