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JULIA COLLECTION Band 12

JULIA COLLECTION Band 12

Titel: JULIA COLLECTION Band 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CATHIE LINZ
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einen Albtraum, der auf der Wirklichkeit begründet war. Alles hatte sie wieder durchlebt: das Schimmern der Messerklinge, das pure Entsetzen …
    „Es ist okay“, flüsterte sie, und ihre zitternde Stimme durchbrach die Stille in der leeren Hütte. „Du bist jetzt in Sicherheit.“
    Sie griff nach ihrem Reisewecker, der auf dem Nachttisch stand. Es war drei Uhr. Das Tageslicht, das durch die Spalten in den Vorhängen eindrang, verriet ihr, dass es Nachmittag war. Sie war nach der vierzehnstündigen Fahrt von Chicago nach North Carolina so müde gewesen, dass sie vollständig angezogen aufs Bett gefallen war.
    Wahrscheinlich wäre es klüger gewesen, unterwegs zu übernachten, aber sie hatte erst Halt machen wollen, wenn sie in der abgeschiedenen Berghütte ihres Bruders Michael angekommen war. Dabei hatte sie gehofft, die Albträume hinter sich lassen zu können.
    „Das war wohl nichts“, murmelte sie nun, rutschte zur Bettkante und stellte die Füße auf den Boden. Ihr Magenknurren erinnerte sie daran, dass sie vor dem Einschlafen nichts gegessen hatte.
    Also machte sie sich ein Salamisandwich, und als sie es fertig hatte, fiel ihr Blick auf den Karton, den Michael und seine Frau Brenda ihr am Tag zuvor auf dem Hochzeitsempfang gegeben hatten.
    Sie legte ihr Sandwich oben auf den Karton und trug alles vorsichtig nach draußen zu dem großen hölzernen Schaukelstuhl, der auf der Sonnenseite der Veranda stand. Gaylynn dachte, dass es die Art von Stuhl war, in der man viele Stunden verbringen konnte. Das geheimnisvolle Päckchen packte sie erst einmal beiseite und biss ein Stück von dem Sandwich ab.
    Der Frühling kam im Süden so viel früher. Zu Hause waren die Bäume noch kahl, aber hier hatten sie schon neue Blätter. In den Büschen raschelte es, und als Gaylynn hinsah, bemerkte sie eine Katze. Wenige Sekunden später erschienen auch noch zwei Kätzchen. Alle drei wirkten verängstigt und sehr, sehr hungrig.
    Gaylynn sprach in sanftem Ton mit ihnen, nahm etwas von der Salami aus ihrem Sandwich und bot es der Katzenfamilie an. Obwohl sie sich vorsichtig bewegte, flüchteten die drei in den Wald zurück.
    Gaylynn stiegen Tränen in die Augen. Sie wusste, wie diesen Tieren zumute war. Nur zu gut sogar. Schließlich war sie selbst völlig verängstigt. So sehr, dass sie ebenfalls lieber erst mal wegrannte und später Fragen stellte.
    Zu ihrer Erleichterung sah sie, dass die Katzen sich nicht weit entfernt hatten und jetzt zu ihr herüberblickten. Sie kniete sich hin, riss die Salami in kleine Stücke und ließ sie an einer Stelle, wo die Katzen sie sehen und riechen konnten.
    Dann kehrte sie auf die Veranda zurück und beobachtete, wie die Katzenfamilie aus dem Gebüsch kam und die Wurst verschlang. Das mehrfarbige Kätzchen war am kleinsten und bekam nur einen Bissen oder zwei ab. Die Mutter war sehr schön und schien Siamesin zu sein. Das zweite Kätzchen war cremefarben.
    Sobald das Futter weg war, rannten sie alle in den Wald zurück. Offenbar fühlten sie sich sicherer, wenn sie nicht in der Nähe von Menschen waren. Im Moment ging es Gaylynn genauso.
    Sie saß im Schaukelstuhl und griff abwesend nach dem Karton, den ihr Bruder ihr gegeben hatte. Angeblich enthielt er etwas, das ihr Glück bringen sollte.
    Ihr großer Bruder hatte eigentlich bisher nie an solche Dinge geglaubt. Bei ihrem Vater war das ganz etwas anderes. Konrad Janos hatte ausdrücklich darauf bestanden, dass Gaylynn seine besondere Hasenpfote mit auf die Reise nahm.
    Aber er konnte auch nicht wissen, dass es keinen Schutz gab gegen die blinde Angst, die sie überfallen hatte. Sie hatte ihren Eltern nichts von dem erzählt, was ihr vor einem knappen Monat passiert war, sondern nur gesagt, dass sie Urlaub von ihrem Lehrerjob in der Innenstadt von Chicago brauchte. Da ihre Eltern von Anfang an nichts davon gehalten hatten, dass sie in einer so rauen Gegend arbeitete, waren sie zu erleichtert gewesen über ihre Entscheidung, um Fragen wegen des Grundes zu stellen.
    Trotz des warmen Sonnenscheins zitterte Gaylynn, als ihr wieder die Bilder durch den Kopf schossen … die gleichen wie in ihrem Albtraum. Das Messer, das Entsetzen, das plötzliche Geschehen. Sie war in keiner Weise gewarnt worden, hatte keine Vorahnung gehabt.
    Sicher hatte es schon früher Ärger an der Schule gegeben, aber Gaylynn war bekannt gewesen für ihre Entschlossenheit und Härte. Vorher war ihr nie etwas Schlimmes passiert. Ihre Schüler mochten und respektierten sie.

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