JULIA COLLECTION Band 14
lassen würde.“ Er ließ die Hände sinken und beugte sich vor, sodass sein Gesicht nur noch wenige Millimeter von ihrem entfernt war. „Was haben die Henry Monroes und Mark Benedicts, was ich nicht habe?“
Sie seufzte und wollte seiner Behauptung widersprechen, dass sie ihre Unschuld unbedingt verlieren wollte. Doch das konnte sie nicht. Denn in den vergangenen zwei Jahren hatte sie tatsächlich alles darangesetzt, um die wenigen verbliebenen begehrten Männer in Endicott auf sich aufmerksam zu machen.
Sie war so sicher gewesen, dass Bob ihr ihren Wunsch erfüllen würde, sobald sie dreißig war. Sie war überzeugt gewesen, dass der Komet sie nicht im Stich lassen würde, denn was sie sich vor fünfzehn Jahren gewünscht hatte, war so edel und schlicht gewesen: Liebe. Mehr hatte Kirby nicht gewollt. Einen netten Mann, dem sie so viel bedeuten würde wie er ihr, mit dem sie eine Familie gründen konnte. Sie hoffte noch immer, diesen Mann eines Tages zu finden, und zwar hier in ihrer Stadt. Doch wie sollte das geschehen, wenn alle Männer in Endicott in ihr eher eine kleine Schwester, eine Nachbarin oder eine Tochter sahen?
„Was die haben, was Sie nicht haben?“, wiederholte sie. „Eine Postleitzahl in Endicott.“
James neigte den Kopf, sodass ihm sein schwarzes langes Haar auf die Schulter fiel. Aus irgendeinem Grund sehnte Kirby sich danach, die seidigen Strähnen durch ihre Finger gleiten zu lassen und ihn sanft zu sich herunterzuziehen. Stattdessen beobachtete sie ihn und fragte sich, was er wohl dachte.
„Sie haben mir beim Abendessen neulich erzählt, Sie seien wegen des Kometenfestivals nach Endicott gekommen“, sagte sie. James nickte schweigend. „Dann kennen Sie sich mit Bob sicher gut aus.“
„Ja“, bestätigte er.
„Kennen Sie auch die Überlieferungen? Die Sagen? Die Mythen?“
„Ich habe meine Hausaufgaben gemacht, bevor ich in die Stadt kam.“
„Dann kennen Sie ja auch die Legende von den Wünschen.“
„Einwohner Endicotts, die im Jahr des Kometen geboren sind, können sich angeblich bei Bobs nächster Wiederkehr etwas wünschen. Beim dritten Besuch in ihrem Leben geht dieser Wunsch dann in Erfüllung. Ja, ich kenne die Geschichte. Sie ist ziemlich wunderlich.“
„Und sie ist wahr.“
Seine Miene verriet, dass er ihr kein Wort glaubte. „Wirklich?“
„Ich wurde im Jahr des Kometen geboren“, berichtete Kirby und fragte sich, weshalb sie jemanden wie James Nash in ihre geheimen Träume und Sehnsüchte einweihte. Vielleicht wollte sie ihm nur zu verstehen geben, wie wichtig es ihr war, den richtigen Mann zu finden und mit ihm eine Familie zu gründen. Vielleicht würde er sie dann in Ruhe lassen.
„Beim letzten Erscheinen des Kometen war ich fünfzehn“, begann sie von Neuem.
James überlegte, was eine Frau wie sie sich mit fünfzehn Jahren wohl gewünscht hatte. Ein neues Auto? Ein Rendezvous zum Schulball? Eine Eins in Mathe? Reine Haut? Er versuchte, sie sich als Teenager vorzustellen, und kam rasch zu dem Ergebnis, dass sie kaum anders ausgesehen haben konnte als jetzt.
„Haben Sie sich bei Bobs letztem Besuch etwas gewünscht?“, erkundigte er sich.
„Ja“, erwiderte sie.
„Und wie lautete der Wunsch?“
„Ich habe mir wahre Liebe gewünscht“, verkündete sie ohne Umschweife. „Die Art von Liebe, die zwei Menschen ihr Leben lang verbindet, in guten wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod sie scheidet. Die Art von Liebe, zu der ein kleines Haus und Kinder gehören.“
James starrte sie entsetzt an. Er war geschockt, dass ein fünfzehnjähriges Mädchen bereits ihre Hochzeit plante und sie einen Wunsch vergeudete, den sie für etwas viel Besseres hätte einsetzen können. „Sie haben sich gewünscht, dass Sie heiraten und Kinder bekommen?“
Sie verstand seine Reaktion nicht. „Ja.“
„Sie haben eine derartige Chance mit so etwas verschwendet?“
„Es war nicht verschwendet“, verteidigte sie sich. „Es war ein edler, von ganzem Herzen kommender Wunsch.“
„Kirby, wieso haben Sie sich einen Mann und Kinder gewünscht? Das hätten Sie doch ohnehin irgendwann bekommen. Natürlich war dieser Wunsch vergeudet.“
„Wie sollte ich denn wissen, dass ich das bekomme?“, konterte sie. „Es ist ja noch immer nicht passiert! Bob hat mir meinen Wunsch nicht erfüllt.“
„Ja, weil Sie ihn beleidigt haben, indem Sie sich so etwas gewünscht haben.“
Sie stöhnte ungeduldig. „Sie machen sich lächerlich.“
„Ich mache mich
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