JULIA COLLECTION Band 12
verkauft hat.“
„Das stimmt. Aber ich habe mich bemüht, mit ihm in Verbindung zu bleiben.“
„Ja, das haben Sie sicher“, erwiderte Dylan sarkastisch. „Immerhin wollten Sie sich mit ihm gut stellen.“
„Was soll das heißen?“, fragte Abigail.
„Nichts.“ Dylan nahm seinen Hut ab, strich sich durchs Haar und setzte den Hut dann wieder auf. Es erschütterte ihn, dass Pete tot war. Dylan hatte ihn bei einem Rodeo in dieser Gegend kennengelernt, zu dem Pete einige seiner Pferde gebracht hatte. Der alte Mann war zwar ebenso unfreundlich gewesen wie ein Grizzlybär, der in einer Falle saß, aber Dylan hatte seine Gesellschaft immer genossen, seit zehn Jahren … tatsächlich seit er überhaupt in den Westen gezogen war. Pete hatte ihm eine Menge beigebracht. Es tat ihm weh, dass sein Freund ihm nun nie wieder bei einer Tasse Kaffee mit einem großzügigen Schuss Whiskey Geschichten aus den „guten alten Zeiten“ erzählen würde.
„Was werden Sie nun mit der Ranch tun?“, wollte er wissen.
„Ich behalte sie natürlich.“
„Soll das eine Art wissenschaftliches Projekt sein? Haben Sie überhaupt eine Ahnung, wie viel Arbeit man mit einer Ranch hat, ganz zu schweigen von dem Geld, das es kostet, sie zu führen? Selbst wenn es nur eine kleine ist wie diese.“
„Ich habe eine ziemlich genaue Vorstellung, ja. Bevor ich herkam, habe ich Recherchen angestellt.“
„In der Bibliothek von Great Falls zweifellos“, spottete er.
„Das ist richtig. Und vergessen Sie nicht, dass ich auf der Nachbarranch aufgewachsen bin.“
„Das war vor Jahrzehnten!“
„So lange ist es nun auch nicht her“, erwiderte Abigail gekränkt.
„Nein? Wie alt sind Sie denn?“
„Wie alt sind Sie?“, konterte sie.
„Achtundzwanzig.“
Lieber Himmel, er ist ja noch ein Kind!, dachte Abigail. Na ja, das vielleicht nicht, räumte sie dann ein, als sie sah, wie eng seine Jeans saßen. Er war eindeutig erwachsen. Aber er war vier Jahre jünger als sie.
Zweiunddreißig war ihr noch nie so alt erschienen, aber sie hatte sich bisher auch noch nie zu einem jüngeren Mann hingezogen gefühlt. Damit ihre Hormone nicht verrückt spielten, erinnerte sie sich jetzt daran, dass sie sich außerdem über ihn geärgert hatte.
„Lassen Sie mich raten. Ein Gentleman fragt eine Dame nie nach ihrem Alter, was?“, sagte Dylan. „Also, Frau Bibliothekarin, kommen Sie und Ihr Pferd nun ruhig mit mir mit, oder muss ich Sie mit dem Lasso einfangen?“ Als er Abigails entsetzten Blick sah, fuhr er fort: „Ich habe einen Anhänger für zwei Pferde nicht weit von hier stehen. Er ist an meinem Wagen befestigt, und ich kann Sie beide zur Ranch mitnehmen.“
„Wenn Sie glauben, dass ich mich von einem Fremden mitnehmen lasse …“
„Nicht ich bin der Fremde. Das sind Sie. Schließlich kennen Sie meinen Namen, ich Ihren aber immer noch nicht.“
„Ich heiße Abigail.“ Sie sah ihn herausfordernd an. „Abigail Turner.“
„Sehen Sie, das war doch gar nicht so schwer, oder?“, neckte er sie.
Aber sie hörte schon nicht mehr zu, weil ihr plötzlich eingefallen war, dass sie es hier vielleicht mit einem geschenkten Gaul zu tun hatte. Oder besser gesagt, einem geschenkten Cowboy. „Möglicherweise sind Sie genau das, was ich brauche“, meinte sie.
„Wirklich?“ Er hob eine Augenbraue. „Wie kommen Sie denn darauf?“
„Sind Sie auf der Suche nach einem Job?“, fragte sie.
„Warum? Wollen Sie mich für etwas einstellen?“
„Kann sein. Ich weiß, dass Sie Erfahrung haben … mit Pferden, meine ich“, fügte sie rasch hinzu. Sie fühlte sich wie eine Idiotin. „Normalerweise schreibe ich bessere Dialoge“, murmelte sie.
„Ja? Heißt das, dass Sie Schriftstellerin sind?“
„Das stimmt.“ Sie hob das Kinn und wartete auf die unvermeidliche Frage: Was schreiben Sie?
Stattdessen erkundigte Dylan sich vorsichtig: „Von was für einer Art von Job reden wir hier?“
„Sie nehmen wohl keine Diktate entgegen, was?“ Abigail lächelte ein bisschen.
„Das sehen Sie ganz richtig.“
„Wie ist es mit Maschineschreiben?“
„Auch nicht.“
„Ist das da ein Gürtel, wie ihn Champions beim Rodeo gewinnen? Und gehört er wirklich Ihnen?“, wollte sie wissen.
Seine dunklen Augen glänzten. „Wollen Sie die Initialen überprüfen?“, fragte er mit einem anzüglichen Lächeln und hakte die Daumen unter die breite silberne Gürtelschnalle. Das war eine einladende Geste und sehr, sehr sexy.
Einen Moment lang
Weitere Kostenlose Bücher