JULIA COLLECTION Band 11
vorwurfsvoll. „Kannst du es denn nie gut sein lassen?“
„Nur weil man eine schlechte Erfahrung gemacht hat, muss man doch nicht gleich für immer verzichten“, dozierte Warren.
Dann sagte er zu Valerie: „Was er dir auch über seine erste Ehe erzählt haben mag, es lag alles nur daran, dass sie nicht zusammengepasst haben. Er ist ein guter Kerl. Der richtigen Frau würde er einen wundervollen Ehemann abgeben.“
Sie fühlte sich, als wäre ihr der Stuhl weggerissen worden. Entgeistert starrte sie Ian an. „Du warst verheiratet?“
„Oje“, murmelte Warren. „Da habe ich mich wohl verplappert.“
„Tust du das nicht immer?“, fauchte Ian.
Warren beugte sich unbeirrt zu Valerie. „Er wäre außerdem ein toller Vater. Meine Kids vergöttern ihn.“
„Halt endlich den Mund!“, befahl Ian hitzig und sprang auf. „Und du wunderst dich, warum ich nicht öfter nach Hause komme!“ Er wandte sich an Valerie. „Ich kümmere mich mal um unser Essen.“ Kopfschüttelnd stürmte er zum Tresen.
Warren zuckte nur die Achseln. „Der Junge war schon immer sensibel. Shelly sagt, dass er sich nicht eingestehen will, dass er beim ersten Mal eine schlechte Wahl getroffen hat.“
„Shelly?“
„Meine Frau. Du wirst sie kennenlernen. Sie ist Bewährungshelferin. Früher war sie mal Streifenpolizistin, aber als sie mit Amber schwanger wurde, hat sie umgesattelt. Sie ist die süßeste Vierjährige auf der ganzen Welt. Jedenfalls wollte sie weg von der Straße – Shelly, meine ich –, und ich war voll dafür. So läuft es in unserer Ehe, weißt du. Wir bereden alles, treffen gemeinsame Entscheidungen und unterstützen einander. Das war Ians Fehler. Sie haben nie versucht, Kompromisse zu schließen. Jeder hat einfach sein Ding gemacht, weißt du, nicht wie in einer richtigen Ehe.“
„Bist du endlich fertig damit, mich zu demütigen?“, knurrte Ian, der mit zwei Styroporbehältern zurückkehrte. Er nahm Valerie bei der Hand. „Lass uns von hier verschwinden, bevor mein kleiner Bruder sich um Kopf und Kragen redet. Im wörtlichen Sinn.“
Sie ließ sich vom Stuhl ziehen und schenkte Warren ein kleines Lächeln. „Hat mich gefreut, dich kennenzulernen.“
Er strahlte unbekümmert. „Mich auch, Val. Wir treffen uns demnächst mit meinen beiden Mädchen, okay?“
„Warum nicht?“
„Lebwohl, Warren“,sagte Ian bedeutungsvoll und zerrte Valerie mit sich aus dem Lokal.
Sie spürte seinen Zorn. Auch sie war etwas außer sich, aber es beruhte eher auf Verwirrung und Argwohn.„Das war sehr interessant.“
Ian blieb abrupt stehen und sagte aufrichtig: „Es tut mir leid.“
„Du hättest mir von ihr erzählen müssen.“
„Das hätte ich vielleicht, aber … na ja, ich habe nicht daran gedacht. Ich meine, ich denke so gut wie nie an sie.“
„Aber sie war mal deine Ehefrau.“
Er seufzte. „Du hattest doch bestimmt Freunde außer Buddy.“
„Ja, ein paar. Mit einem bin ich zwei Jahre lang gegangen.“
„Und denkst du immer noch an ihn?“
„Nicht wirklich. Nur hin und wieder.“
„Da hast du’s.“
„Aber das ist nicht dasselbe“, widersprach sie. „Du warst verheiratet.“
„Davon habe ich nicht viel gemerkt, und ihr ging es nicht anders. Sie hat sogar gesagt, dass es nie eine richtige Ehe war, als sie das Haus verlassen hat.“
„Also war die Trennung ihre Idee.“
„Das könnte man sagen.“
„Es tut mir leid.“
Er winkte ab. „Es war nicht weiter schlimm.“
„Ach nein? Was hast du denn getan, als sie dich verlassen hat?“
„Ich bin zur Arbeit gegangen.“
„Das darf doch nicht wahr sein!“
„Meine Arbeit ist nun mal sehr wichtig. Was hätte ich denn sonst tun sollen? Meinen Kummer im Alkohol ertränken und meine Pflicht vernachlässigen?“
Nachdenklich ging sie neben ihm über den Parkplatz. Als sie ins Auto gestiegen waren, fragte sie: „Da du sie anscheinend nicht geliebt hast, warum hast du sie dann geheiratet?“
„Na ja, meine Familie steht auf Heirat, wie mein kleiner Bruder ja schon zum Ausdruck gebracht hat. Als wir fast ein Jahr miteinander liiert waren, meinte sie, es wäre an der Zeit. Wir schienen kompatibel. Ich hatte nicht wirklich etwas an Mary Beth auszusetzen. Also sagte ich Ja, und danach ging es ganz schnell. Sie wirkte glücklich; ich war zufrieden. Es hätte funktionieren müssen.“
„Aha“, murmelte Valerie. „Ihr hattet alle Zutaten für ein Soufflé, aber leider nicht die leiseste Ahnung, was ihr damit anfangen solltet –
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