JULIA COLLECTION Band 14
Armen.“
Er schien aufrichtig erstaunt und besorgt. „He, warum hast du das denn nicht gleich gesagt? Dagegen kann ich etwas tun.“ Er stand auf und trat hinter sie, doch anstatt sie zu befreien, begann er ihre Unterarme zu massieren. „Wo tut es weh? Hier?“
Die sanfte Berührung seiner Fingerspitzen auf ihrer Haut hatte eine Wirkung auf Angie, die sie nur zu gern ignoriert hätte. Seine Berührungen sollten ihr vor Entsetzen eine Gänsehaut verursachen, kein sinnliches Prickeln.
Doch sosehr sie es sich wünschte, Ethan Zorn hassen zu können oder zumindest eine Abneigung gegen ihn zu empfinden, es gelang ihr nicht. Trotz seines verdammenswerten Berufes, der ihn zwang, das Gesetz zu übertreten, und trotz der Tatsache, dass er hoffnungslos unmoralisch war …
Sie seufzte im Stillen. Er schien ein so netter Mann zu sein. Er war witzig, klug, attraktiv und sexy. Er war in eigenartiger Weise sogar zärtlich und fürsorglich. Angie reagierte unwillkürlich auf ihn, wie sie auf jeden Mann mit diesen Eigenschaften reagiert hätte.
Er hat selbst zugegeben, dass er ein Krimineller ist, ermahnte sie sich. Er hat dir ins Gesicht gesagt, dass er für die Mafia arbeitet und die Firma deines Vaters für kriminelle Absichten benutzen will. Ja, aber er ist so gutaussehend, hielt sie gleichzeitig dagegen. Außerdem war ihre Reaktion auf ihn nicht allein ihre Schuld. Bob hatte doch auch Einfluss darauf, oder? Unter normalen Umständen hätte sie Ethan Zorn ganz sicher zurückgewiesen. Aber Bob sorgte dafür, dass alle Bewohner von Endicott sich merkwürdig benahmen. Also konnte Angie gar nichts dafür, wenn sie sich zu einem Kriminellen hingezogen fühlte.
„Besser?“,hörte sie Ethan mit rauer Stimme fragen. Während er behutsam ihre Muskeln massierte, fühlte sie seinen warmen Atem in ihren Haaren. Mit den Fingern streichelte er ihre Arme vom Handgelenk bis zum Ellbogen. Angies Blut pulsierte plötzlich heftig durch ihren Körper, und eine eigenartige Hitze breitete sich in ihr aus. Ihr Herz pochte wild, und sie atmete flach.
„Ein … ein bisschen höher“, brachte sie mühsam hervor. „Ein Stück über den Ellbogen.“
Dass sie ihn nicht sehen konnte, weil er hinter ihr stand, ermutigte sie. So konnte sie sich vorstellen, er sei jemand anders, der besser zu ihr passte und in den sie sich guten Gewissens verlieben durfte. Angie schloss die Augen und versuchte das Bild eines anständigen, guten Mannes heraufzubeschwören, auf den sie stolz sein konnte. Doch in ihren Gedanken haftete das Bild eines dunkelhaarigen Mannes mit wundervollen braunen Augen, die sich allem Bösen dieser Welt widersetzten, und dieser Mann war kein anderer als Ethan Zorn.
Sie hatte keine Ahnung, weshalb ihr Gehirn sie auf diese Weise narrte und wieso ihr die restliche Vernunft nun endgültig schwand. Natürlich hatte der Komet Bob damit zu tun. Trotzdem …
Etwas an Ethan stimmte ganz und gar nicht und stand in eigenartigem Gegensatz zu seiner Arbeit. Sie vermochte nicht zu sagen, warum sie sich dessen so sicher war, aber irgendwie wusste Angie genau, dass er nicht der war, für den er sich ausgab. Er war nicht nur kein Vertreter für die Cokely Chemical Corporation, sondern ebenso wenig ein Mafiagangster. Zumindest war er in seinem Herzen kein schlechter Mensch.
Sie wünschte, sie hätte die Zeit, das zu ergründen, und nahm sogar eine rasche Analyse all der Hinweise vor, die sie zu ihren Vermutungen geführt hatten. Vielleicht würde ihr etwas einfallen, was sie zuvor übersehen hatte. Doch in diesem Moment glitten seine Finger höher, über ihre Schultern und ihren Nacken, und sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
„Oh, Ethan“, murmelte sie, als er mit dem Daumen ihre Wange entlangfuhr. Es war das erste Mal, dass sie ihn bei seinem Vornamen genannt hatte, und dennoch erschien es ihr eigenartig vertraut.
Er kam noch näher und beugte sich über sie, bis ihre Köpfe sich auf gleicher Höhe befanden. „Fühlst du dich jetzt besser?“, erkundigte er sich mit leiser, samtweicher Stimme.
Sie nickte langsam. „O ja.“
„Dann schmerzen deine Arme also nicht mehr?“
„Nein, ich fühle mich sehr … sehr gut.“
„Fein, denn ich fühle mich plötzlich auch viel besser.“
Sie wollte noch etwas sagen, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken, denn Ethans raue Wange streifte ihre. Und plötzlich sehnte sie sich danach, ihn auch zu berühren, seine warme Haut. Sie wollte ihm das dichte dunkle Haar zerzausen und die
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