JULIA COLLECTION Band 10
war sie allerdings dabei, es sich abzugewöhnen, und beschränkte sich weitestgehend auf eine Zigarette und eine große Tasse Kaffee.
Nach dem Essen entschuldigte sich Ali kurz, und Charles wollte Dominique anrufen, um ihr von der Neuigkeit bezüg lich Renée und Rico zu erzählen. Die Gelegenheit für Rico, Renée auf dem Balkon aufzusuchen, um festzustellen, wie sie gelaunt war. Als er an dem Aschenbecher auf dem Gartentischchen vorbeikam, lagen darin verkohlte Papierfetzen. Da war sie also nur so rasch auf den Balkon geeilt, um ihren Herzenswunsch zu verbrennen. Ein Umstand, der Ricos Neugier nur noch weiter anstachelte.
Aber er war entschlossen, das Thema nicht anzusprechen, genauso wie er sich vorgenommen hatte, Renée nicht vom Haken zu lassen, egal wie schuldig er sich inzwischen fühlen mochte.
Als er sie nun am Geländer lehnen sah, wurden seine Schuldgefühle nicht besser. Wie war er bloß auf die Idee verfallen, diese Pokerwette durchzuziehen? Inzwischen hatte er allerdings keine andere Wahl mehr und musste wenigstens einmal mit Renée schlafen, sonst käme er nie zur Ruhe. Aber zu erwarten, dass er sie einen Monat lang zu seiner Sexsklavin machen konnte, war dann doch ein bisschen übertrieben gewesen.
„Woran denkst du?“, fragte er, als er sich neben sie ans Geländer stellte.
Renée antwortete nicht, sah nicht einmal zu ihm, zog einfach nur weiter an ihrer Zigarette.
„Eine Nacht“, stieß er schließlich hervor und bedauerte die Worte, sobald sie gesagt waren. „Ich reduziere meine Forderung auf eine Nacht.“
Renée atmete langsam den Rauch aus und sah dann hochmütig und höhnisch zugleich zu ihm. „Gnade, Rico? Und das von dir. Ich bin überrascht. Aber es tut mir leid, Darling, ich muss deine galante Geste ablehnen. Einsatz ist Einsatz. Du wolltest mich als Geliebte für einen Monat haben, und das sollst du bekommen – keinen Tag mehr, keinen Tag weniger.“
Rico war erstaunt. Sprach da immer noch der Stolz aus ihr, oder hatte sie etwas vor? Da er allerdings aus Erfahrung wusste, dass es ihm nie gelingen würde, Renées Absichten zu erraten, zuckte er nur die Schultern. „Umso besser“, sagte er dann, denn nichts lag ihm ferner, als ihr in diesem Punkt Vernunft beizubringen.
„Heute Abend magst du noch so darüber denken“, antwortete sie. „In einem Monat hast du deine Meinung vielleicht geändert.“
„Ist das eine Drohung oder ein Versprechen?“
„Ein Versprechen. Inzwischen kann ich dich nicht mehr nur nicht leiden, ich verachte dich.“
„Warum hast du Charles dann nicht die Wahrheit gesagt, sondern mich mit einer Lüge geschützt?“
„Du liebes bisschen!“, rief sie ungeduldig. „Ich habe doch nicht deinetwegen gelogen, sondern wegen Charles. Er muss nicht wissen, was für ein Mistkerl sein bester Freund ist.“
„Wieso kümmert dich das?“
„Weil dieser Narr dich gernhat und weil ich ihn gernhabe. Du hast ihn dieses Jahr schon genug verletzt, meinst du nicht? Warum sollten wir ihn mit der Sache aufregen? Diese Schlacht wird allein zwischen uns beiden ausgetragen.“
„Schlacht? Komische Bezeichnung!“
„Ich finde sie passend“, meinte Renée. „Du und ich befinden uns doch im Kriegszustand, und das schon seit Langem.“
„Vielleicht sollten wir endlich damit aufhören und uns lieben, anstatt uns zu bekriegen.“
„Lieben?“, höhnte Renée. „Du bist ja verrückt! Dir geht es doch dabei genauso wenig um Liebe wie mir. Du willst Rache für das, was ich letzten Sonntag gesagt habe.“
In diesem Augenblick wurde Rico bewusst, dass es ihm keineswegs in erster Linie darum ging, sich zu rächen. Viel lieber wäre ihm gewesen, Renée hätte ihn gemocht und respektiert, und ja, es wäre auch schön, wenn sie ihn um seiner selbst willen begehren würde. Aber das konnte er wohl vergessen. Deshalb behielt er seinen eigentlichen Beweggrund für den außergewöhnlichen Einsatz für sich.
„Glaub, was du willst, Renée. Sobald der Pokerabend zu Ende ist, buche ich uns hier im Hotel ein Zimmer und erwarte, dass du mir heute Nacht Gesellschaft leistest. Da Charles ja nicht erfahren soll, was für ein Mistkerl ich bin, kannst du mich gern unten in der Lobby treffen, sobald er gegangen ist.“
Renée zuckte nicht einmal mit der Wimper, und Rico fragte sich schon, ob sie überhaupt eine Frau aus Fleisch und Blut war oder eher ein bösartiges Roboterweibchen, das man ausgeschickt hatte, um Narren wie ihn zu quälen.
„Umso besser. Ich habe nur noch eine
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