JULIA COLLECTION Band 12
Eingang zur Notaufnahme zu finden.
Krankenpfleger eilten auf sie zu, und Hunter wurde weggeschoben. Gaylynn durfte nicht bei ihm bleiben, sondern musste inzwischen Versicherungsformulare ausfüllen. Sie tat das, so gut sie konnte. Hunters Sozialversicherungsnummer wusste sie nicht, den Mädchennamen seiner Mutter aber schon. Als sie die Formulare dann zurückgab, fragte sie: „Wann kann ich ihn sehen? Wird er wieder gesund?“
„Wir geben Ihnen Bescheid“, antwortete die Krankenschwester.
Floyd blieb bei Gaylynn im Wartezimmer. Sie ging in dem kleinen Raum nervös hin und her, und dabei erinnerte sie sich an alles Mögliche. Hunter mit der Hand über ihren Augen, als er sie zu seinem geheimen Wasserfall geführt hatte. Wie er sie in der Höhle geliebt hatte. Wie er ihr gegenüber im Lonesome Café gesessen und Pommes frites von ihrem Teller gestohlen hatte. Wie er von hinten nach ihrer Taille gegriffen hatte, als sie durch das Fenster der Bücherei geblickt hatte. Wie er mit ihr Basketball gespielt hatte. Wie er sich mit Blue duelliert hatte. Wie er sie seinen vielen Cousins vorgestellt hatte. Wie er noch auf dem Weg zum Krankenhaus Witze gemacht hatte, obwohl er solche Schmerzen hatte.
Der Unfall brachte sie zu der Erkenntnis, wie leer ihr Leben ohne Hunter sein würde. Alles andere war unwesentlich und konnte geklärt werden. Sie liebte ihn genug, dass es für sie beide reichte, und hatte vor nichts Angst, außer ihn zu verlieren. Dieser Gedanke war entsetzlich.
Nun erschienen Boone, Stella und Ma Battle, und der kleine Warteraum wirkte noch winziger. „Ich habe von Hunters Unfall gehört“, berichtete Boone. „Wie geht es ihm?“
„Wir wissen es noch nicht.“ Gaylynns Stimme klang angespannt. „Sie behandeln ihn gerade.“
„Machen Sie sich keine Sorgen.“ Ma Battle legte einen Arm um ihre Schultern. „Hunter ist so stark wie ein Ochse. Er wird wieder ganz gesund, Sie werden schon sehen.“
„Ich hoffe es“, flüsterte Gaylynn.
„Ich weiß, dies ist nicht die richtige Zeit dafür, aber ich habe eine Neuigkeit für Sie wegen dieser Kurse, die wir in der Bücherei veranstalten wollen. Der Frauenverein hat gerade seine vierteljährliche Bilanz bekommen, und wir haben mit unseren Investitionen richtig gut abgeschnitten.“
„Das ist nett.“ Gaylynn hörte nur halb zu.
„Also haben wir gestern Abend abgestimmt und beschlossen, einen Teil unseres Profits für die Bücherei zu stiften. Es sind rund fünfzehntausend Dollar.“
Boone und Stella sahen aus, als würden ihnen die Augen aus den Köpfen springen. Dadurch begriff auch Gaylynn allmählich, was Ma Battle eben erzählt hatte.
„Fünfzehntausend Dollar?“, wiederholte Boone.
Sie nickte. „Unsere Investitionen haben sich gut entwickelt.“
„Sie meinen, Sie haben kein Preisausschreiben gewonnen oder so was?“, fragte Boone.
„Nein. Seit etwa sechs Jahren investiert der Frauenverein in Aktien. Wir haben Nachforschungen über die Firmen angestellt und kleine ausgesucht, die gute Wachstumsraten und einen hohen Gewinn versprachen.“
„Ich dachte, ihr würdet nur quatschen und nähen“, meinte Floyd.
„Da hast du dich geirrt. Wir haben das Geld angelegt, das wir mit unseren Patchworkdecken und anderen Dingen verdient haben, und damit haben wir an der Wall Street ganz schön verdient. Natürlich haben wir in den ersten Jahren alle Gewinne neu investiert, um einen noch größeren Profit zu erzielen.“
„Da laust mich doch der Affe!“ Floyd war völlig verblüfft.
„Bessie wollte dich überraschen und es dir erst heute Abend sagen. Aber ich dachte, Gaylynn könnte im Moment eine gute Nachricht gebrauchen, obwohl es natürlich noch viel besser wäre zu hören, dass Hunter wieder völlig gesund wird.“
Wie aufs Stichwort kam nun der Doktor herein. „Sind Sie wegen Hunter Davis hier?“
„Ja“, antwortete Gaylynn. „Wie geht es ihm?“
„Es waren ein Dutzend Stiche nötig, um die Wunde zu nähen, aber es ist keine Arterie und auch keine Sehne verletzt worden. Er hat wirklich Glück gehabt. Es war gut, dass Sie ihn sofort hergebracht und diesen Druckverband gemacht haben.“
„Kann ich ihn jetzt sehen?“, fragte Gaylynn.
„Sicher. Die Schwester zeigt Ihnen, wo er ist.“
Hunter saß im Bett und sah eine Krankenschwester, die eine Spritze in der Hand hielt, finster an. „Verschwinden Sie! Ich bin für heute genug gepikt worden.“ Zu Gaylynn sagte er: „Sie haben meine besten Jeans ruiniert. Haben das Bein
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