JULIA COLLECTION Band 12
gar nicht ähnlich. Womöglich war sie vorbestraft. Zugegeben, er konnte Leute ziemlich gut einschätzen, aber Brenda hatte ihn ganz schön durcheinandergebracht. Sobald er wieder in seiner Wohnung war, wollte er mit seinem Laptop mal ein paar einfache Erkundigungen über Brenda einziehen. Allerdings rechnete er nicht damit, dass irgendwas bei dieser Frau je einfach sein würde.
Er folgte ihr nun zur Rückseite des Hauses. Diese Teenager verehrten sie offenbar. Sie hatte Limonade und Hamburger für alle, und Mrs. Martinez’ Salsa erwies sich als Hit.
„Sie sind keine Verbrecher“, sagte sie plötzlich leise. Michael hatte gar nicht gemerkt, dass sie näher gekommen war, und nun verspürte er plötzlich den starken Drang, sie an sich zu ziehen und zu küssen. Und warum kämpfte er eigentlich dagegen an?
Was war schon dabei, dass Brenda sich von all den Frauen unterschied, zu denen er sich früher hingezogen gefühlt hatte? Daran war doch nichts verkehrt. Sie war eine sexy Frau und hatte gerade die richtige Größe für ihn. Das hatte er festgestellt, als sie die Schulter unter seinen Arm geschoben hatte. Und als er sie dann etwas später kurz in den Armen gehalten hatte, war es ihm erschienen, als wäre sie wie für ihn geschaffen.
Womöglich war diese Sache mit der Hausmeisterstelle geradezu ein Segen für ihn.
„Warum sehen Sie mich so an?“, fragte Brenda misstrauisch.
„Wie denn?“
„Auf die alte ‚Ich bin ein Mann, du bist eine Frau‘-Art.“
Er zuckte mit den Schultern. „Ist es denn so seltsam, wenn ich Sie als Frau sehe?“
„Darauf können Sie wetten. Ich bin nicht dieser Typ.“
„Was meinen Sie damit?“
„Der Typ, bei dem Männer Stielaugen bekommen.“
Das ärgerte ihn, und sein Blick verfinsterte sich.
„Aha“, sagte Brenda. „Das ist schon eher der Ausdruck, den ich bei Ihnen gewohnt bin.“
„Sie wissen gar nichts von mir. Wir haben uns ja erst heute Nachmittag kennengelernt.“
„Daran brauchen Sie mich nicht zu erinnern.“ Ihr war immer noch nicht klar, was vor ein paar Stunden geschehen war, als sie aus seiner Küche gekommen war, um ihm zu melden, dass sein Herd repariert war. Sie hatte sich so seltsam gefühlt … als wäre sie durch unsichtbare Ketten an Michael gefesselt. Es war ihr vorgekommen, als würde sein Blick bis in ihre Seele vordringen, und sie war noch immer damit beschäftigt, das zu verarbeiten. Weil Männer sie normalerweise nicht so ansahen. Außer sie wollten etwas … gewöhnlich wollten sie Geld borgen. Ansonsten war sie bloß ein Kumpel. Das war sie immer gewesen. Mit einer Ausnahme …
Entschieden schob sie den alten Schmerz beiseite und konzentrierte sich darauf, den Rest ihrer Sachen in ihre neue Wohnung zu befördern. Dabei spürte sie die ganze Zeit Michaels intensiven Blick auf sich. Und er wirkte wie ein Außenseiter, so wie er da stand, alles beobachtete, sich aber nicht einmischte.
„Würden Sie gern reinkommen und einen Kaffee oder sonst etwas trinken?“ Sie konnte ihn einfach nicht da stehen lassen. „Wir haben eine Menge zu essen.“
Michael wollte eigentlich nein sagen. Mit einem Haufen Teenager zusammenzusein war nicht gerade sein Fall, aber aus irgendeinem Grund mochte er nicht ablehnen. Er war heute wirklich nicht er selbst.
„Es ist keine so schwierige Frage“, meinte Brenda, als er nicht antwortete. „Schauen Sie, ich will nicht, dass Sie das falsch verstehen, aber es würde den Leuten leichter fallen, Sie kennenzulernen, wenn Sie …“
„Wenn ich was?“, erkundigte er sich irritiert. „Sprechen Sie weiter.“
„Wenn Sie ein bisschen lockerer werden würden.“
Sein hitziger Blick hätte einen schwächeren Menschen total eingeschüchtert, aber nicht Brenda.
„Ja, nun, wir können nicht alle Susi Sonnenschein sein“, erwiderte er.
Sie wurde rot. Sah er sie so? Ihr war klar, dass er damit nicht allein dastand. Wenn sie nur alle gewusst hätten, wie weit das von der Wahrheit entfernt war. Da war eine kalte Dunkelheit in ihrer Seele, die von Fröhlichkeit unberührt blieb.
Aber sie war noch nie fähig gewesen, nein zu sagen, wenn jemand etwas brauchte, weil sie wusste, wie es war, etwas nötig zu haben und es nicht bekommen zu können … niemals.
„Das war eine dumme Bemerkung.“ Michael berührte ihre Wange. „Es tut mir leid.“
Ihr Herz schien für einen Moment auszusetzen. Seine Berührung war so sanft.
„He, Brenda, wo soll dieser Karton hin?“, fragte der dreizehnjährige Juan.
Brenda trat
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