JULIA COLLECTION Band 10
Frage, bevor wir wieder hineingehen. Es gibt solche und solche Geliebte, Rico, welche Variante erwartest du? Eine Frau, die alles mit sich machen lässt, oder lieber den Dominatyp in Lackleder mit Peitsche und hohen Absätzen?“
Zunächst war Rico erstaunt, aber dann auch neugierig. „Was, wenn ich mich für den Dominatyp entscheide?“
Ihr Lächeln wurde eisig. „Darüber wäre ich hocherfreut. Eine ordentliche Tracht Prügel könnte dir nicht schaden.“
Wenn sich Renée so kratzbürstig gab, mochte Rico sie am liebsten. „Da ist es ja ganz gut, dass ich nicht auf Dominas stehe“, antwortete er lächelnd. „Die vier Wochen möchte ich gern mit heiler Haut hinter mich bringen.“
„Und was ist mit deinem Gewissen?“, fragte Renée. „Glaubst du wirklich, du kannst danach noch in den Spiegel sehen?“
Rico zögerte. Er wusste genau, dass sein Vorhaben falsch war. Aber bei dieser Frau konnte er einfach nicht anders, er musste sie haben. „Bestimmt hast du recht“, sagte er schließlich und gab sich zerknirscht, wobei er Renées erstaunten Blick genoss. „Wahrscheinlich fühle ich mich danach schlecht. Aber ich kann ja immer noch zur Beichte gehen.“
Während er das sagte, nahm er ihr die Zigarette aus der Hand und drückte sie aus. „Und jetzt komm wieder mit hinein, meine Liebe.“ Er warf ihr einen eindeutig zweideutigen Blick zu. „Nicht, dass ich mich noch weiter auf das Pokerspiel konzentrieren könnte. Viel lieber stelle ich mir vor, was ich nachher alles mit dir anstelle. Dabei ist mir allerdings ein Rätsel, wie du meinen Wünschen nachkommen willst, wo du mich doch angeblich so verachtest. Aber Models sollen ja auch hervorragende Schauspielerinnen sein. Da brauchst du nur zu tun, was du auch schon bei den Modeschauen getan hast … und nachdem du Mr. Selinsky geheiratet hast.“
6. KAPITEL
„Wie bist du nur auf die Idee gekommen, eine Hochzeitssuite zu mieten?“, fragte Renée ärgerlich, als Rico die Tür öffnete.
„Beschwer dich nicht“, sagte er lediglich und dachte: Sie ist nervös, sehr gut, das bin ich auch. Aber bestimmt würde er ihr nicht verraten, dass er kein einfaches Zimmer hatte haben wollen, weil er sich darin immer mit Leanne getroffen hatte. Seine erste Nacht mit Renée sollte etwas Besonderes werden.
Sobald er die Schlüsselkarte ins vorgesehene Lesegerät gesteckt hatte, wurde die Suite dezent beleuchtet, und beim Umsehen hielten Renée und er unwillkürlich den Atem an. Wow, wenn das nicht romantisch war?
„Ich kann’s gar nicht glauben“, sagte Renée, als sie durch den mit schwarzem Marmor ausgelegten Vorraum auf einen Türbogen zuging, hinter dem sich ein Wohnzimmer wie aus Tausendundeiner Nacht befand. Rico folgte ihr und war genauso erstaunt über die Dekoration. Am Boden lag ein sündhaft teurer Orientteppich in zahlreichen Rot-, Blau- und Orangetönen. Die Wände waren gekalkt und mit blinden arabischen Fenstern versehen, deren indirekte Beleuchtung sie wie echt wirken ließ. Die Möbel hatte man im gleichen Stil gehalten – ausladende Diwane, Kamelhocker und mit Blattgold verzierte kleine Zedernholztische. Die echten Fenster schmückten leichte golddurchwirkte Seidenschals, die mit dazu passenden verschwenderischen Quasten in Form gebracht wurden. Auf einem der Tische standen der obligatorische Sektkühler inklusive einer Flasche eisgekühltem Champagner, zwei hohe Kristallflöten mit Goldrand sowie ein Messingtablett, auf dem verschiedene Käsesorten, Weißbrot und frische Früchte angerichtet waren.
„Das ist ja wie im Märchen“, meinte Renée, während sie ihre Handtasche auf ein Beistelltischchen legte und zum nächsten Türbogen ging. „Du meine Güte!“, rief sie dann erstaunt, als sie das Zimmer betrat.
Rico, der ihr gefolgt war, wusste, was sie meinte. Bei dem Raum handelte es sich um das Schlafzimmer, und es setzte dem Dekor des Wohnzimmers noch eins drauf. Der Teppich war smaragdgrün und sein Flor so dicht, dass man den Eindruck hatte, auf einem herrlich grünen Rasen zu gehen. Rico freute sich schon darauf, ihn barfuß zu betreten. Die Wände waren bis auf Hüfthöhe getäfelt und darüber mit Trompe-l’œil-Malerei versehen, die einem den Eindruck vermittelte, dass man sich auf der Terrasse einer marokkanischen Villa mit Meeresblick befand. In der Mitte des Raums erhob sich ein Himmelbett mit weich fallenden, halb durchsichtigen Seidenschals, einer wunderbar orientalischen Tagesdecke und zahlreichen dazu passenden
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