JULIA COLLECTION Band 12
Sie ihm, er soll das verdammte Ding abschalten!“, befahl Dylan ärgerlich. „Er macht die Pferde scheu.“
„Warten Sie mal. Wer ist hier der Boss?“ Aber Dylan war bereits aus dem Wagen gesprungen und steuerte auf Ziggys Haus zu, als wollte er selbst für Ruhe sorgen.
Obwohl es sonnig und warm war, trug Ziggy seine übliche Mütze von der Schweizer Armee. Sein zottiges weißes Haar drang in allen Richtungen darunter hervor. Ein weiter Overall, ein kariertes Holzfällerhemd und Arbeitsstiefel vervollständigten seinen Aufzug. Seine Freunde bezeichneten den Holzschnitzer als einzigartig, seine Feinde als verrückt, und die Käufer seiner aus ganzen Baumstämmen angefertigten Skulpturen fanden ihn talentiert. Im Moment stand er bis zu den Knöcheln in Sägemehl.
Ziggy sprach Englisch mit Akzent, aber wann immer er sich aufregte, ging er zu deutschen und französischen Flüchen über, gemischt mit etwas Italienisch … ein Resultat seiner Schweizer Herkunft. Als Dylan ihn unterbrach, sah Ziggy ihn böse an, und ein Strom internationaler Schimpfworte erklang statt des Dröhnens der Kettensäge.
„Wie kann ich arbeiten, wenn ich immer gestört werde?“, wandte er sich an Abigail.
„Bääääh.“
„Sehen Sie, was Sie getan haben? Sie haben Heidi und Gretel durcheinandergebracht“, erklärte Ziggy.
„Wen? Ihre Kinder?“
„In gewisser Weise sind sie das“, antwortete Abigail anstelle von Ziggy. „Es sind Ziegen.“ Sie deutete auf das Dach, wo drei Tiere Gras fraßen.
Zu Abigails Überraschung begann Dylan widerstrebend zu lächeln, und dabei erkannte sie, wie perfekt seine Lippen geformt waren.
„Nette Freunde haben Sie hier“, meinte er.
„Ja, nicht wahr?“ Sie grinste ebenfalls.
Dylan schob seinen Hut ein bisschen zurück. Es war ein gewöhnlicher, ziemlich staubiger schwarzer Stetson, nichts Ausgefallenes, und Abigail dachte sich, dass der Riss im linken Bein von Dylans Jeans mit Sicherheit auch nicht modisch bedingt, sondern bloß ein Zeichen von Abnutzung war.
Als Dylan merkte, wie Abigail ihn anstarrte, entschied er, dass es nur fair war, wenn er das umgekehrt ebenfalls tat. Sein Blick war anerkennend und nachdenklich, und er malte sich aus, wie es wohl wäre, sie zu berühren.
„Hört auf damit, ihr beide!“, befahl Ziggy. „Ich kann schon die Flammen spüren. All diese Gefühle lenken einen Künstler wie mich zu sehr ab.“
Dylan beobachtete verwundert, wie Abigail errötete. „Ich dachte, niemand würde heutzutage mehr rot“, murmelte er.
„Das ist Sonnenbrand“, erwiderte sie. „Wir gehen jetzt, Ziggy.“
„Ich heiße übrigens Dylan“, stellte Dylan sich vor. „Arbeiten Sie schon lange an diesem Stück?“ Er deutete auf das Kunstwerk.
„Seit heute Morgen“, antwortete Ziggy.
„Haben Sie Abbie zufällig vorbeireiten sehen?“
„Mein Name ist Abigail“, mischte sie sich ein.
„Ich nenne dich aber Abbie“, widersprach Ziggy.
„Das kommt daher, dass du mein Freund bist. Dylan ist …“
„Der neue Verwalter der Ranch“, erklärte dieser selbst. „Vorübergehend.“
„Dann helfen Sie also Abbie.“ Ziggy strahlte. „Das ist gut. Sie braucht Hilfe. Ich kann ein bisschen tun, aber nicht alles. Mit Pferden komme ich gut zurecht, weil ich auf einem Bauernhof aufgewachsen bin. Wir hatten Pferde, viele Kühe und auch Ziegen.“
„Also, Pferde mögen keine lauten Geräusche, besonders keine plötzlichen. Wenn Sie auf einer Farm aufgewachsen sind, sollten Sie das wissen.“
„Schweizer Pferde benehmen sich viel besser als amerikanische“, behauptete Ziggy.
„Wenn das stimmt, bin ich Buffalo Bill“, spottete Dylan. „Passen Sie auf, wenn Sie diese Kettensäge benutzen, und sorgen Sie dafür, dass Sie keinen solchen Krach machen, wenn gerade jemand vorbeireitet.“
„Niemand reitet hier“, erklärte Ziggy. „Alle wissen, dass ich arbeite.“
„Dylan, ich muss jetzt wirklich zum Haus zurück.“ Abigail trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen.
Sobald sie wieder auf der Straße waren und Ziggys Säge nur noch in einiger Entfernung zu hören war, stellte Abigail Dylan zur Rede. „Wieso haben Sie ihn so ausgefragt?“
„Ich wollte mir nur einen Eindruck verschaffen. Haben Sie Ziggy in der Scheune gesehen, als Sie vorhin Ihr Pferd gesattelt haben?“
„Natürlich nicht. Er mag Pferde, aber er liebt seine Bildhauerei. Es ist schwer, ihn von seiner Arbeit wegzulocken. Wieso sind Sie so neugierig?“
„Weil jemand Kletten unter Ihre
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