JULIA COLLECTION Band 12
erzählt?“
„Ich war in letzter Zeit ziemlich beschäftigt“, knurrte Dylan.
„Damit, Damen zu retten, die in Schwierigkeiten sind?“, fragte Michael.
Abigail stand da und beobachtete alles. Es war offensichtlich, dass Dylan seine Geschwister liebte. Sie waren alle ziemlich laut. Der Ruhigste schien Michael zu sein, der ausdrucksvolle hellbraune Augen und hohe Wangenknochen hatte.
Seine Frau Brenda war lebhaft und offenherzig. Sie hatte kurzes dunkles Haar und blaue Augen. Ihre schweren Wanderstiefel und die Jeansweste deuteten an, dass sie praktisch veranlagt war.
Gaylynn hatte braunes Haar und braune Augen, denen nichts zu entgehen schien. Ihr Mann, Hunter, war wesentlich größer als sie und hatte die lebhaftesten grünen Augen, die Abigail je gesehen hatte.
Sowohl Hunter als auch Michael strahlten Selbstvertrauen aus, aber auch nicht mehr als Dylan.
Plötzlich spürte Abigail eine Hand auf ihrem Arm. Shem stand neben ihr und trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. „Ich möchte mich für Randys Verhalten entschuldigen“, sagte er. „Dylan hat die Polizei gebeten, mich anzurufen, deshalb weiß ich, was passiert ist. Es tut mir so leid … Ich packe meine Sachen und verschwinde heute noch.“
Abigail unterbrach ihn mit einer heftigen Umarmung. „Es war doch nicht Ihre Schuld, Shem. Und ich würde nicht ohne Sie auskommen.“
„Sind Sie sicher?“
„Ganz sicher. Und machen Sie sich keine Vorwürfe wegen Randy. Falls Sie sich dadurch besser fühlen … Ich hatte ehrlich nicht den Eindruck, dass er mich verletzen wollte. Tatsächlich hat er mich sogar gegenüber Hoss jr. verteidigt.“
„Danke, dass Sie mir das sagen“, murmelte Shem, verabschiedete sich und ging.
Plötzlich fiel Abigail auf, dass sie immer noch die Sachen vom Tag zuvor anhatte. Diese Familienzusammenkunft würde ohne sie weitergehen müssen. Sie musste jetzt erst einmal duschen … und leider allein.
Zehn Minuten später kam sie in frischen Jeans und einem sauberen Hemd wieder nach unten, das nasse Haar in ein Handtuch gehüllt und nach Maiglöckchen duftend. Es fiel Dylan schwer, sie nicht auf der Stelle in die Arme zu nehmen.
Die ganze Zeit wirbelte er um sie herum, führte sie zur Couch, steckte ihr Kissen hinter den Rücken. Aus den ungläubigen, amüsierten Blicken seiner Geschwister schloss Abigail, dass das eine neue Seite an Dylan war.
„Es geht mir gut.“ Sie zwang ihn, sich neben sie zu setzen. „Nun erzähl mir mehr von diesem seltsamen Kästchen.“
„Es ist ein etwas missglückter Liebeszauber“, berichtete Gaylynn, da Dylan offenbar an nichts anderes als Abigail denken konnte. „Er befindet sich schon seit vielen Jahren im Besitz unserer Familie.“
„Der Legende zufolge findet jede zweite Generation unserer Familie die Liebe dort, wo sie hinsieht, nachdem sie das Kästchen geöffnet hat“, fuhr Michael fort. „Das ist wörtlich zu verstehen.“
„Du springst immer gleich zum Schluss einer Geschichte“, beschwerte sich Gaylynn.
„Weil du ewig brauchst, um etwas zu erzählen.“
„Du hast den Ursprung ausgelassen, das junge Zigeunermädchen, das sich in einen nichtsnutzigen Grafen verliebte, der ihre Gefühle nicht erwiderte. Also hat das Mädchen sich einen Liebeszauber gekauft, aber er wurde nicht richtig ausgeführt. Jedenfalls verliebt man sich in die erste Person des anderen Geschlechts, die man sieht, nachdem man das Kästchen geöffnet hat. Ich kann bezeugen, dass es bei Hunter und mir funktioniert hat.“
„Du hast schon für Hunter geschwärmt, als du dreizehn warst“, protestierte Dylan.
„Es hat auch bei Brenda und Michael gewirkt“, fuhr Gaylynn fort. „Und jetzt bei dir und Abbie. Sie war doch die Erste, die du gesehen hast, nachdem du das Kästchen geöffnet hattest.“
„Ich habe schon erklärt, dass ich mich bereits vorher zu Abbie hingezogen gefühlt habe“, widersprach Dylan. „Als ich das Kästchen noch gar nicht bekommen hatte.“
„Und was ist mit deinem Gesang?“
„Er singt?“, stöhnte Michael. „Sag mir, dass das nicht wahr ist!“
„Dylan hat eine wunderschöne Stimme“, verteidigte ihn Abigail sofort.
„Das beweist, dass da wirklich ein geheimnisvoller Zauber am Werk ist“, stellte Michael trocken fest.
„Michael ist dadurch zum Liebling aller Babys geworden“, berichtete Brenda. „Vorher konnte er nie mit Kindern umgehen, aber Sie sollten mal erleben, wie wild jetzt alle auf ihn sind.“
„Dad hat erzählt, dass ihr zwei daran
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