JULIA COLLECTION Band 14
wie er in der Behandlung Außenstehender, die sich in Sachen einmischten, die sie nichts angingen. Wenn Ethan nichts unternahm, um Angie zum Schweigen zu bringen, würde jemand anderes es tun. Und dieser Jemand konnte sie unter Umständen für immer zum Schweigen bringen. Bestenfalls würde man sie einschüchtern, damit sie ihre Nachforschungen einstellte. Schlimmstenfalls würde man ihr mit Gewalt zusetzen.
Ethan war nicht leicht einzuschüchtern, aber die Leute, mit denen er in letzter Zeit zu tun hatte, waren unberechenbar. Obwohl er seit sechs Monaten zum inneren Kreis gehörte, wusste er, dass sie ihm noch immer nicht trauten. Und er traute ihnen ebenso wenig, zumindest nicht, was seine eigene Sicherheit betraf, und schon gar nicht, wenn es um Angies Sicherheit ging.
Sie hatte in ihrer Zeitung genug angedeutet, um jeden in Alarmbereitschaft zu versetzen. Kein Wunder, dass die Mafia, die überall Gefahr witterte, nervös wurde.
Die einzige Möglichkeit, Angie in Sicherheit zu bringen und dafür zu sorgen, dass die Typen sie in Ruhe ließen, war, ihr rund um die Uhr Schutz zu gewähren und sie als jemanden zu etablieren, der ihm und seiner Arbeit gegenüber loyal war. Und das ließ sich nur auf einem Weg erreichen: Er musste sie heiraten.
Vielleicht war er altmodisch, sexistisch und verrückt, aber er sah sich gern in dem Bild des Ritters, auch wenn die Rüstung über die Jahre schon ein wenig stumpf geworden war. Aber selbst wenn man sich mit den falschen Leuten abgab, brauchte man seine eigene Moral. Ein Mann musste wissen, wo er die Grenze ziehen musste zwischen richtig und falsch.
Zugegeben, seine Grenze hatte sich in den vergangenen Jahren oft hin und her verschoben. Aber wenigstens existierte sie noch für ihn. Dafür zu sorgen, dass Unschuldige nicht zu Schaden kamen, war eindeutig richtig. Allerdings war es absolut lebenswichtig, dass er niemandes Misstrauen weckte bei dem Versuch, Angie zu schützen. Er brauchte eine legitime Erklärung, weshalb er mit ihr zusammenlebte und auf sie aufpasste.
Aber sie befanden sich in Endicott, einer beschaulichen kleinen Stadt. Es würde ihn nicht wundern, hier noch dreißigjährige Jungfrauen anzutreffen. Keine anständige Frau würde sich mit einem Mann wie Ethan Zorn einlassen. Es sei denn, sie konnte „kosmische Einflüsse“, sprich Bob, dafür verantwortlich machen.
Nachdenklich wandte Ethan sich von Angie ab und ging langsam zum Wohnzimmerfenster, wo ein kleines, billiges Teleskop stand. Ethan untersuchte es mit echtem Interesse.
„Du besitzt ein Teleskop“, sagte er, um vorübergehend vom Thema „Heirat“ abzulenken.
„Jeder in Endicott hat eines, wenn Bob auftaucht“, erwiderte sie nach kurzem Zögern.
Ethan beugte sich zum Okular herunter und schaute hindurch. „Ich kann nicht viel erkennen.“
„Ich kann genug sehen, um zu wissen, was was ist.“
Er hob den Kopf. „Ich glaube, Angel, du siehst nur Dinge, die du sehen willst.“
Sie stand auf, stellte das Weinglas auf den Tisch und ging zu ihm. „Ach ja?“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Nun, so gern ich auch den Richtigen treffen und heiraten möchte, erkenne ich doch ziemlich deutlich, dass du es nicht bist. Von welcher Heirat du auch sprichst, mit mir hat das nichts zu tun.“
Er lächelte. „Das werden wir ja sehen.“ Er richtete sich auf und schob die Hände in die Hosentaschen. Einen Moment lang betrachtete er sie schweigend – ihre ausdrucksvollen braunen Augen, ihre halb geöffneten Lippen und die leicht geröteten Wangen, die verrieten, dass sie keineswegs so ruhig war, wie sie sich gab. Dann ging er an ihr vorbei und drehte sich um.
Von hinten war sie noch faszinierender, und ihre Rundungen reizten ihn, sie zu berühren und zu erforschen. Wer weiß, dachte er, vielleicht würde das später kommen, sobald sie offiziell Mann und Frau waren. Aber das hing vermutlich von Bob ab – zumindest, was Angie betraf.
„Angel“, begann er noch einmal. „Du hast einige Dinge über mich und meine Geschäftspartner verbreitet, die uns in keinem allzu guten Licht erscheinen lassen.“
Sie wirbelte herum und knurrte: „Das mag vielleicht daran liegen, dass du und deine Geschäftspartner ein Haufen mieser Gangster seid!“
„Oh, du zeigst deine Krallen“, bemerkte er und bewunderte insgeheim ihren Mut.
Sanfter fügte sie hinzu: „Wie ich dir bereits gestern sagte, du machst mir keine Angst.“
Er ging wieder einige Schritte auf sie zu, bis sein Gesicht sich dicht
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