JULIA COLLECTION Band 14
Klingeln an ihrer Haustür hörte, sprang sie auf, schlüpfte in ihren kurzen pfirsichfarbenen Kimono und rannte ins Haus.
„Ich komme schon!“, rief sie, da die Klingel noch mehrmals ungeduldig ertönte. „Ist ja gut! Ich bin nicht taub!“, protestierte sie und riss die Tür auf.
„Nein, aber unglaublich.“
Die warme, tiefe männliche Stimme ging Kirby durch und durch. Einen Moment lang bekam sie vor Erstaunen über die Erscheinung auf ihrer Türschwelle kein Wort heraus. Sie musterte den Mann schweigend und fragte sich, ob sie draußen auf dem Liegestuhl eingeschlafen und dies lediglich einer ihrer erotischen Träume war, die sie von Zeit zu Zeit heimsuchten.
Ihr Gast sah umwerfend aus. Sein pechschwarzes Haar war lang und glatt und im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Womit, das war momentan nicht zu erkennen. Er trug ein kurzärmeliges weißes T-Shirt – keine Kaufhausware –, unter dem sich deutlich seine Muskeln abzeichneten. Die lässige hellgraue Hose musste ebenfalls teuer gewesen sein und betonte seine schmale Taille.
Was vor allem Kirbys Aufmerksamkeit weckte, war jedoch die pfirsichfarbene Rose, die der Mann in der einen Hand hielt, und die beschlagene Magnumflasche Champagner in der anderen. Sie zwang sich, ihm wieder ins Gesicht zu sehen. Er hatte graue Augen mit langen schwarzen Wimpern und geraden, eleganten Brauen. Seine Nase war schmal, seine Lippen voll, und seine Wangenknochen schienen aus italienischem Marmor gemeißelt. Ein Lächeln erschien auf seinen sinnlichen Lippen, und er nickte ihr zur Begrüßung zu.
„Hallo“, sagte er schlicht.
Kirby bemerkte, dass sie ihn mit offenem Mund anstarrte, und riss sich schnell zusammen. „Äh, hallo.“
Er lächelte vielsagend. „Ich heiße James. Und Sie?“
„Kirby“, antwortete sie, ohne nachzudenken.
„Wollen wir uns draußen ein bisschen amüsieren?“
Sie blinzelte ihn benommen an. „Wie bitte?“
Er zuckte die Schultern. „Na schön, wir können uns auch drinnen amüsieren. Das gefällt mir ohnehin besser.“
Sie schüttelte den Kopf, um die Benommenheit loszuwerden, und fragte sich, ob sie vielleicht zu lange in der Sonne gelegen hatte. „Wer sind Sie eigentlich?“
Seine Miene wurde ein wenig ernster, als könne er es nicht fassen, dass sie diese Frage gestellt hatte. „Wer ich bin?“, wiederholte er ungläubig. „Ich bin James Nash.“
Kirby sagte nichts, sondern wartete auf weitere Erklärungen. Doch da er sie lediglich ansah, fragte sie schließlich: „Was verkaufen Sie?“
Er runzelte erstaunt die Stirn. „Verkaufen? Ich?“
Sie nickte und hielt die Haustür fester, bereit, sie zuzuschlagen. Es spielte überhaupt keine Rolle, wie gutaussehend der Kerl war. Sie war müde, hatte Kopfschmerzen und war nicht in der Stimmung für irgendwelche Spielchen.
Außerdem fiel ihr wieder ein, dass sie unter ihrem Kimono nackt war. Endicott war zwar einer der sichersten Orte auf der Welt, gemessen am Rest des Landes, aber es gab schließlich genug Verrückte. Es war ja durchaus möglich, dass sich einer in diese kleine Stadt verirrt hatte.
„Was immer Sie verkaufen“, sagte sie und begann die Tür zuzuschieben, „ich will nichts.“
Doch bevor die Tür ganz zu war, schob der Fremde seinen offenkundig teuren italienischen Schuh dazwischen. „Sie verstehen mich nicht – ich bin James Nash“, erklärte der Mann noch einmal langsam und deutlich, als spräche er mit einem kleinen Kind. „Nash“, sagte er und wartete einen Moment, ehe er hinzufügte: „Vielleicht haben Sie mein Gesicht vor ein paar Monaten auf dem Titelblatt von ‚Tattle Tales‘ gesehen. Sie haben mich dieses Jahr zum begehrenswertesten Mann Amerikas gewählt.“
Kirby konnte sich zwar vorstellen, dass ein Mann mit seinem Aussehen einen solchen Preis gewann, doch glaubte sie ihm kein Wort. „Na, herzlichen Glückwunsch. Aber anscheinend haben Sie mich verwechselt mit der leichtgläubigsten Frau Amerikas. Das müsste meine Freundin, Angie, sein. Sie lebt auf der anderen Seite der Stadt. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden … auf Wiedersehen.“
Sie versuchte, die Tür zu schließen, doch der Fuß von James Nash, dem begehrenswertesten Mann Amerikas, hinderte sie daran. Er lächelte, und verdammt, ja, er sah begehrenswert aus. Skeptisch registrierte Kirby, dass sich prickelnde Wärme in ihr ausbreitete. Anscheinend brauchte sie wirklich einen Mann, wenn schon ein völlig Fremder ihr Verlangen entfachte.
„Sie wissen
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