JULIA COLLECTION Band 12
Verwalter eingestellt worden“, fügte Dylan hinzu.
Hoss verzog das Gesicht. „Wieso sollten Sie so einen Job haben wollen? Sie sind noch nie lange an einem Ort geblieben. Das klingt gar nicht nach etwas, auf das Sie sich normalerweise einlassen würden.“
Es war eine Sache, dass Dylan den Job eigentlich gar nicht wollte, aber eine völlig andere, dass Hoss versuchte, ihm einzureden, die Stellung wäre nichts für ihn. Dylan erlaubte niemandem, ihm zu sagen, wie er sein Leben leben sollte, und er sagte anderen wiederum auch nicht, wie sie zu leben hatten.
„Was wissen Sie schon davon, wie man eine Ranch führt?“, wandte Hoss sich nun an Abigail. „Wie ich gehört habe, schreiben Sie diese Schundromane …“
„Da haben Sie falsch gehört“, unterbrach Abigail ihn ärgerlich. „Ich schreibe verdammt gute historische Liebesromane. Da ist überhaupt nichts Minderwertiges dran. Unglücklicherweise kann ich das von meinen Nachbarn nicht behaupten.“
„Ich schreibe keine Schundromane!“, protestierte Hoss.
Abigail seufzte. Ihre Beleidigung hatte diesen Mann offenbar geistig überfordert.
„Wieso machen Sie nicht, dass Sie nach Hause kommen, Redkins?“, fragte Dylan.
„Warum kümmern Sie sich nicht um Ihre eigenen Angelegenheiten?“, gab Hoss zurück. „Was geht es Sie an, wenn ich mich mit einer Dame unterhalte?“
„Diese Dame hier hat Sie gebeten, ihren Besitz zu verlassen“, erinnerte Dylan ihn. Seine Augen glänzten gefährlich.
„Und was werden Sie unternehmen, wenn ich nicht gehe?“, forderte Hoss ihn heraus. „Wollen Sie mich mit Ihrem kaputten Bein treten?“
„Führen Sie mich nicht in Versuchung“, erwiderte Dylan in einem leisen, aber umso gefährlicheren Ton.
„Da brauchen Sie ja eine ganze Armee als Unterstützung“, höhnte Hoss.
„Das reicht“, knurrte Dylan, schüttelte Abigails Arm ab und steuerte mit mörderischem Blick auf Hoss zu.
3. KAPITEL
Abigail befürchtete das Schlimmste. „Dylan, nicht!“, rief sie.
Aber es war schon zu spät. Sie beobachtete verblüfft, wie Hoss’ Pferd – offenbar auf Dylans unausgesprochenen Befehl hin – sich plötzlich auf die Hinterbeine stellte und den dicken Rancher abwarf, direkt in ein Fass, das mit Regenwasser gefüllt war.
Es spritzte so stark, dass Dylan eigentlich hätte durchnässt werden müssen, aber wie durch ein Wunder blieb er trocken.
Hoss war knallrot im Gesicht. „Wie … wie haben Sie das gemacht?“, stotterte er.
„Ich? Ich habe gar nichts gemacht.“ Dylan hob eine Augenbraue.
„Ich habe Geschichten gehört über Sie und diesen verdammten Zigeunerzauber, den Sie beherrschen.“ Hoss sah Dylan wütend und misstrauisch zugleich an.
„Hey, es ist nicht meine Schuld, wenn Sie nicht im Sattel bleiben können, Redkins. Brauchen Sie Hilfe, um aus diesem Fass rauszukommen?“, erkundigte er sich mit falscher Höflichkeit.
„Bleiben Sie weg von mir!“, brüllte Hoss. Dadurch tänzelte sein Pferd noch ein Stück weiter von ihm fort. Er richtete sich auf. „Das werden Sie bereuen, mein Junge.“
„Ich bezweifele es.“
„Passen Sie lieber auf sich auf.“ Hoss setzte seinen Hut wieder auf … und bekam dabei auch noch eine Menge Wasser auf den Kopf.
Abigail begann zu lachen. Sie konnte einfach nicht anders.
Hoss wischte sich die Augen trocken und sah sie böse an. „Das werden Sie beide noch bereuen“, betonte er.
„Ich glaube kaum“, antwortete Dylan, während der tropfnasse Hoss auf sein immer noch nervöses Pferd stieg.
Abigail spürte, wie das arme Tier unter der Last ächzte. Als der dicke Rancher davonritt, wurde sie jedoch wieder vernünftig. „Das war wahrscheinlich nicht gerade klug“, meinte sie.
„Wen kümmert das?“, erwiderte Dylan. „Es hat verdammt gutgetan.“
„Das ist kein Grund.“
„Nein? Ich finde zufällig, dass das ein wunderbarer Grund ist. Einer der besten.“ Dylan strich mit einem Finger über Abigails Wange.
Die Berührung brachte Abigail völlig durcheinander. Obwohl sie nach den vielen Jahren, die sie schon darüber schrieb, normalerweise bestens mit der Sprache der Liebe umgehen konnte, fand sie jetzt keine Worte, um ihre Empfindungen zu beschreiben. Sie konnte sich nur dem Moment hingeben. Doch als sie merkte, dass sie tatsächlich die Augen geschlossen hatte, erwachte sie aus ihrem Trancezustand.
Sie trat einen Schritt weg von Dylan und der Versuchung, die er für sie darstellte. „Wollen Sie auf mich auch einen Zigeunerzauber anwenden?
Weitere Kostenlose Bücher