JULIA COLLECTION Band 12
wie ein Profiaus“, bewunderte Gaylynn ihn.
„Ich hatte in den letzten Wochen viel Übung.“ Michael lachte.
„Ich warte immer noch auf eine Erklärung“, erinnerte ihn seine Mutter frostig. Aber sie wurde weich, als Hope ihr über Michaels Schulter hinweg zulächelte. „Oh, ist sie niedlich! Ob ich sie mal halten darf?“
„Sicher. Hope, bist du bereit, deine neuen Großeltern kennenzulernen?“
Während seine Mutter Hope hielt und der Rest der Familie sich um sie drängte, nutzte Michael die Gelegenheit, um unter vier Augen mit Brenda zu reden. „Ich weiß, ich habe dir gesagt, es wäre ungefährlich, wenn ich mit meinem Freund von der Polizei spreche, und das war ein Fehlschlag, aber meiner Familie würde ich gern die Wahrheit erzählen. Sie werden unser Vertrauen nicht missbrauchen. Was meinst du?“
Brenda war klar, dass seine Familie viele Fragen hatte, nachdem er so überstürzt geheiratet hatte. „Wir müssen ihnen etwas erzählen, und die Wahrheit ist wahrscheinlich das Beste. Bisher hast du es nicht gerade gut gemacht“, fügte sie irritiert hinzu.
„Ich habe nicht damit gerechnet, dass sie so schnell auftauchen.“
Schließlich war es Brenda, die berichtete. „Ich habe den größten Teil meiner Kindheit in Pflegefamilien verbracht“, sagte sie am Schluss. „Und ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass Hope dasselbe durchmachen muss.“
„Wir mussten schnell handeln, um Hope nicht zu verlieren“, ergänzte Michael.
„Man darf nie die Hoffnung verlieren.“ Seine Mutter lächelte.
„Danke, Mom. Ich wusste, dass du es verstehen würdest.“
Sie umarmten sich alle.
Später, als Brenda, Michaels Mutter und seine Schwester sich mit dem Baby beschäftigten, nahm Michael seinen Vater beiseite, um über das Kästchen zu reden.
„Komm, Dad, ich warte jetzt seit Wochen darauf. Was ist los mit dem Ding?“
„Es enthält einen Roma-Liebeszauber, der jede zweite Generation unserer Familie getroffen hat … seit dem frühen 18. Jahrhundert.“
„Ein Liebeszauber?“, wiederholte Michael ungläubig.
Sein Vater nickte.
„Und er trifft nur jede zweite Generation?“
„Richtig.“
„Wer soll das sein?“
„Du, Gaylynn und Dylan natürlich.“
„Na, großartig!“
„Willst du nun die Geschichte hören oder nicht?“
„Tut mir leid. Sprich weiter.“
„Es heißt, dass ein wunderschönes Mädchen sich in einen Edelmann verliebte, aber ihre Liebe war verboten, weil er ein Graf war …“
„Ein Nichtsnutz, wenn du mich fragst“, mischte Gaylynn sich ein.
„Niemand hat dich gefragt“, antwortete Michael.
„Wenn das eine Familiensage ist, habe ich genauso viel Recht, sie zu hören, wie du.“ Gaylynn merkte, wie Michael zur Küche hinübersah. „Brenda und Mom kommen wunderbar miteinander aus. Sie werden sich noch eine ganze Weile unterhalten. Erzähl weiter, Dad.“
„Wo war ich stehen geblieben?“
„Bei dem Teil, wo das schöne Zigeunermädchen sich in den nichtsnutzigen Grafen verliebte“, half Gaylynn ihm.
„Ah ja. Der Graf erwiderte ihre Gefühle nicht, und so kaufte sich das Mädchen einen Liebeszauber. Sie bezahlte mit dem einzigen Wertgegenstand, den sie besaß, einem Kästchen, das seit Generationen im Besitz ihrer Familie war. Leider ging etwas schief bei dem Zauber, und deshalb bekam das Mädchen das Kästchen zurück.“
„Was genau ist denn schiefgegangen?“, erkundigte sich Gaylynn.
„Der Zauber übersprang immer eine Generation. Nur jede zweite fand die Liebe, ‚wo sie hinsahen‘. Das ist wörtlich zu verstehen. Man verliebt sich in die erste Person vom anderen Geschlecht, die man sieht, nachdem man den Kasten geöffnet hat, und umgekehrt. Wir sind direkte Nachkommen dieses Mädchens.“
„Wie kommt es, dass ich die Geschichte nie zuvor gehört habe?“, wollte Michael wissen.
„Es ist nicht einfach eine Geschichte“, erklärte sein Vater. „Der Zauber, der mit dem Kästchen verbunden ist, hat in der Vergangenheit zu ein paar höchst ungewöhnlichen Beziehungen geführt. Deine Großeltern …“ Sein Vater schüttelte den Kopf. „Es hat sie schlimm erwischt. Meine Mutter war eine talentierte Geigerin. In den dreißiger Jahren hat sie sogar bei der Budapester Philharmonie gespielt. Sie hatte das Kästchen bekommen, als ihre Großmutter gestorben war. Mein Vater war ein viel jüngerer Automechaniker, der zu der Zeit ihren Wagen reparierte. Ein Blick, und sie waren verliebt. Ich war ihr einziges Kind.“
Er atmete tief ein. „Magda
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