JULIA COLLECTION Band 12
dem Cousin des ehemaligen Bürgermeisters verwandt war. Da hat sie es für ihre Pflicht gehalten, nach Hause zu kommen und etwas für die Gemeinde zu tun, nachdem sie ihre Stellung in Chattanooga aufgegeben hatte. Immerhin war es eine Familientradition, der Öffentlichkeit zu dienen.“
„Das ist alles nicht dein Problem, Gaylynn.“ Hunter setzte sich zu ihr und wedelte mit der Dessertkarte, um sie abzulenken. „Hier gibt es den besten Apfelkuchen. Willst du welchen?“
Aber Gaylynn wollte vorläufig nichts davon wissen. „Erzählen Sie mir von dieser Bücherei“, forderte sie Darlene auf.
„Wir können sie Ihnen zeigen. Sie ist nur einen Steinwurf von hier entfernt.“
„Also, Darlene, Gaylynn hat bessere Dinge zu tun, als ein baufälliges Gebäude zu erforschen. Geh jetzt, und lass sie in Ruhe essen.“
„Ignorieren Sie ihn“, befahl Gaylynn der Kellnerin.
„Das kann ich nicht. Er vertritt hier das Gesetz.“ Darlene grinste. „Ich sehe mal nach, ob noch Apfelkuchen übrig ist.“
„Heb mir ein Stück auf“, rief Hunter ihr nach.
„Du hältst dich wohl für unwiderstehlich, was?“, sagte Gaylynn, als Hunter eine Handvoll Pommes frites von ihrem Teller stahl.
„Findest du nicht, dass ich das bin?“ Hunter steckte sich eine Fritte in den Mund.
Sie beobachtete, wie er kaute, und dachte: Ja, das bist du in der Tat.
„Du starrst mich an, Red.“
„Nenn mich nicht so!“ Sie warf ihm einen grimmigen Blick zu. „Und nimm die Hände von meinen Pommes frites.“
Hunter war stark in Versuchung, wesentlich mehr anzufassen als bloß ihre Pommes frites. Gaylynn trug ein rotes T-Shirt mit spitzenbesetztem V-Ausschnitt, und der war gerade tief genug, dass Hunter sich wünschte, er könnte mehr sehen.
Nun betrachtete er Gaylynns Brüste, die sich rasch hoben und senkten. Er hatte an Gaylynn immer als ein dünnes junges Mädchen gedacht, aber ihre Brüste passten nicht zu diesem Bild. Er hätte sie zu gern in die Hände genommen und mit den Daumen über die Spitzen gestrichen.
Nachdem sie sich neulich im Wald geküsst hatten, hatte er die ganze Nacht nicht schlafen können. Um zwei Uhr nachts kalt duschen zu müssen war nicht gerade komisch. Was hatte Gaylynn nur an sich, das ihn so scharf machte? Waren es diese vollen Lippen, die so erotisch wirkten? Oder das Feuer in ihren braunen Augen? Was geschah bloß mit ihm?
Hunter hatte keine Ahnung, wie lange er in einer Art von Trance geblieben wäre, wenn Gaylynn sich nicht plötzlich vorgebeugt und in die Fritte gebissen hätte, die er immer noch in der Hand hielt.
Als sie mit den Lippen seine Fingerspitzen streifte, stieg heiße Begierde in ihm auf. Ihr triumphierender Blick machte ihn sprachlos. Oder war ihr verführerisches Lachen daran schuld, dass er kein Wort mehr herausbrachte? Wie auch immer, diese Anziehungskraft überwältigte ihn völlig.
Gaylynn schien zu merken, dass etwas nicht in Ordnung war. Jedenfalls warf sie Hunter einen fragenden Blick zu.
Sie sahen sich lange in die Augen. Der Lärm im Café war für keinen von ihnen mehr von Bedeutung. Hunters Blick war für Gaylynn wie eine Liebkosung und übte eine verheerende Wirkung auf sie aus. Die Zeit schien stillzustehen. Gaylynn wusste nicht, ob zwei Sekunden oder zwei Minuten vergangen waren. Ihr war nur klar, dass sie noch nie zuvor etwas so Faszinierendes gesehen hatte … die leichte Veränderung in Hunters Gesicht, seine Wimpern, die im Sonnenlicht glänzten, das durchs Fenster hereinkam, die Lachfältchen in seinen Augenwinkeln, die Offenheit …
„Hier, zweimal Apfelkuchen, ganz frisch aus dem Ofen“, verkündete Darlene. Keiner von ihnen hatte gemerkt, dass sie näher gekommen war.
Hunter und Gaylynn hoben verblüfft die Köpfe, nachdem sie so abrupt aus ihrer Träumerei gerissen worden waren, und hätten fast die Teller umgeworfen, die Darlene auf den Tisch stellte.
„Lieber Himmel, ihr zwei seid ja unglaublich schreckhaft.“ Die Kellnerin lachte und eilte davon, um dem ungeduldigen Boone seine Rechnung zu geben.
Gaylynn hätte gern etwas Geistreiches gesagt, aber ihr Verstand funktionierte zurzeit nicht richtig. Also griff sie stattdessen nach ihrer Gabel und begann zu essen. Der Apfelkuchen schmeckte wirklich wunderbar, die Kruste war knusprig, und das Vanilleeis obendrauf war die Krönung.
Ebenso wundervoll war die Erinnerung an den Blick, den Hunter ihr gerade zugeworfen hatte. Auf diese Weise hatte er sie nie zuvor angesehen. So als würde er das Gleiche für
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