JULIA COLLECTION Band 12
sich heran, um sie zu schützen. „Jetzt habe ich einen besseren Geschmack“, flüsterte er ihr ins Ohr, und sie wünschte sich, er würde an ihrem Ohrläppchen knabbern, wo er schon mal dabei war.
„Da würde dir nicht jeder zustimmen“, erwiderte sie.
„Das beweist nur, dass sie Idioten sind“, murmelte er, bevor er Brenda losließ.
Die Familie hatte sich um den Weihnachtsbaum von Michaels Eltern versammelt. „Egészégére!“ Konrad stieß mit allen an.
Brenda versuchte nicht mal, diesen Trinkspruch zu wiederholen. „Salut!“, sagte sie stattdessen und trank wie die anderen in einem Zug ihr Schnapsglas leer.
„Er ist nicht so gut wie házi pálinka … hausgemachter pálinka“, übersetzte Konrad teilweise. „Aber er genügt auch.“
„Was ist das?“, keuchte Brenda, als sie endlich wieder sprechen konnte.
„Birnenschnaps.“ Michael rieb ihr den Rücken. „Bist du okay?“
„Sicher.“ Sie klang plötzlich sehr heiser. „Ich habe diese Stimmbänder sowieso nicht so nötig gebraucht.“
„Pálinka kann am Anfang etwas überwältigend sein“, meinte Michael.
„Dylan behauptet, unsere ganze Familie wäre das.“ Gaylynn grinste.
„Dylan ist mein jüngerer Bruder“, erklärte Michael Brenda. „Er ist ständig auf Achse.“
„Ich glaube nicht, dass der Junge je sesshaft wird.“ Maria schüttelte den Kopf.
„Und ich glaube nicht, dass wir noch Zeit haben werden, unsere Geschenke vor dem Dinner auszupacken, wenn wir uns nicht beeilen“, drängte Gaylynn.
Ihre Mutter lachte. „Du warst immer so ungeduldig. Du wurdest sogar drei Wochen zu früh geboren.“
„Also, Mom, Brenda will keine Babygeschichten hören. Richtig?“
Brenda rieb sich immer noch die Kehle.
„Eine gute Zeit, die Stimme zu verlieren“, lobte Michael. „Lass dich von meiner Schwester nicht in Schwierigkeiten bringen.“ „Ich kann ganz allein in Schwierigkeiten geraten“, brachte Brenda heraus.
„Zeit, die Geschenke zu öffnen.“ Konrad klatschte in die Hände. Er sprach ein kurzes Gebet, dann griff er unter den Baum und reichte Brenda ein Päckchen. „Das ist für dich.“
Brenda hatte noch nie so früh Geschenke ausgepackt. Es war noch nicht mal dunkel, aber Michael hatte ihr erklärt, dass sie mit dem Dinner begannen, sobald der erste Stern am Himmel stand, und die Geschenke gab es vorher.
Hope saß in ihrem Kinderstuhl und quietschte vor Vergnügen, als Geschenkpapier in alle Richtungen flog. Sekunden später betrachtete Brenda sprachlos die wunderschöne bestickte rote Weste auf ihrem Schoß.
„Gefällt sie dir?“, fragte Maria.
Brenda nickte.
„Gut.“
„Rot bringt Glück“, meinte Konrad. „Mach das nächste auf.“ Er reichte ihr ein kleineres Päckchen.
Darin lag eine winzige Weste für Hope, ebenfalls rot. „Es ist ein Mutter-Tochter-Set“, erklärte Maria. „Ich habe beide kurz vor Gaylynns Geburt angefertigt. Jetzt will ich, dass du und Hope sie bekommt.“
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, flüsterte Brenda.
Maria tätschelte ihr die Schulter. „Lass uns mal sehen, ob sie Hope passt, ja?“
Natürlich sah die kleine Weste ausgesprochen niedlich an ihr aus.
„Warte, da ist etwas, das ich mir selbst geschenkt habe. Ich muss das auspacken, bevor wir weitermachen.“ Michael holte eine Videokamera unter dem Baum hervor. Natürlich hatte er sie vorher ausprobiert, um sich nicht lächerlich zu machen, wenn er die Familie beim Fest aufnahm.
Dann packten sie reihum ihre Geschenke aus und bewunderten sie. Brenda hatte Michael das etwas besorgt, von dem sie wusste, dass er es brauchte: ein neues Hemd. Etwas anderes hatte sie auch noch gekauft, aber in letzter Minute war sie dann doch zu feige gewesen, ihm die schwarzen Boxershorts aus Seide zu geben. Deshalb war sie zehn Minuten später äußerst verblüfft, als Michael eben diese Shorts aus einer Schachtel nahm.
„Wo kommen die denn her?“, fragte sie heiser.
„Angeblich sind sie von dir.“
Brenda dachte den Bruchteil einer Sekunde lang daran, das abzustreiten. Tatsächlich hatte sie keine Ahnung, wie die Shorts unter den Baum geraten waren. Zugegeben, sie hatte es morgens beim Einpacken eilig gehabt, aber sie hätte schwören können, dass sie dieses unanständige Kleidungsstück in der Tüte gelassen hatte, um es später in den Wäscheladen zurückzubringen, wo Keishas Schwester arbeitete.
„Sind sie denn nun von dir?“, drängte Michael.
„Ja.“ Sie hob trotzig das Kinn.
„Danke“, murmelte er,
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