JULIA COLLECTION Band 12
nicht.“
„Ich habe eine bessere Idee. Räum alle Kissen aus dem Weg, und dann legen wir uns beide hin, mit dem Baby zwischen uns. So kann sie nicht entkommen.“
Das Dumme daran war nur, dass Brenda dann ebenfalls nicht entkommen konnte. Es war eine große Versuchung, Michael so nahe zu sein. „Ich halte das nicht für eine gute Idee.“
„Warum nicht? Hast du Angst? Du? Eine Frau, die Wasserhähne reparieren kann? Was kann schon passieren mit einem Baby zwischen uns? Sie bietet einen besseren Schutz als ein Keuschheitsgürtel. Außerdem sind wir vermutlich beide zu erschöpft, um auf dumme Gedanken zu kommen.“ Als Michael sah, dass Brenda schwach wurde, streckte er eine Hand nach ihr aus. „Komm, versuch es. Es wird dir gefallen.“
„Genau davor habe ich Angst“, murmelte sie, während sie ihre Hand in seine legte. Wieder spürte sie eine Art elektrischen Schlag, aber da war gleichzeitig etwas Tröstliches. Gemeinsam befreiten sie sich von den überflüssigen Kissen, und dann streckten sie sich auf der schmalen Liege aus. Es war nicht ganz leicht, aber sie schafften es.
Dann stützte Brenda sich auf einem Ellbogen auf und beobachtete, wie Hope die neue Situation prüfte.
„Wenn man ein Baby ständig beobachtet, schläft es nie“, meinte Michael.
„Ich finde, sie sieht schläfrig aus. Tut mir leid“, entschuldigte sie sich, als sie gegen sein Bein stieß.
Er setzte sich halb auf und legte Brendas Bein über seins. „So ist es besser.“
„Kennst du irgendwelche Wiegenlieder?“, fragte Brenda atemlos. Ihre Haut prickelte, wo Michael sie berührt hatte, und sie fand diese Nähe verlockend intim. Trotzdem konzentrierte sie sich entschlossen auf Hope, die nun tatsächlich gähnte. Plötzlich tat Brenda das ebenfalls und gleich darauf auch Michael.
Sie grinsten sich verlegen an.
„Es stimmt wohl, dass Gähnen ansteckend ist“, meinte Michael.
„Was ist mit dem Wiegenlied?“
„Ich kenne nur eins, und das noch nicht mal ganz.“
„Gut. Ich habe mein Repertoire schon erschöpft, von ‚Rockaby Baby‘ bis ‚Crocodile Rock‘. Nichts hat funktioniert.“
„Lass mich das versuchen …“ Er begann leise ein ungarisches Wiegenlied zu singen, und Hope war offensichtlich fasziniert. Brenda auch. Bevor sie einschlief, ermahnte sie sich noch, dass sie auf keinen Fall glauben durfte, ihr Weihnachtswunsch wäre erfüllt worden … der nach einer eigenen Familie. Das war nur Fantasie.
5. KAPITEL
Am nächsten Morgen schlich Michael auf Zehenspitzen zur Tür, blickte noch einmal zu Frau und Kind zurück und ging leise hinaus.
„Aber Mr. Janos!“, rief Consuela Martinez. „Wie kommt es denn, dass Sie sich so früh am Morgen aus Brendas Apartment davonstehlen?“
Michael blinzelte überrascht. „Ich stehle mich doch nicht davon. Was tun Sie überhaupt hier?“
„Ich bin runtergekommen, um Wäsche zu waschen“, berichtete Consuela Martinez. „Die Frage ist, was Sie hier tun. Nicht, dass da eine Antwort nötig wäre. Ich mag Rentnerin sein, aber meine Sehkraft ist noch ausgezeichnet. Sie und Brenda … treffen sich also, was? Ich wusste vom ersten Tag an, dass Sie füreinander bestimmt sind. Für solche Dinge habe ich einen sechsten Sinn.“
Na toll, dachte Michael. Zuerst bekam er ein Kästchen, auf dem ein Zauber lag, und nun behauptete auch noch eine seiner Mieterinnen, sie könnte hellsehen. „Es ist nicht so, wie Sie denken“, begann er.
„Ich hoffe, Sie haben vor, das Richtige zu tun“, unterbrach Mrs. Martinez ihn. „Brenda ist ein anständiges Mädchen. Sie dürfen Ihre Position als ihr Boss nicht ausnutzen.“
„Er hat mich nicht ausgenutzt, Consuela“, mischte Brenda sich ein. „Wenn überhaupt, war es umgekehrt.“
Die ältere Frau war verblüfft. „Also, ich muss sagen, ihr jungen Frauen seid kühner, als wir das damals waren.“
„Er hat mir geholfen, für das Baby zu sorgen, um das ich mich kümmere“, erklärte Brenda.
„Ein Baby? Wo?“ Sie blickte an Brenda vorbei. „Oh, ist sie nicht süß? Wie heißt sie?“
„Hope.“
„Ich wusste gar nicht, dass Sie ein Baby haben.“
„Ich kümmere mich bloß eine Weile um die Kleine“, erwiderte Brenda.
„Wird sie lange bleiben?“
„Könnte sein.“
„Wo ist ihr Bettchen?“
Brenda überlegte schnell. „Äh, meine Freundin hat es nicht mitgebracht.“
„Keine Sorge, ich habe zehn Enkelkinder. Ich kann Ihnen im Handumdrehen ein Bettchen, einen Laufstall und Kleidung besorgen. Meine Tochter hat so
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